Werbezauber auf dem Dorfplatz

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12. Januar 2024 – Ein riesiges Plakat mit einem «d» im farbigen Stern, ein grosses Banner («Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Wir haben offen»), Flaggen und Stellwerbung beim Eingang, Werbung selbst auf der Rückseite des Hauses: Marketing total auf gut Glück, denn da gibt es auch noch die Baubehörde. (2 Kommentare)

12. Januar 2024 – Ein riesiges Plakat mit einem «d» im farbigen Stern, ein grosses Banner («Wir freuen uns auf Ihren Besuch. Wir haben offen»), Flaggen und Stellwerbung beim Eingang, Werbung selbst auf der Rückseite des Hauses: Marketing total auf gut Glück, denn da gibt es auch noch die Baubehörde.

Werbung, so weit das Auge reicht (Fotos: rs)
Werbung, so weit das Auge reicht (Fotos: rs)

Wer zum Einkaufen auf den Dorfplatz kommt, staunt beim Anblick der Fassade der ehemaligen Credit Suisse-Filiale. Gleichzeitig stellt man sich die Frage, ob in Sachen Werbung alles erlaubt ist, was gefällt. In der Amtssprache ausgedrückt: Braucht es für eine solche Marketingoffensive eine Bewilligung? Und wenn ja: Hat die gestrenge Baubehörde diese ungewöhnliche Form von «Kunst am Bau» tatsächlich gutgeheissen?

Eine Nachfrage bei der Gemeinde ergibt, dass «die Baubewilligungs-Verfahren noch ausstehend sind». Tönt etwas sibyllinisch, deshalb die Bitte um Präzisierung, die umgehend folgt: «Die Reklameanlagen wurden einfach ohne Bewilligung erstellt. Selbstverständlich wird verlangt, dass die Gesuche nachgereicht werden.»

Hinzu kommt laut Auskunft der Gemeinde, dass für die Stellwerbung und die Flaggen vor dem Eingang «aktuell ein Vertrag mit dem Liegenschaftenbesitzer in Erarbeitung» sei. Dabei gehe es «um die Nutzung des öffentlichen Grunds, für welchen es eine Bewilligung oder einen Vertrag braucht». Aha.

«Man weiss noch nicht, dass es uns gibt»

simone Delay
Simone Delay (Foto: pd)

Simone Delay ist die Besitzerin und Geschäftsführerin der Drogerie am Dorfplatz. Sie hat viel Geld in den Laden gesteckt und beschäftigt acht Mitarbeiterinnen. Dass für die Plakate, Banner, Schriftzüge und Signete eine Baubewilligung nötig sei, habe sie nicht gewusst Sowieso seien das alles provisorische Massnahmen: «Wenn die Bäckerei Hausammann im Erdgeschoss einzieht, müssen wir uns gemeinsam Gedanken über die Beschriftung unserer Geschäfte machen.» Sie hoffe, dass die Gemeinde bis dahin ihre spontane Werbeaktion zulasse, «denn dass wir im Dorf eine Drogerie führen, ist ja auch der Wunsch der Gemeinde und im Sinne der Bevölkerung».

Auf die Frage, wie sie mit ihrem Geschäft vorankomme, sagt Simone Delay, sie habe einen etwas harzigen Start gehabt: «Die Leute wissen noch nicht richtig, dass es uns gibt – deshalb ja auch die Werbung, mit der wir auf uns aufmerksam machen wollen.»

Kein Baustopp der Gemeinde

Es komme hin und wieder vor, dass Personen nicht wüssten, was baubewilligungspflichtig sei und «etwas errichten, für das die Gemeinde nachträglich das Einreichen eines Baugesuch verlangen muss», sagt Kommunikationschefin Melanie Marday-Wettstein. In der öffentlichen Ausschreibung werde das dann jeweils vermerkt, beispielsweise mit dem Anhang «bereits erstellt». Ein Eingreifen im Sinne eines Baustopps sei nicht mehr möglich, «weil die Anlagen schon erstellt sind».

Man kann also – so die Quintessenz – die Aussenhüllen von Häusern auf gut Glück nach eigenen Vorstellungen gestalten und dann auf die Kulanz der Baubehörde hoffen. Dieses Prinzip funktionierte schon beim «lila Haus» an der Zolliker Strasse, das laut Baugesuch eine diskrete, gräuliche Farbe bekommen sollte, dann wurde es lila angestrichen. Die Baubehörde führte in der Folge vor Ort einen Augenschein durch und kam zum Schluss, dass «die Farbigkeit des Neubaus einer zeitgemässen Haltung entspricht». (rs)

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Dass die Bevölkerung die neue Drogerie nicht zur Kenntnis genommen hat, ist kaum wahrscheinlich. Aber bei einem Besuch im Geschäft stellt man rasch fest, dass es sich nicht um eine klassische Drogerie handelt, sondern um eine Parfümerie, wo man zB vergeblich Haushaltschemikalien sucht – und dann auch noch dies und das aus der Parfumabteilung mitnähme. Kundinnen werden Schönheitscrèmes und teure Parfums eher in der Stadt einkaufen.

Liebe Frau Kraus-Billeter, ich weiss nicht, ob Sie wirklich in dieser Drogerie waren oder Sie am falschen Ort gesucht haben. Meine Haushaltschemikalien bekomme ich hier ohne Mühe. Für Brillen gibt es ja zum Glück einen Optiker in Zollikon

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