Gedudel vor prächtiger Bergkulisse

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14. März 2024 – Unweit des Dorfes Vella in der Val Lumnezia liegt ein kleiner See, und an diesem See gibt es ein Restaurant.  In diesem Restaurant ist der Aussenbereich der Hauptteil, die eigentliche Gaststube ist eher klein. Draussen aber stehen viele grössere Tische und Sessel. Felle sorgen dafür, dass man warm und behaglich sitzt.

Gaststätte am See
Lauschiges Restaurant am See in der Val Lumnezia (Fotos: Adrian Michael)

VON ADRIAN MICHAEL

An einem prachtvollen Tag im Februar war ich wieder einmal dort. Menschen sassen an der Sonne und hielten es mit Erich Kästner: «Alle Welt fühlt sich gehoben, blinzelt glücklich schräg nach oben und bewundert die Natur.» Ich richtete mich an meinem Tisch ein, genoss den freien Blick auf den See und die schneebedeckten Berge rundherum. Die Zeitung lag bereit, und ein Glas war bald schön mit Rotwein gefüllt.

Aber da ging es los: Aus unsichtbaren Lautsprecherboxen plätscherte Musik. Nicht furchtbar laut, aber doch so, dass man nicht einfach darüber hinweghören konnte. Die Berge schienen etwas von ihrer Pracht verloren zu haben und der Zeitung mochte ich mich nicht mehr widmen. Ich war nun damit beschäftigt, mich aufzuregen. Was bringt Menschen dazu, die fast feierliche Stille mit Gedudel zu stören, das niemand gewünscht hat? Sollte ich mich damit abfinden – man will ja nicht kleinlich sein? Nein, ich wollte mir den Aufenthalt hier einfach nicht verdudeln lassen.

So sprach ich die Frau an, die die Tische abräumte. Zuerst ein Kompliment: Wie schön es doch bei ihnen sei und dass ich immer wieder sehr gerne hierherkomme. Aber die Musik: «Muss die denn sein?» Bestimmt gebe es auch andere Leute, die gerade wegen Natur und Ruhe hierherkämen. Die Frau lächelte und nickte. «Wissen Sie», sagte sie, «meinetwegen müsste das nicht sein.» Sie verstehe mich gut und werde meinen Wunsch weiterleiten.

Und tatsächlich, schon nach etwa zehn Minuten war die Musik weg. Dies nahm ich anerkennend und sehr zufrieden zur Kenntnis. Einem genussvollen Mittagessen stand nichts mehr im Weg.

Ich bin nicht der Meinung, dass es in Restaurants grundsätzlich keine Musik geben darf. Aber es kommt, wie so oft im Leben, auch hier darauf an. Wenn im «Säntisblick» in Urnäsch die Streichmusik Alder im Hintergrund lüpfig dezent die «Birewegge-Polka» spielt, passt das, und wenn in Tschiertschen Peter Zinsli und seine Ländlerfründe den «Wänteleschieber»  zum Besten geben, passt das auch. Und wenn in Spreitenbach in der Trattoria «Gallo nero» die italienischen Barden Adriano Celentano und Antonello Venditti loslegen, Umberto Tozzi seine Gloria hochleben lässt und Al Bano und Romina Power alle an ihrer Felicità teilhaben lassen: Perfetto!

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