Die SBB versagen kläglich, aber sie helfen
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3. April 2024 – Wer in Deutschland, Frankreich, Italien oder sonstwo in Europa das Velo mitnehmen und bei den SBB Fahrkarten buchen will, ist an der falschen Adresse, denn die aktuelle Software schafft das nicht. Immerhin gibt es ein gutes Hilfsangebot. Gut zu wissen, so kurz vor der Reisesaison. (2 Kommentare)
3. April 2024 – Wer in Deutschland, Frankreich, Italien oder sonstwo in Europa das Velo mitnehmen und bei den SBB Fahrkarten buchen will, ist an der falschen Adresse, denn die aktuelle Software schafft das nicht. Immerhin gibt es ein gutes Hilfsangebot. Gut zu wissen, so kurz vor der Reisesaison.
Wir machen jedes Jahr eine grosse Veloreise irgendwo in Europa, diesmal soll es Istrien sein. Wir möchten mit dem Zug von Zürich nach Venedig fahren, nach der Tour dann von Triest wieder zurück in die Schweiz, im Gepäck die Fahrräder. Weil es in den internationalen Zügen viel zu wenig Stellplätze für Fahrräder hat, ist man gut beraten, sich jetzt schon um die Tickets zu kümmern.
Am Bahnhof Stadelhofen teilt uns ein freundlicher SBB-Beamter mit, dass er nur Tickets für uns, aber keine Reservation für die Fahrräder buchen könne. Die Software sei dafür nicht ausreichend programmiert. Er empfiehlt uns, auf die Website der italienischen Bahn zu gehen und es dort zu versuchen. «Können Sie Italienisch?», fragt er, als er unsere ungläubigen Gesichter sieht. Unter einer guten Dienstleistung stellt man sich irgendwie etwas Anderes vor.
Aber vielleicht, so unsere Überlegung, war der Mann einfach nur schlecht instruiert. Deshalb auf ins grosse, neu eröffnete SBB-Dienstleistungszentrum im Hauptbahnhof. Wir ziehen ein Ticket, setzen uns, beobachten die Leute und warten, warten, warten – geschlagene 40 Minuten lang.
Schliesslich wird ein Schalter frei, und wir bringen unser Anliegen vor: 2 Personen mit Halbtax und Fahrrädern, Zürich – Venedig, 7.33 Uhr ab Zürich, direkt bis Venezia Santa Lucia.
«Da kann ich Ihnen leider nicht helfen», bekommen wir zu hören. «Wenn Sie Italienisch können», fährt der Mann ungerührt fort, «dann versuchen Sie es doch auf der Website trenitalia.com, vielleicht kann man dort ein Häkchen bei Fahrrad machen.»
Die SBB wollen unser Geld nicht
Nun gut, wir gehen enttäuscht nach Hause und ins Internet, sehen immerhin, dass trenitalia.com auch in deutscher Sprache erhältlich ist (wir fragen uns, warum die SBB-Männer das nicht wussten) und suchen bei unserem Zug das Häkchen für die Fahrräder, vergeblich.
Es ist schon grotesk: Da will man als Kunde etwas kaufen, wovon die SBB sicher auch profitieren. Auch wenn der Zug von Zürich nach Venedig mit Trenitalia angeschrieben sein sollte, müssen die Italiener den SBB doch sicher etwas für die Benützung des Gotthard-Basistunnels bezahlen. Aber die SBB wollen unser Geld nicht, und die Italiener bleiben uns ein Rätsel. Was für ein Unterschied zu den europäischen Fluggesellschaften, da kann man online Tickets für jede beliebige Strecke kaufen und das Velo gut verpackt als Sperrgut aufgeben. Die Eisenbahnbranche scheint in Sachen Digitialisierung und Dienstleistung den Zug völlig verpasst zu haben.
Vom Vorteil, JournalistIn zu sein
Nun befinden wir uns in der glücklichen Lage, das wir Journalisten sind. Wir wenden uns an die Medienstelle der SBB und deponieren dort unsere Klage und unser Anliegen.
Die Antwort kommt umgehend: «Wir verstehen Ihren Unmut, auch wir sind mit der temporären Situation unzufrieden und entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten», heisst es. Man arbeite «zusammen mit den Partnerbahnen mit Hochdruck am internationalen Ticketingsystem». Die Inbetriebnahme sei «in Etappen geplant, wie dies bei IT-Projekten üblich ist». Vorübergehend könnten leider keine internationalen Velobillette und -reservationen über die SBB-Verkaufskanäle gebucht werden: «Die SBB arbeiten darauf hin, Buchungsmöglichkeiten für die Velomitnahme im Verlauf des Jahres 2024 wieder über SBB-Verkaufskanäle anzubieten.»
Der Link, der alle Probleme löst
In der Zwischenzeit, so wird uns einmal mehr empfohlen, könnten wir die Buchung direkt bei den Partnerbahnen vornehmen. Doch nun folgt der entscheidende Hinweis: Weitere Information seien unter dem Link Mit dem Velo nach Europa | SBB zu finden, und zwar inklusive einer Schritt für Schritt-Anleitung zur Velobuchung der jeweiligen Partnerbahn.
Grosses Kompliment an die SBB: Die Buchung bei Trenitalia für den Zug nach Venedig klappte dank der akribischen Anleitung im ersten Anlauf (das Häkchen war tatsächlich zu finden). Wir bedankten uns bei der Medienstelle und regten an, das Personal in den Bahnhöfen doch entsprechend zu instruieren; man könnte damit den Kunden eine Menge Ärger ersparen. Unser Input sei durchaus berechtigt, mailte man uns zurück, man habe dies intern bereits weitergeleitet.
Nachfolgend finden Sie die Buchungs-Anleitungen für unsere Nachbarländer Italien, Deutschland, Frankreich und Österreich als PDF zum Ausdrucken. Und wer noch weiter weg will, drückt auf einen der untenstehenden Links. Gute Fahrt! (Barbara Lukesch und René Staubli)
Schritt für Schritt-Anleitung Italien
Schritt für Schritt-Anleitung Deutschland
Schritt für Schritt-Anleitung Österreich
Schritt für Schritt-Anleitung Frankreich
Weitere Bahnen: Belgien SNCBLink – Dänemark DSBLink – Kroatien HZPPLink – Luxemburg CFLLink – Niederlande SLink – Norwegen VyLink – Polen PKP IntercityLink – Schweden SJLink – Serbien Srbija VozLink – Slowakei ZSSKLink – Slowenien SZLink – Spanien RenfeLink – Tschechien CDLink – Ungarn MAVLink
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Ausgezeichneten Service für Zugreisen in alle Richtungen bietet auch simpletrain.ch
WOW! Die «ZollikerNews» überbieten sich selber, was für ein Service! Sie regen mich an, endlich wieder einmal eine Velo-Reise im Ausland zu planen. Vielen Dank!