«Lieber die Ufzgi verpassen als das Training»
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4. Oktober 2024 – Zum Saisonstart des «Talk am Puls» gab Fernando Hermida im Interview mit Barbara Lukesch Einblick in seine vielfältige Arbeit als Präsident des Sportclubs Zollikon, den Wert des Fussballs als Teil der Jugendarbeit und zum geplanten zweiten Kunstrasenplatz auf dem Riet.
40 Jahre ist Fernando «Ferry» Hermida mittlerweile Mitglied des SC Zollikon. Seit er 2016 das Amt des Präsidenten übernommen hat, erlebt der Dorfclub eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Rund 450 Mitglieder spielen in den fast 20 Junioren- und Aktiven-Mannschaften, trainiert werden sie von etwa 60 Trainern, zu mehr als der Hälfte engagierte Väter, die sich die Verantwortung oftmals teilen.
Auch Ferry ist einer davon. Er erzählt dem Publikum im «Café am Puls» mit spürbarer Leidenschaft, wie erfüllend er es nach wie vor empfinde, als Präsident und als Coach einen Teil dazu beizutragen, den Kindern und Jugendlichen im Dorf einen Ort und ein Umfeld der Freude und des Wohlfühlens zu bieten: «Der grosse Reiz des SCZ ist für viele junge Menschen, dass sie hier einfach mal für ein paar Stunden abschalten, mit ihren Freunden Spass haben und dann mit einem guten Gefühl nach Hause gehen können. Da lassen die Jungen lieber mal die Ufzgi liegen, statt dass sie ein Fussballtraining verpassen, das war bei mir damals schon genauso.»
Das Luxusproblem des SCZ
Dass der Fussball seit der EM 2024 in Deutschland nochmals an Beliebtheit zugenommen hat, stellt Ferry Hermida vor ein Luxusproblem: Fast 80 Kinder stehen momentan auf der Warteliste, tagtäglich kommen durchschnittlich ein bis zwei weitere Anmeldungen dazu. Im Gegensatz zu andern Dorfvereinen kennt der SCZ keine Nachwuchssorgen.
Hermida ist überzeugt, dass der Verein im Bereich der Jugendarbeit auch eine wichtige soziale Rolle spielt: «Der SCZ ist ein Ort, an dem die Jugendlichen einerseits ihrer sportlichen Leidenschaft nachgehen können, aber gleichzeitig auch wichtige Werte wie Teamgeist, Zusammenhalt und gemeinsame Verantwortung vermittelt bekommen. Das ist enorm wertvoll für sie, und das war es schon damals auch für mich.» Seine Augen leuchten regelrecht, als er erzählt, wie wichtig der SC Zollikon ihm zu seiner eigenen Jugendzeit gewesen sei und wie sehr ihm der Verein auch jetzt noch am Herzen liege. Besonders für Freundschaften, die auf dem Platz geschlossen wurden und teils bis heute bestehen, sei er dankbar.
Ein Kunstrasen als Chance
In Anbetracht der ellenlangen Warteliste könnte der Sportclub Zollikon problemlos zusätzliche Jugendmannschaften formen. Doch mit nur einem Kunstrasen mache der Platzmangel auf dem «Riet» die Koordination von Trainings und Spielen teils zu einem Albtraum: «Wenn wir ein Spiel wegen Regen nicht auf dem alten Naturrasen durchführen können, dann kann es gut sein, dass wir entweder den Match oder dann die Trainings von bis zu vier anderen Mannschaften auf dem Kunstrasen absagen müssen.»
Ab Mai 2025 bauen die Werke am Zürichsee eine Fernwärmeanlage direkt unter dem alten Rasenplatz auf dem Riet, der deswegen mindestens ein Jahr lang nicht mehr benutzt werden kann. Das sei wegen der Platzknappheit vorübergehend ziemlich schwierig, meint Hermida, doch er sehe das auch als Chance. Der Vorstand des SC Zollikon habe bei der Gemeinde einen Antrag eingereicht, nach Abschluss des Fernwärmeprojekts einen zweiten Kunstrasenplatz einzubauen. So könnte einerseits das Problem des oftmals nicht bespielbaren Naturrasens gelöst und andererseits mehr Trainingskapazität für mehr Mannschaften geschaffen werden. Die Kosten für einen Kunstrasen seien kurzfristig zwar höher, aber längerfristig deutlich tiefer, weil er viel weniger Unterhalt benötige als ein Naturrasen. So bekäme der Club die dringend benötigten zusätzlichen Kapazitäten.
Bald wieder weibliche Teams?
Nach etlichen Jahren könnte dann auch wieder ein eigenes Mädchen- und Frauenteam gegründet werden. Dass es derzeit keines gibt, hängt mit einer nicht ganz gelungenen Kooperation mit dem benachbarten Fussballclub Küsnacht zusammen. Zwar können Mädchen und junge Frauen im SCZ theoretisch bis zum Alter von 20 Jahren bei den Jungs mitspielen, doch die meisten Zolliker Mädchen würden es vorziehen, irgendwann zu einem reinen Mädchenteam zu wechseln.
Angesichts der Frauenfussball-EM 2025 in der Schweiz schätzt Ferry Hermida die Chance als ziemlich gut ein, dass es auch beim SC Zollikon künftig wieder reine Mädchen- und Frauenteams geben wird. Mit einem neuen Kunstrasenplatz wäre auch dieses Zukunftsprojekt sehr viel einfacher umsetzbar. (Yannick Staubli)