Einige boomen, viele haben zu kämpfen
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7. November 2024 – Das Vereinskartell Zollikon und die «ZollikerNews» haben eine Umfrage gemacht, um herauszufinden, wie es um die Zolliker Vereine steht. Das Ergebnis ist eher ernüchternd. Das Vereinskartell sucht nun Wege, um die Situation zu verbessern.
Das sind, kurz zusammengefasst, die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
- 3 von 4 Zolliker Vereinen haben «viel Mühe» oder bezeichnen es als «nicht ganz einfach», neue Mitglieder zu finden.
- In 3 von 4 Vereinen ist der Mitgliederbestand «eher alterslastig» oder «überaltert».
- Die Hälfte der Vereine bezeichnet die Struktur ihres Vorstandes als «eher alterslastig» oder «überaltert».
- Nur jeder vierte Verein kann von sich sagen, die Suche nach neuen Vorstandsmitgliedern sei «kein Problem». Die andern 3 räumen ein, die Rekrutierung sei «nicht ganz einfach» oder bereite sogar «viel Mühe».
Es gibt aber auch positive Rückmeldungen:
- 6 von 10 Vereinen bezeichnen ihre finanzielle Situation als «befriedigend», 2 von 10 gar als «rosig».
- Vereine mit grosser gesellschaftlicher Attraktivität stehen naturgemäss auf der Sonnenseite: Der Fussballclub platzt aus allen Nähten, führt eine Warteliste mit gegen 100 Junioren, verfügt über genügend Trainer (vielfach Väter) und hat sogar eine neue Seniorenmannschaft gebildet. Schwimmen ist auch für Jüngere eine attraktive und begehrte Sportart. Der Verein Chramschopf hat seinen Vorstand kürzlich erneuert und funktioniert als Unternehmen mit grosser Tradition, Akzeptanz und finanziellem Erfolg. Volleyball ist eine jung gebliebene Sportart, die in beliebigen Gruppen gespielt werden kann und verbindet.
An der Umfrage haben 33 der 52 Vereine teilgenommen, die im Vereinskartell organisiert sind. Gemäss einer früheren Erhebung repräsentieren diese 33 Vereine rund 4‘300 Mitglieder (wobei eine Person auch in verschiedenen Vereinen aktiv vertreten sein kann).
Die Freiheiten geniessen
Die wichtigsten Gründe für die problematischen Entwicklungen in den Vereinen treten in der Umfrage deutlich zutage: Menschen möchten im Alter (endlich) ihre Freiheiten geniessen und sich nicht (mehr) fest für einen Verein verpflichten, sondern nur dann, wenn es in den Terminkalender passt. Jüngere haben heute auch dank der Nähe zur Stadt eine Menge anderer Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, als in einem Dorfverein. Beruflich und familiär stark eingespannte Menschen können oder wollen sich nicht auch noch in einem Verein engagieren; dafür reichen die Kräfte einfach nicht aus.
Wenn man die Vereine fragt, mit welchen Massnahmen sie ihre Probleme lösen und ihre Attraktivität und Bekanntheit steigern wollen, tritt eine gewisse Hilflosigkeit zu Tage: «Mehr Werbung machen» – «In den Medien präsenter sein» – «Die Website verbessern» – «Social Media bedienen» – «Anlässe organisieren».
Dass auch grundsätzlichere Veränderungen anstehen könnten, zeigt das Statement dieses Vereins: «Auf Grund der hohen Mietkosten können kaum jüngere Familien zuziehen. Aktuell wollen wir nicht extra Expats ansprechen. Eventuell wird das aber die Lösung sein, um den Verein zu erhalten.»
Alles gut gemeinte Vorsätze, aber nicht leicht zu verwirklichen, wenn es an personellen Ressourcen für die Umsetzung fehlt.
Das Geld ist ein Thema
Obwohl 6 von 10 Vereinen ihre finanzielle Situation als «befriedigend» bezeichnen, scheint das Geld doch vielerorts ein Problem zu sein. In der Umfrage äusserten jedenfalls etliche Vereine den Wunsch nach kostenlosen oder kostengünstigeren Räumen für Veranstaltungen und Sitzungen, nach tieferen Mietkosten für den Gemeindesaal und nach einer «einfachen, unentgeltlichen Werbeplattform für Vereine bei der Gemeinde».
Heute können Vereine, die dem Vereinskartell angeschlossen sind, den Gemeindesaal und dessen Einrichtungsgegenstände einmal im Jahr für die Hälfte des Tarifs mieten, wobei sich der Mindestrechnungsbetrag auf 100 Franken beläuft. Eine Werbeplattform im eigentlichen Sinne gibt es nicht, aber die Vereinskartell-Vereine sind auf der Website der Gemeinde mit Angaben zu Kontaktpersonen und einem Link auf die Vereins-Webseite aufgeführt.
Wünsche ans Vereinskartell
Vom Kartell erhoffen sich die Vereine gemäss Umfrage insbesondere die Koordination von Vereinsterminen, damit es bei Veranstaltungen nicht zu Doppelspurigkeiten kommt, idealerweise verbunden mit einem Online-Kalender. Man wünscht sich Massnahmen, um die Vereine sichtbarer zu machen, beispielsweise mit einem «Tag der Vereine». Ein weiteres Anliegen ist «ein gemeinsames Vorgehen der Vereine unter der Leitung des Vereinskartells gegenüber politischen Gremien», verbunden mit «Vernetzung, Koordination, Austausch und gegenseitiger Unterstützung bei Anliegen».
Laut Eigendefinition nimmt das «Vereinskartell Zollikon – Dachorganisation der Zolliker Vereine», wie die offizielle Bezeichnung lautet, die Interessen aller angeschlossenen Ortsvereine wahr. Insbesondere will es ideelle und materielle Unterstützung bei Aufgaben bieten, welche die Kraft eines einzelnen Vereins übersteigen. Es will auch Hand bieten für die gemeinsame Durchführung von Grossanlässen sowie Differenzen zwischen einzelnen Vereinen oder mit der Gemeinde schlichten.
Ausbau des Angebots
Das Vereinskartell will den Vereinen als Konsequenz der Umfrage vermehrt unter die Arme greifen: Unterstützung bei der Organisation von Anlässen und der Suche nach günstigen Räumen, Hilfe beim Vermitteln von Material wie Festbänken oder Zelten zwischen den Vereinen sowie von Weiterbildungen in Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise beim bekannten Anbieter «vitamin B».
Dies zusätzlich zu den bestehenden Angeboten, die aufrechterhalten und teils verbessert werden:
- Der konsolidierte Jahreskalender mit allen Vereinsanlässen wird neu gestaltet
- Koordination der Altpapiersammlung (jährlich)
- Organisation des Clean up Days (jährlich)
- Organisation des Bring- und Holtags (alle 2-3 Jahre)
- Organisation des Neujahrsapéros (jährlich)
- Zurverfügungstellung von Archivräumen für Vereine
- Jährliches Vereinspräsidententreffen mit Nachtessen und gemütlichem Beisammensein
- Austausch mit den Behörden Zollikons und umliegender Gemeinden beim traditionellen Eisstockschiessen auf der Kunsteisbahn Küsnacht. (René Staubli)
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