Rekurrenten kritisieren den Gemeinderat

1 KOMMENTARE

4. Dezember 2024 – Der Gemeinderat habe die Öffentlichkeit nicht sachgerecht über den Verlauf und das Ergebnis der aussergerichtlichen Verhandlungen informiert, sagen die Anwohner, die gegen Teile des Fohrbach-Projekts rekurriert haben. Die Gemeinde weist die Vorwürfe zurück. (1 Kommentar)

4. Dezember 2024 – Der Gemeinderat habe die Öffentlichkeit nicht sachgerecht über den Verlauf und das Ergebnis der aussergerichtlichen Verhandlungen informiert, sagen die Anwohner, die gegen Teile des Fohrbach-Projekts rekurriert haben. Die Gemeinde weist die Vorwürfe zurück.

Stillgelegtes Schwimmbad Fohrbach (Foto: ZN)
Stillgelegtes Schwimmbad Fohrbach (Foto: ZN)

Am 25. November versandte die Gemeinde die Medienmitteilung «Baubewilligung für Sanierung der Schwimmanlage Fohrbach liegt vor». Darin hiess es, die «bereinigte Baubewilligung» für das aktuell grösste Investitionsvorhaben der Gemeinde (rund 50 Millionen Franken) sei erteilt, das Projekt schreite voran, die Sanierung der Anlage könne im Januar in Angriff genommen werden.

Die «ZollikerNews» haben unter dem Titel «Knapp an einem Millionenloch vorbei» über die Hintergründe der aussergerichtlichen Einigung zwischen der Gemeinde und den rekurrierenden Nachbarn der Fohrbach-Anlage berichtet.

Wer verantwortet die Verzögerungen?

Die Gemeinde erweckte in ihrer Medienmitteilung den Eindruck, dass der Rekurs der Anwohner den Zeitplan für die Sanierung um zwei bis drei Monate verzögere. Das entspreche nicht den Tatsachen, sagen die Rekurrenten. Sie hätten ihre Einwände bereits im Februar 2024 und erneut im April auf eigene Initiative bei der Gemeinde deponiert. «Die zuständigen Behörden haben in den Folgemonaten nichts unternommen, um auf unsere Fragen einzugehen, geschweige denn die Probleme zu lösen.»

Auf die Einwendungen, die man in den wenigen Gesprächen deponiert habe, seien keine Antworten eingegangen. Nach langer Sendepause hätten sie in der ersten Sommerferienwoche eine Einladung erhalten, die fertige Baubewilligung abzuholen. Das Studium des Papiers sei ernüchternd gewesen: «Weil unsere Anliegen nicht berücksichtigt worden sind, und um uns endlich Gehör zu verschaffen, haben wir uns zu einem Rekurs entschlossen.»

Die Gemeinde bestätigt die erste Kontaktnahme im Februar 2024. Dass bis zum Ablauf der Rekursfrist keine Einigung erzielt werden konnte, führt sie auf «Unklarheiten und Differenzen» zurück.

Zu den wichtigsten Forderungen der Rekurrenten gehörte die Errichtung einer Holzschallschutzwand an der Bergstrasse, um den Lärm der nur ein paar Meter vorbeifahrenden Autos zu dämmen, die Verschiebung des Eingangs zum Freibad an den bisherigen Standort, Massnahmen zur Sicherheit von Schulkindern während der Bauarbeiten, die Verhinderung von Ausnahmebewilligungen beim Restaurationsbetrieb, das Anlieferungskonzept für das neue Restaurant, die Öffnungszeiten des neuen Spielplatzes und die Ausgestaltung der auf dem Dach des Restaurants geplanten Photovoltaikanlage.

Einverständnis zu vorläufiger Baufreigabe

Die Rekurrenten betonen, sie hätten der Gemeinde ihr Einverständnis zu einer vorläufigen Baufreigabe gegeben – in der Erwartung, dass die Differenzen innert nützlicher First bereinigt werden könnten. Auch diese Aussage liegt protokolliert vor. Die Einigung sei Ende September erzielt worden; die Bauarbeiten hätten also deutlich früher als im Januar beginnen können. Die Gemeinde sei aber nicht in der Lage gewesen, die ausgehandelte Vereinbarung vor dem 13. November unterschriftsreif aufzusetzen.

Auch dieser Zeitverlust gehe nicht zu ihren Lasten, halten die Rekurrenten fest. Dass sie nun öffentlich für die Verzögerungen verantwortlich gemacht würden, «die man bei einer ordentlichen Führung des Projekts hätte vermeiden können», sei inakzeptabel. Der Gemeinderat betreibe ein «politisch getriebenes Schwarzpeterspiel».

Wer verantwortet die Gastro-Öffnungszeiten?

Aus der Medienmitteilung der Gemeinde geht überdies hervor, dass sie die Öffnungszeiten des neuen Fohrbach-Restaurants auf Druck der Rekurrenten eingeschränkt habe. Gemeinderat André Müller bestätigte das gestern in einem Telefonat. Man habe dem künftigen Pächter den branchenüblichen Betrieb erlauben wollen, in den Verhandlungen mit den Rekurrenten dann aber eingewilligt, das Restaurant deutlich früher zu schliessen. Für die geringere Rentabilität des Betriebs, so kann man Müllers Aussage interpretieren, ist folglich nicht die Gemeinde verantwortlich.

«Diese Darstellung ist falsch», sagen die Rekurrenten und verweisen auf ein Gesprächsprotokoll vom 5. September, das den «ZollikerNews» ebenfalls vorliegt. Unter dem Titel «Restaurant Öffnungszeiten» heisst es dort: «Rekurrenten möchten keine erweiterten Öffnungszeiten des Restaurants. A. Müller erklärt, dass geplant ist, die Öffnungszeiten des Gastrobetriebs an die Badöffnungszeiten: Mo – Fr bis 21.30 Uhr und Sa, So bis 19.30 Uhr; + 30 Minuten anzulehnen. Zusätzlich 12 Ausnahmebewilligungen pro Jahr für Veranstaltungen bis 24.00 Uhr.»

Die Gemeinde habe die beschränkten Öffnungszeiten für den Gastrobetrieb – frei von jedem äusseren Druck – von sich aus festgelegt, sagen die Rekurrenten. Schon in den ersten Gesprächen habe sie angeboten, sich dabei an den Zeiten des Badebetriebs zu orientieren. Im Verlauf der Verhandlungen habe die Gemeinde lediglich die Forderung erfüllt, keine Ausnahmebewilligungen für längere Öffnungszeiten oder für Events zu erteilen.

Eine «recht ordentliche Herausforderung»

Die Auswirkungen auf die Rendite des Fohrbach-Restaurants hält der Gemeinderat für vertretbar: Berechnungen hätten gezeigt, dass die eingeschränkten Öffnungszeiten zu einer Umsatzeinbusse von 50’000 Franken pro Jahr führen könnten, sagt André Müller. Es sei aber so, dass der grösste Teil der Einnahmen im Sommer und tagsüber erzielt würden. Die Auswirkungen auf die Gesamtrendite seien «noch unklar und hängen auch von den zukünftigen Pächtern ab».

In einer früheren Planungsphase war in einem Gastrokonzept noch von einem durchgehenden 7 Tage-Betrieb von 7 Uhr bis 23.30 Uhr die Rede gewesen, um die nötige Rendite erzielen zu können. Geplant war ein «umfassend inszeniertes und tolerant umgesetztes lust- und genussvolles Miteinander der Besucher von Badi und Sauna und der anzusprechenden externen Gäste der diversen Communities von und um Zollikon». Diese Aufgabe, so das Resumée im Konzept, sei «auch für einen Gastro-Profi und sein Team eine recht ordentliche Herausforderung».

Abgang des Projektleiters

Die «bereinigte Baubewilligung», die inzwischen vorliegt, ist noch nicht rechtskräftig – derzeit läuft die 30-tägige Rekursfrist. Gemeinderat Müller geht davon aus, dass der Baukredit von 44,7 Millionen Franken plus Bauteuerung von rund 10 Prozent trotz der Verzögerungen eingehalten werden kann.

Die weiteren Etappen muss Müller mit einem neuen Projektleiter bestreiten. Der bislang verantwortliche Frank Neuhäuser, Leiter der Abteilung Sicherheit und Umwelt, hat gekündigt und nimmt nach 15 Jahren in Zolliker Diensten eine neue berufliche Herausforderung ausserhalb der Gemeinde an. Bis die Stelle wieder besetzt sei, werde für das Fohrbach eine Projektleitung ad interim eingesetzt, verlautet aus dem Gemeindehaus. (René Staubli)

1 KOMMENTAR

Der ausgezeichnete Artikel bestätigt, dass es sich immer lohnt, beide Seiten anzuhören. – In der Zukunft wünsche ich dem Gemeinderat, die Anliegen der Zolliker seriös und zeitnah zu behandeln. Und gegenüber der Öffentlichkeit transparent zu sein.

WIR FREUEN UNS ÜBER IHREN KOMMENTAR

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

19 + 19 =

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht