Wunderschöne Tage an der Rad-WM

0 KOMMENTARE

25. Dezember 2024 – Manuela van Ulzen*, Co-Präsidentin des Chramschopfs, machte eine überraschende Erfahrung während der umstrittenen Rad-Weltmeisterschaft im September. Dazu ein fotografisch festgehaltener Moment des Glücks von unserem Kollegen Reto Schlatter**.

25. Dezember 2024 – Manuela van Ulzen*, Co-Präsidentin des Chramschopfs, machte eine überraschende Erfahrung während der umstrittenen Rad-Weltmeisterschaft im September.

Als die Rad-WM langsam näherrückte, schien es in Zollikon und im Zollikerberg kein anderes Thema mehr zu geben. Ein regelrechter Hype erfasste die Leute, und wilde Fantasien machten die Runde. Eine schreckliche Zeit stehe uns bevor, alle Läden müssten schliessen, niemand sei mehr erreichbar, und, ja, zu guter Letzt hiess es, wir würden tagelang eingesperrt.

Ich habe dann die Info-Veranstaltung der Gemeinde in Zollikon besucht und fand es spannend, nochmals in geballter Form die Sorgen und Nöte der Leute mitzubekommen. Es war aber auch beeindruckend zu sehen, wie gut sich die Verantwortlichen auf diesen Grossanlass vorbereitet hatten und damit doch einige der Ängste zerstreuen konnten.

Als es dann Ende September so weit war und die ersten Rennen stattfanden, war meine Bewegungsfreiheit während vier Tagen tatsächlich stark eingeschränkt. Ich wohne aber auch an der Alten Landstrasse in Küsnacht, und die Rennstrecke führte direkt an unserem Haus vorbei.

Der Clou? Ich erlebte wunderschöne Tage. Statt mich in meiner Wohnung zu verkriechen, bin ich rausgegangen und habe mich unter die Zuschauer und Zuschauerinnen gemischt. Viele Leute, die in meiner Nachbarschaft wohnen, mit denen ich aber bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Kontakt hatte, kamen auf dieselbe Idee. Ein Wort gab das andere, und im Nu waren wir im Gespräch. Wir lachten, amüsierten uns und fühlten uns einander unter diesen speziellen Umständen sehr verbunden.

Ich genoss diese Tage sehr. Diese unkomplizierten Begegnungen mit bisher wildfremden Menschen haben mich richtig aufgestellt. Ich bin daran gewöhnt, dass es in der Schweiz nicht ganz einfach ist, Bekanntschaften, geschweige denn Freundschaften zu schliessen. Man muss aktiv etwas dafür tun. So habe ich beispielsweise beim Einzug in meine jetzige Wohnung meinen vier Nachbarn ein Kärtchen und einen Schoggistengel in den Milchkasten gelegt, um mich vorzustellen. In einem Fall hat es tatsächlich zu einem netten Nachbarschaftskontakt geführt.

Seit der Rad-WM begegne ich nun auch weiteren Anwohnern mit viel Freude. Man grüsst sich, wechselt ein Wort, tauscht sich über Kleinigkeiten des Alltags wie die Benutzung des Gemeinschaftsparkplatzes aus. Vielleicht treffen wir uns ja im nächsten Sommer auch einmal auf ein Glas Wein, was wir bereits angesprochen haben. Was auch immer geschieht: ich fühle mich auf jeden Fall seit jenen Septembertagen sehr viel wohler in meiner Umgebung. Das ist doch grossartig.» (Aufgezeichnet von Barbara Lukesch)

*Manuela van Ulzen, 57, die ursprünglich aus dem Ruhrgebiet kommt, lebt seit 22 Jahren in der Schweiz. Sie arbeitet für die Kosmetikfirma La Prairie Switzerland im Bereich Supply Chain Digitalisierung und Projekt Management. Seit drei Jahren engagiert sie sich in ihrer Freizeit im Chramschopf, genauer in der Kleiderabteilung. Seit Mai dieses Jahres teilt sie sich zusätzlich mit Tom Spillmann das Präsidium. Sie wohnt in Küsnacht, nachdem sie vorher viele Jahre in Zollikon gelebt hat.

19. Januar 2024: fotografisch festgehaltener Moment des Glücks von Reto Schlatter

«Die kleinen Alltagssorgen und die Macht der Gewohnheit lassen mich oft vergessen, wie glücklich ich mich schätzen kann, in Zürich, einer der schönsten Städte der Welt, leben und arbeiten zu dürfen.»

** Reto Schlatter hat uns für diese Serie acht Schwarz-Weiss-Bilder zur Verfügung gestellt, die er mit «Glück» in Verbindung bringt. Als Fotograf bewegt er sich seit über 30 Jahren zwischen journalistischen, kommerziellen und freien Arbeiten. Der Antrieb liege «im Reiz der Begegnungen mit Leuten aus verschiedenen Lebenswelten und dem Spiel mit Licht und den kompositorischen Möglichkeiten der Fotografie». Eine Auswahl seiner Bilder finden Sie auf seiner Website.

.

WIR FREUEN UNS ÜBER IHREN KOMMENTAR

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

vier + 8 =

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht