Ein attraktiver Freiraum verschwindet
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24. November 2021 – Das alte Haus zwischen der Bushaltestelle Beugi und dem Lichtsignal wird demnächst abgerissen. Im Rahmen einer Zwischennutzung belebten nochmals ganz verschiedene Menschen das Gebäude. Nun geht diese Zeit zu Ende – gibt es in Zollikon Ersatz?
Während neun Monaten herrschte an der Zollikerstrasse 127/129 ein buntes Treiben. Im einen Keller sei ein Musikstudio eingerichtet und Techno oder HippHopp produziert worden, zwei Girls hätten sich ab und an in einem bunten kleinen Zimmer beschäftigt, einige Boys hätten im zweiten Keller gewirkt, sagt der Zolliker Stephan Ill, selbständiger Treuhänder mit der eigenen Firma Fitrevo AG.
Er kenne den Innendekorateur Roland Keinath, der mit seiner Firma inzwischen an die Alte Landstrasse beim Rössli gezogen ist, sagt Ill. Keinath habe ihn auf die Möglichkeit der Zwischennutzung aufmerksam gemacht. Das habe sich gut getroffen: «Ich habe mein Büro im Kreis 7 aufgeben müssen und war froh um einen so schönen Raum für nur 450 Franken Miete pro Monat.» Wohin es ihn nun verschlägt, weiss Stephan Ill noch nicht.
Auch die Körpertherapeutin Dominique Herter ist auf der Suche. Sie malt in ihrer Freizeit und hatte sich im Januar im alten Haus eingerichtet. «Für mich war es ideal, in längeren Arbeitspausen hinüber ins Atelier gehen zu können» sagt sie. Sie zweifle daran, in der Gemeinde etwas Neues zu finden.
Möbel aus Holz und Beton
Stephan Cabrera aus Zürich arbeitete in der Gastronomie, als der Lockdown verhängt wurde. Er fand Arbeit bei der Post. Die Nachmittage verbrachte der begabte Handwerker jeweils in der sorgfältig eingerichteten Werkstatt, um kunstvolle Möbel und Lampen aus Holz und Beton herzustellen, die er über einen Internetshop verkaufen möchte. Ende Jahr geht er mit seiner Frau auf Reisen, dann sucht er sich einen neuen Ort für seine Leidenschaft.
Loredana Vacchio, Wirtin im Restaurant Blumenau im Seefeld, hatte während des Lockdowns ebenfalls keine Arbeit. Sie entdeckte Tufting, eine Technik zur Herstellung dreidimensionaler textiler Flächen. «Ich habe bei einer Künstlerin einen Kurs genommen und war begeistert.» Sie habe das Zolliker Atelier geliebt: «So nahe, so günstig, so nette Gesellschaft.»
Inzwischen sei die Blumenau wieder geöffnet, es fehle ihr nicht an Arbeit, das Atelier habe sie deswegen ein wenig vernachlässigt. Es zu verlieren, sei für sie nicht gerade ein Weltuntergang. Aber auch sie hätte gerne wieder einen Raum in der Nähe, in dem sie abschalten und ihrem Hobby nachgehen könnte: «Schade, dass wir jetzt rausmüssen, es wäre natürlich schön, wenn wir in der Gegend etwas Vergleichbares finden würden.»
Acht Eigentumswohnungen
Bis im Sommer 2023 entstehen auf dem Zolliker Grundstück acht Eigentumswohnungen mit 3.5 bis 5.5 Zimmern. Die Nachfrage ist wie erwartet gross: Sechs davon sind laut der Vermarktungsfirma Walde bereits verkauft, für die restlichen zwei rechne man schon bald mit Kaufzusagen.
Die Zwischennutzung hatte die Firma Intermezzo aus Fällanden organisiert. Laut Geschäftsführer Gabriel Jundt werde man in aller Regel von Eigentümern oder Verwaltungen kontaktiert, die eine Leerstandsphase auf sinnvolle Weise überbrücken wollen. Man versuche dann, die befristeten Freiräume auf kreative und flexible Art zu beleben.
Was kann Zollikon bieten?
Einige Zwischennutzer haben inzwischen – wiederum auf Vermittlung von Intermezzo – Unterschlupf in einem alten Zumiker Haus gefunden. In Zollikon sind ungenutzte Räume Mangelware. Die bisherige Suche blieb jedenfalls erfolglos. Schade, wenn unser Dorf keine Alternative bieten könnte. (rs)