Zollikon: (Fast) die älteste Gemeinde des Kantons

1 KOMMENTARE

22. Januar 2022 – Neben den Städten Zürich und Winterthur ist nur noch eine Gemeinde älter als Zollikon: Gräslikon im Bezirk Andelfingen, wie Zollikon eine ursprünglich alemannische Siedlung, ist 54 Jahre älter.

Gründungsurkunde Zollikon
Gründungsurkunde von Zollikon (Quelle: Staatsarchiv Zürich)

Die Entstehung unserer Gemeinde als eigenständig handelnde Rechtspersönlichkeit geht auf das Jahr 1330 zurück. Zollikon zählte etwa 250 Einwohner. Am 30. April gründeten sie die Holzkorporation Zollikon. Das Ziel der Vereinigung war, nach dem Motto «Gemeinnutz vor Eigennutz» die Waldnutzung und Besitzverhältnisse zu regeln; der Verkauf an Auswärtige war nicht erlaubt. Bei einer Erneuerung 1359 wurden die Bestimmungen verschärft: Kinder durften, um eine Abwanderung des Korporationsbesitzes zu verhindern, nur innerhalb des Kreises der Holzgenossen verheiratet werden («Unser keiner sein Kind mit den vorgenannten Hölzern an keinen hinaus berathen (verheiraten) soll»).

Um eine Konzentration auf einige wenige Wohlhabende zu verhindern, durfte keiner mehr als sechs Anteile erwerben. Die Holzordnung wurde vom Reichsvogt Götz Mülner gesiegelt und vom Zürcher Bürgermeister Rudolf Brun bestätigt.

Zur Überwachung der Bestimmungen wurden aus ihrer Mitte zwölf Geschworene auf Lebzeiten gewählt: Ulrich Wetzel, Rudolf Herweger, Ulrich Dietrich, Jost Herweger, Rudolf Brunner, Rudof Spelter, Heinrich Schiltknecht, Heinrich Wosto, Rudolf der Oberost, Ulrich Zwifel, Jacob Kienast und Jost Wetzel.

Einzigartig an dieser Verbindung war das Selbstbewusstsein, mit der damals eine Bauerngemeinde als Rechtspersönlichkeit auftrat; zu jener Zeit waren es nur die Städte Zürich und Winterthur, die in eigenem Namen auftraten. Für den Zürcher Staatsarchivar Otto Sigg war die Vereinbarung von 1330 ein «unvergleichliches Denkmal zürcherischer und schweizerischer Gemeindeautonomie», nach dem Zollikon neben den Städten Zürich und Winterthur und dem Dorf Gräslikon am Nordostfuss des Irchels die älteste Gemeinde des Kantons mit beglaubigter Urkunde ist.

Hans Michael Riemer, Professor an der Universität Zürich, schrieb 1993 in seinem Kommentar zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch auf Seite 195, § 15: «Die bekanntesten Korporationen mit Teilrechten sind die ‹Holzkorporationen› genannten Waldkorporationen (unter welchen die 1330 gegründete ‹Holzkorporation Zollikon› die älteste ist).»

Der Vorsteherschaft der Korporation wurden nach und nach auch gemeinderätliche, kirchen- und schulpflegerische Aufgaben übertragen. 1798, nach dem Zusammenbruch der Alten Eidgenossenschaft, erhielt die Korporation privatrechtlichen Charakter. Sie besteht heute noch. Die 82.5 Teilrechte der Holzkorporation verteilen sich heute auf 72 Personen. 

Adrian Michael

Adrian Michael (*1955) unterrichtete von 1983-2017 an der Schule Oescher als Primarlehrer. 2017 erschien im Zolliker Kranich-Verlag sein Buch «Sagenhaftes Zollikon». Seit 2004 ist er Mitglied der Redaktion des Zolliker Jahrhefts und seit 2017 deren Leiter. Ein Buch über die Geschichte der Zolliker Pfadfinderabteilungen ist in Arbeit.

1 KOMMENTAR

Schwierig sich vorzustellen, dass die Zollikerinnen und Zolliker nur untereinander heiraten durften. Das gab sicher Stoff für manche Komödie oder Tragödie der damaligen Theatergruppe! Romeo und Julia auf dem Dorfe? Gerne möchte man mehr darüber wissen.
Die vollständigen Quellenangaben habe ich hier https://www.holzkorporation-zollikon.ch/geschichte/ unter Wilfried Maurers Text gefunden.

WIR FREUEN UNS ÜBER IHREN KOMMENTAR

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

3 − 1 =

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht