Am Gastrobereich scheiden sich die Geister
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4. November 2022 – Bei der anstehenden Sanierung des Hallen- und Freibads Fohrbach geht es um die Frage: Gastroneubau – Ja oder Nein? Wir rollen das Thema von der kulinarischen Seite her auf. Und fragen, wie die FDP mit ihrem innerparteilichen Dilemma umgeht. (2 Kommentare)
Es ist Mittwochabend, kurz nach sieben Uhr. Im Hallenbad Fohrbach tummeln sich noch einige Badegäste, nur noch wenige Schwimmer und Schwimmerinnen legen ihre Bahnen zurück. Die Cafeteria ist leer.
Wir schauen uns die Speisen an, die in der Glasvitrine angeboten werden: griechischer Salat, gemischter Salat, Caprese. Grosses Birchermüesli, kleines Birchermüesli und eine Auswahl an Sandwichs. Das sieht alles lecker und frisch aus. Wir teilen uns denn auch einen gemischten Salat (8.50 Fr.) mit French Dressing aus dem Beutel. Unser Hunger ist aber zu gross und lässt uns etwas Warmes bestellen: Ich entscheide mich für die Currywurst (7 Fr.), dazu Pommes Frites (8 Fr.), mein Mann bestellt panierte Schweinsschnitzel (9.50 Fr.) mit Pommes Frites (8 Fr.), Mayonnaise und Ketchup. Dazu zwei kleine Bier (je 4.50 Fr.) und ein Mineralwasser (4.50 Fr.). Kostenpunkt: 54.50 Franken.
Plastik dominiert das Bild
Wir nehmen Platz und warten auf unser Essen. Der Gastrobereich ist eher eng, die Tische stehen relativ nahe beieinander. Wir stellen uns vor, wie es hier zugeht, wenn das Hallenbad gut besucht ist. Laut? Lärmig? Gut, ein Hallenbad ist etwas für Familien, deren Nachwuchs sich an regnerischen oder kalten Tagen austoben soll. Plastik dominiert das Bild: Plastikstühle, Plastiktabletts, Plastikbesteck. Beton und Glas runden den nüchternen Eindruck ab. Warm ums Herz wird es einem hier nicht.
Vielleicht schmeckt ja das Essen und sorgt für ein wenig Behaglichkeit. Der Salat besteht aus verschiedenen Sorten, Gurken, Tomaten, Peperoni, einigen Blättern Eisberg, Mais, roten Bohnen, Kartoffeln und rohen Zwiebeln. Er ist frisch und mundet. Mit der Sauce sollte man sparsam umgehen, sonst schwimmt alles in Flüssigkeit. Superschnell (Mikrowelle?) stehen dann auch unsere Hauptmahlzeiten auf dem Tisch: Die Pommes Frites dürften etwas knuspriger sein, die Portionen sind immerhin riesig, das panierte Schnitzel ist kross gebraten und mit einer frischen Zitronenhälfte versehen, die Currywurst hingegen ist fad und hat wenig Biss – kein Vergleich mit der Currywurst vom Sternengrill am Zürcher Bellevue-Platz.
Zweiter Besuch gestern Donnerstag über Mittag: Die Cafeteria ist gähnend leer. Das Birchermüesli mit frischen Heidelbeeren enthält viel Rahm und schmeckt gut. Am Nebentisch sitzt ein etwas verloren wirkender Vater mit seinem kleinen Töchterchen, das seine Pommes in reichlich Ketchup taucht.
Wenn Gastro, dann richtig gut
Fazit: Bei der Sanierung des Zolliker Hallen- und Freibads können wir wählen zwischen Essens- und Getränkeautomaten (Sanierungsvariante 1:1) oder einem neuen Gastrobereich mit Sicht ins Hallen- und Freibad (Optima). Beide Lösungen sind aus kulinarischer Sicht besser als das, was heute ist.
Das jetzige Angebot ist nicht mehr zeitgemäss: Spaghetti, Pizza, Wienerli, Chicken Nuggets und Burger entsprechen zwar dem Speisezettel in den meisten Hallen- und Freibädern (so auch dem im Zumiker Juch, das wir für einen lokalen Vergleich besucht haben). Klar: Viele Kinder fahren im ersten Moment auf «fast food» ab und haben wenig Lust auf einen Fitnessteller. Dennoch wäre es wünschenswert, mehr vegetarische und vegane Speisen und insgesamt eine grössere Vielfalt auf die Tische zu bringen. Man sollte ja nicht ins Bad gehen und seinem Körper etwas Gutes tun, um den Effekt mit einer Kalorienbombe gleich wieder zu vernichten. (bl)
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FDP in der Zwickmühle
Die Fohrbach-Sanierung wird am nächsten Dienstag bei der Info-Veranstaltung im Gemeindesaal zu reden geben. Nur schon deshalb, weil sich der Gemeinderat für die teurere Variante Optima (44,7 Mio.) ausspricht, während die Rechnungs- und Geschäftsprüfungs-Kommission (RGPK) die günstigere Sanierungsvariante 1:1 bevorzugt (36,6 Mio.).
Pikant: In beiden Gremien stellt die FDP mit 4 von 7 Sitzen die absolute Mehrheit. Was sagt die FDP-Präsidentin Lisa Meyerhans zu diesem innerparteilichen Zielkonflikt?
«Die Situation ist für uns nicht ganz neu», erklärt sie und erinnert an die Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Gremien, als es im letzten Jahr darum ging, aus der RPK eine RGPK mit erweiterten Kompetenzen zu machen. Der Gemeinderat war dagegen, die RPK dafür.
Damals habe man das Geschäft an der FDP-Mitgliederversammlung diskutiert und sich per Mehrheit für die Schaffung einer RGPK ausgesprochen, sagt Meyerhans. Die Stimmberechtigten folgten dieser Ansicht. Das werde beim Fohrbach ebenfalls so gemacht. Die Versammlung findet am 14. November statt, die Abstimmungsparole wird tags darauf veröffentlicht.
Persönlich möchte sich Meyerhans noch nicht auf eine Position festlegen. Sie wolle an der Orientierung vom nächsten Dienstag im Gemeindesaal teilnehmen, um weitere Informationen zu sammeln: «Es herrscht Einigkeit darüber, dass das Fohrbach saniert werden muss, aber ich kann noch nicht ganz nachvollziehen, warum der zusätzliche Gastrobereich zu derart hohen Mehrkosten führt.»
Realistische Renditeerwartung?
Die RGPK stellt sich die Frage, ob die Kosten des Projekts Optima «im Vergleich zur erwarteten Rentabilität und Auslastung der Anlagen finanziell angemessen sind». Die zu erwartenden jährlichen Defizite blieben nur dann in einem vertretbaren Rahmen, «wenn für den geplanten Gastronomiebereich beträchtliche Nettogewinne von geschätzten 200’000 Franken pro Jahr erzielt werden».
Der Gemeinderat hält dagegen: Dank dem Gastronomie-Neubau könnten «deutlich höhere Umsätze mit reduzierten Personalkosten erzielt werden, was zu einer besseren Rentabilität» führe. Neben den Hallen- und Freibadbesuchern könnten auch externe Gäste bewirtet werden. Den Betrieb könnte man verpachten.
An der Info-Veranstaltung werden wohl weitere Punkte zur Sprache kommen: Erhöhung der Eintrittspreise um 10%. Mehrverkehr und Parkplatzproblematik, wenn das Fohrbach dank Gastroneubau noch attraktiver wird für Auswärtige, die bereits heute die Mehrheit der BesucherInnen stellen. Verteuerung der Optima-Variante innert zweier Jahre um 25%, während die Kosten für Variante 1 nur um 13% steigen sollen. Und ganz generell: Wie kann der Gemeinderat auch JA zur Minimalvariante sagen, wenn er sie für «nicht mehr zeitgemäss» hält? (rs)
Info-Veranstaltung im Gemeindesaal am Dienstag, 8. November, 19 Uhr.
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Der Sanierungsbedarf und der Weiterbestand des «Fohrbach» ist unumstritten. Auch den Einbau einer PV-Anlage wird niemand streichen wollen. Das günstigere 1:1-Projekt wird jedoch als besonders unattraktiv, «nicht zeitgemäss» dargestellt. Warum legt man es dann vor? Gleichzeitig scheinen ein Restaurant, ein paar Duschen und Kabinen 8.1 Mio. Franken oder 22% mehr zu kosten (Differenz zwischen beiden Varianten). Das erscheint doch teuer. Die Variante 1:1 macht den Eindruck, nur «pro-forma» vorgelegt worden zu sein, und man muss sich fragen, ob es nicht etwas zwischen diesen beiden Extremen gegeben hätte. In Zollikon heisst es schnell, auf ein paar Millionen mehr oder weniger komme es doch nicht an, das kann man sich doch leisten. Aber der Investitionsbedarf ist in den nächsten Jahren enorm, etwas Sparsamkeit kann da nicht schaden. Vielleicht lässt sich ja auch die Variante 1:1 ohne Mehrkosten noch etwas «optimieren».
Zollikon sollte es sich leisten können, Geld für dieses Schwimmbad aufzuwerfen. Das Fohrbach ist eine Institution! Bahnenschwimmer morgens um sieben, etliche Schulklassen aus Zollikon, die dort Unterricht haben, unzählige Kinder und Jugendliche, die entweder beim SKZ oder über Zollikuda dort schwimmen gelernt haben und Schwimmen als Breitensport erleben. Die Wasserballmannschaften der Herren und neu auch Frauen. Aquafit-Programme für jedermann (dort findet man mich), ein toller Saunabereich, Massagen etc.
Wir Zollikoner wissen manchmal gar nicht, was wir dort für eine grandiose Einrichtung haben. In weitem Umfeld ist das Hallenbad mit nichts zu vergleichen. Mag sein, dass das Restaurant nicht mehr grade «uptodate» ist – aber es ist immer noch gut und macht aus dem, was es hat, das Beste. Und was mir auffällt: die Mitarbeiter. Die Bademeister, das Restaurant-Personal, alle anderen: immer nett, fröhlich und gut gelaunt. Kann kein schlechter Ort sein. Ich bin dort immer gerne, freue mich auf die Leute, die ich dort kenne und hoffe wirklich, dass wir Zollikoner bei der Abstimmung zeigen, was uns das Fohrbach wert ist.