Platzt der Traum vom neuen Ballon?
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15. März 2023 – Der Tennisclub Zollikon möchte die Ballonhülle ersetzen, die im Winter den Spielbetrieb auf drei Sandplätzen ermöglicht. Das könnte schwieriger werden als erwartet, denn die Gemeinde hat die Traglufthalle vor 50 Jahren im Widerspruch zur Bau- und Zonenordnung bewilligt.
Vor rund 50 Jahren habe die Gemeinde für die Errichtung des Tennis-Ballons auf dem Riet eine Ausnahmebewilligung erteilt, sagt die Kommunikationschefin Melanie Marday-Wettstein. «Welche Umstände zur Gewährung dieser Ausnahme führten, ist für uns nicht mehr eruierbar», fügt sie hinzu. Sicher sei die damalige Rechtspraxis noch liberaler gewesen als die heutige.
«Die Gemeinde hat damals geschlafen», sagt ein Mitglied des Tennisclubs, das sich in der Sache auskennt. Die Tennisplätze befinden sich wie die ganze Sportanlage in der Erholungszone. Dort sind laut Artikel 23 der Bau- und Zonenordnung «Bauten und Anlagen für naturverbundene Freizeitaktivitäten und Sport im Freien zulässig» – im Freien, aber nicht in einer Halle. Überdies beträgt die maximal zulässige Gebäudehöhe 4 Meter. Der Ballon auf dem Riet ist mit 9.20 Metern mehr als doppelt so hoch.
«Eine ordentliche Baubewilligung wäre heute nicht mehr möglich», sagt Marday-Wettstein. Die Tennishalle, die nur im Winter aufgestellt wird, geniesse jedoch «für ihre Lebensdauer eine so genannte Besitzstandsgarantie».
Das ist das nächste Problem. Der Ballon ist 25 Jahre alt. In der Branche rechnet man mit einer Lebensdauer «von 20 Jahren plus», wie ein Experte sagt. Eine neue Traglufthalle kostet je nach Konstruktion rund eine halbe Million Franken. Auch die Heizung müsste ersetzt werden, denn heute werden für Traglufthallen keine Bewilligungen mehr für Öl- oder Gasheizungen erteilt. Mögliche Lösungen sind der Anschluss an einen Wärmeverbund, die Anschaffung einer Pellets- oder Schnitzelheizung oder die Installation einer Luft/Wasser-Wärmepumpe. «Da kommen schnell noch einmal 180‘000 bis 200‘000 Franken zusammen», sagt der Branchenkenner.
Gemeindeversammlung muss entscheiden
Um dem Tennisclub Zollikon den Winterbetrieb in einer Traglufthalle weiterhin zu ermöglichen, will der Gemeinderat der Gemeindeversammlung voraussichtlich im Juni eine Teilrevision der Bau- und Zonenordnung vorlegen. Die Bevölkerung wird also entscheiden, ob beim TC Zollikon der Traum vom neuen Ballon platzt oder nicht.
Auf das Problem wurde man aufmerksam, als auch im Zollikerberg Pläne zur Errichtung einer Ballonhalle für die Wintersaison gemacht wurden. Die Zolliker Meili Unternehmungen AG hat das Areal mit den beiden Plätzen des TC Oberhub gekauft, der vor der Auflösung steht. Die Plätze befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Courts des TC Zollikerberg und stehen ebenfalls in einer Erholungszone.
Um den Bau einer Traglufthalle zu ermöglichen, habe die Gemeinde schon vor sechs Jahren Verhandlungen mit der kantonalen Baudirektion für eine rechtlich umsetzbare Lösung aufgenommen, von der insbesondere auch der Jugendsport profitieren würde, sagt Marday-Wettstein. Nun stehe eine Lösung in Aussicht, «mit der gleichzeitig auch eine Rechtsgrundlage für den Ersatz der Ballonhalle im Riet geschaffen wird».
Die Meili Unternehmungen AG besitzt und bewirtschaftet die Ballonhallen auf der Lengg und auf dem Riet. Sie verfügt über elektronische Einrichtungen, die es erlauben, die Traglufthallen zentral zu steuern und zu überwachen. Dazu gehört, den Druck im Inneren zu erhöhen, wenn es stürmt, damit die Hülle nicht reisst. Oder das Licht zu löschen und die Heizung auszuschalten, wenn die letzten SpielerInnen die Halle verlassen haben. (rs)