Problembär Mann

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Balz Spörri: «Der Mann steckt in der Krise. Die «Me Too»-Bewegung und der latente Vorwurf der toxischen Männlichkeit hätten sein Selbstbild erschüttert, hiess es kürzlich an einer Podiumsdiskussion in Zürich. (1 Kommentar)

VON BALZ SPÖRRI

Der Mann steckt in der Krise. Die «Me Too»-Bewegung und der latente Vorwurf der toxischen Männlichkeit hätten sein Selbstbild erschüttert, hiess es kürzlich an einer Podiumsdiskussion in Zürich.

Der Basler Soziologe Walter Hollstein sprach in der «Neuen Zürcher Zeitung» bereits von einer «dramatischen Entwertung des männlichen Geschlechts». Und Markus Theunert, Leiter von «männer.ch», gab seinem neuen Buch den vielsagenden Titel «Jungs, wir schaffen das».

Der Mann ist zum Problembären geworden. Bereits soll es schwangere Frauen geben, die am Boden zerstört sind, wenn sie erfahren, dass sie kein Mädchen, sondern einen Jungen bekommen. «Gender Disappointment» nennen das Fachleute.

Steht es tatsächlich so schlimm? Ausgerechnet eine Studie, welche genau diese Krise des Mannes belegen wollte, kommt jetzt zu einem ganz anderen Schluss.

Die Psychologin Silvana Weber von der Universität Würzburg und ihr Team untersuchten, wie Männer und Frauen auf Witze reagieren, die sich über sie lustig machen. Webers Ausgangsthese basiert auf der «Theorie der prekären Männlichkeit» und lautet, verkürzt, etwa so: Männer sind heute derart verunsichert, dass sie männerverachtende Witze als Bedrohung empfinden, vor allem dann, wenn sie von einer Frau erzählt werden.

Webers Team spielte rund 200 Männern und Frauen männer-, beziehungsweise frauenverachtende Witze vor, einmal von einem Mann vorgetragen, einmal von einer Frau. Zwei Beispiele: «Wie nennt man einen Mann mit nur einer Gehirnhälfte? Hochbegabt.» Oder: «Wie nennt man eine Frau mit einer eigenen Meinung? Im Irrtum.»

Das Ergebnis verblüffte die Forschenden: Frauen empfinden frauenverachtende Witze als Bedrohung, insbesondere wenn sie von einem Mann erzählt werden. Bei Männern hingegen liess sich dieser Effekt nicht feststellen. «Offensichtlich stellen männerverachtende Witze für Männer keine Bedrohung dar, unabhängig davon, wer sie erzählt», sagt Weber.

Über die Gründe darf gerätselt werden. Vielleicht haben Männer einfach eine spezielle Art von Humor. Vielleicht aber ist das männliche Selbstbild eben doch etwas weniger brüchig, als vielfach behauptet wird.

Studie: Männerhumor ist anders

Balz Spörri (geb. 1959) lebt als Journalist und Autor in Zürich.

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Lieber Balz, ein spannender und überraschender Input! Dann sind wir Männer also doch noch nicht so erschüttert, wie ich gedacht habe! 😀 Schön, wieder einmal von dir zu lesen. Diesmal in einem anderen Kontext. Herzliche Grüsse, Stefan.

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