«Trichti» ist zum Verkauf ausgeschrieben

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1. November 2023 – Man reibt sich die Augen: die Trichtenhausermühle auf Homegate zum Verkauf ausgeschrieben? Wo es doch darum gehen müsste, das Restaurant als Quartiertreffpunkt zu erhalten? Was hat die Zolliker Besitzerfamilie zu diesem Schritt bewogen?

Trichtenhausermühle
Verkaufsinserat für Trichtenhausermühle auf Homegate (Screenshot: rs)

Das Inserat steht auf Homegate in der Rubrik «Gewerbe, Büro, Lager», es richtet sich an «kaufkräftige Interessenten und Investoren». Die «Trichti» wird als «traditionsreiches Gebäude mit viel Umschwung und vielseitigem Verwendungszweck» angeboten. 15 Zimmer auf 4 Etagen, eine Nutzfläche von 13’230 m2, Objekttyp: Restaurant, «Preis auf Anfrage».

Erst vor einer Woche, bei der Einweihung des Restaurants «Wilder Kaiser» im kleinen Kreis, war Fritz Wolf, der ehemalige Präsident des Quartiervereins Zollikerberg, noch voller Hoffnung gewesen. Er wünsche sich, dass die Zolliker Bevölkerung schon bald über einen Vorschlag zum Erhalt des Restaurants in der Trichtenhausermühle abstimmen könne. Seit der Annahme seiner Einzelinitiative an der Gemeindeversammlung vom 14./15. Juni steht der Gemeinderat ja in der Pflicht, einen entsprechenden Vorschlag auszuarbeiten.

Verschiedene Familieninteressen

Zur Erinnerung: Die Zolliker Besitzerfamilie Heer sah sich nicht in der Lage, die finanziellen Mittel für die dringende bauliche Sanierung des Restaurants aufzubringen. Innerhalb der Familie wurden drei mögliche Szenarien diskutiert: Verkauf der Liegenschaft; Umbau und Umnutzung in ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohnungen und einem Atelier; Sanierung des Restaurants und eventuelle Erweiterung in einen Hotelbetrieb mit Hilfe eines externen Investors.

In der Besitzerfamilie gebe es verschiedene Interessen, sagt ein Mitglied: «Die einen würden am liebsten verkaufen, andere hängen sehr an der Trichtenhausermühle, in der sie teilweise ihre Kinderjahre oder zumindest Ferien verbracht haben; einem Verkauf würden sie nur schweren Herzens zustimmen.» Einigkeit herrsche aber in einem zentralen Punkt: «Wir sind als Familie entweder auf einen einmaligen Verkaufserlös oder auf eine langjährige Rendite angewiesen, die es uns ermöglicht, ältere Familienmitglieder längerfristig finanziell zu unterstützen, weil sie auf Pflege angewiesen sind.»

Den Marktwert eruieren

Man habe in der Familie deshalb beschlossen, vor dem endgültigen Entscheid alle drei Szenarien parallel voranzutreiben. Das Projekt «Umbau und Umnutzung in ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohnungen und einem Atelier» wurde von einem Architekten ausgearbeitet und am 9. Dezember 2022 amtlich ausgeschrieben. Inzwischen liegt eine Baubewilligung vor.

Mit der Einzelinitiative Wolf eröffnete sich das zweite Szenario: Renovation des Hauses und Betrieb eines Restaurants mit Hilfe eines externen Investors, in diesem Fall der Gemeinde Zollikon. Wolf begründete seine Einzelinitiative wie folgt: «Nur mit einem finanziellen Engagement durch die Gemeinde ist es möglich, diese einzigartige Bausubstanz mit Restaurant, Saal, Garten und Mühlerad im Quartier bzw. in der Gemeinde Zollikon zu erhalten.»

Mit dem Inserat auf Homegate lotet die Besitzerfamilie nun auch die Möglichkeiten des dritten Szenarios aus: Verkauf der Liegenschaft an einen kaufkräftigen privaten Interessenten, der wiederum die Wahl hätte, das Gebäude umzubauen und/oder in ein Restaurant mit oder ohne Hotelbetrieb zu investieren. Und der mit der Gemeinde über eine einvernehmliche Lösung diskutieren könnte.

Die Eruierung des Marktwertes der Trichtenhausermühle mittels Inserat auf Homegate ermöglicht es der Familie Heer, die finanziellen und ideellen Konsequenzen der drei Szenarien zu vergleichen und einen Entscheid zu fällen.

Was unternimmt die Gemeinde?

Man erinnert sich an den Brief des Gemeinderats Patrick Dümmler vom 13. Februar an den Quartierverein Zollikerberg. Dümmler schrieb weit vor der Gemeindeversammlung vom Juni, gemeindeseitig bestehe kein Kaufinteresse an der Liegenschaft: «Wir haben uns um eine Lösung bemüht, die sowohl für die Gemeinde als auch für die Bevölkerung von Vorteil ist, mussten aber einsehen, dass ein Weiterbetrieb als gemeindeeigenes Restaurant nicht sinnvoll wäre.» Der Abgleich mit dem bestehenden Liegenschaften-Portfolio habe zudem ergeben, «dass ein Kauf der Trichtenhauser Mühle – auch unabhängig von der zukünftigen Nutzung – für die Gemeinde keinen Sinn macht».

In der Folge reichte Fritz Wolf seine Einzelinitiative ein, die angenommen wurde und den Gemeinderat verpflichtet, noch einmal über die Bücher zu gehen. In Frage käme nebst dem Kauf der Trichtenhausermühle auch eine Lösung, bei der die Gemeinde eine AG oder Stiftung gründen und ihr den operativen Betrieb des Restaurants übergeben würde.

Ein Hotel in der «Trichti»?

Inzwischen hat der Wirt Christian Krahnstöver in der Trichtenhausermühle den «Wilden Kaiser» eingerichtet und dafür 80’000 Franken für die notwendigsten Renovationen und Einrichtungen aus der eigenen Tasche investiert. Er kann bis mindestens Ende 2024 bleiben.

Zuvor hatte Krahnstöver den «Wilden Kaiser» in der ehemaligen «Frohen Aussicht» in Zumikon erfolgreich geführt. Auch der angegliederte Hotelbetrieb war gut ausgelastet; bei vielen Gästen handelte es sich um Angehörige von PatientInnen des Spitals Zollikerberg, die in der Nähe eine Unterkunft suchten. Laut der Besitzerfamilie wäre ein Hotelbetrieb auch in der Trichtenhausermühle möglich. (rs)

Trichtenhausermühle (Foto: zvg)
Gebäudekomplex Trichtenhausermühle (Foto: zvg)

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