«Wir haben die heisseste Firma in der Branche»

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9. November 2023 – Ion Haab ist in Zollikon aufgewachsen, hat an der HSG in St. Gallen studiert und vor einem Jahr in Zürich mit erfahrenen Unternehmern die Firma «Care» gegründet. Sie bietet Gesundheitstests an, die primär der Prävention dienen sollen. Von nun an berichten wir alle drei Monate über die Entwicklung des Startups. (1 Kommentar)

9. November 2023 – Ion Haab ist in Zollikon aufgewachsen, hat an der HSG in St. Gallen studiert und vor einem Jahr in Zürich mit erfahrenen Unternehmern die Firma «Care» gegründet. Sie bietet Gesundheitstests an, die primär der Prävention dienen sollen. Von nun an berichten wir alle drei Monate über die Entwicklung des Startups.

Ion Haab will das Startup «Care» zum Fliegen bringen (Fotos: zvg)

Ion Haab brennt für seine junge Firma. «Care», so heisst das knapp einjährige Baby, beflügelt den 33-jährigen Ökonomen wie nichts anderes in seiner bisherigen Laufbahn, hält ihn aber auch pausenlos auf Trab. «Ja, klar, ich denke ständig daran», räumt er ein. Es sei aber auch eine tolle Arbeit in einem spannenden Bereich, ein «cooler Brand» mit grossem Potenzial.

Kurzes Innehalten. Profitabel sei die Firma zwar noch nicht, und er verdiene deutlich weniger als an seinen bisherigen Stellen. Doch das sei momentan nicht sein Fokus: «Ich will unsere Firma aufbauen und zum Fliegen bringen.» Die nächste Finanzierungsrunde, mit der man bis anfangs Sommer 2024 Eigenkapital in der Höhe von 10 bis 15 Millionen Franken auftreiben wolle, werde gelingen. Er lacht: «Wenn ich unser Produkt anschaue und dazu den Markt, auf dem wir uns behaupten müssen, komme ich zum Schluss, dass wir momentan die heisseste Firma in unserer Branche sind.» So viel Begeisterung erlebt man nicht jeden Tag.

Ein Mosaik an Daten

Unbestritten ist, dass «Care» in einem Bereich tätig ist, der niemanden kaltlässt: die Gesundheit von uns allen. Die Firma bietet Interessierten einen vollständigen Health Check-up an, das heisst, sie überprüft Blutwerte, misst Langzeit-Blutzucker oder Cholesterin, aber auch Marker, dank denen man genetische Prädispositionen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Arteriosklerose aufspüren kann.

Dazu prüft sie verschiedene Vitamine wie B 12 oder D, testet das körpereigene Eisen, misst den Blutdruck, erstellt ein EKG und führt auf Wunsch einen Lungenfunktionstest durch. Es werden Körperanalysen durchgeführt, die die Muskel-, aber auch Fettmasse ermitteln plus die Knochendichte. Darüber hinaus wird die persönliche, aber auch familiäre Krankengeschichte erhoben.

Das Resultat: ein Mosaik an Daten, das Ärzte und Ärztinnen, die für «Care» im Mandatsverhältnis tätig sind, überprüfen und zu einem individuellen Gesundheitsstatus verdichten. Gleichzeitig erhalten die Kunden und Kundinnen, die firmenintern Member heissen, Handlungsempfehlungen, wie sie ihre Gesundheit und Fitness verbessern können: mehr Bewegung, gesünder essen, Eiseninfusionen, weniger Stress, besser schlafen. Ein paar Monate später folgt die zweite Kontrolle, die Aufschluss über die erzielten Fortschritte gibt.

Das Ziel: Echtzeiterhebung der Gesundheitsdaten

Das ganze Prozedere wird den Members mittels einer App vermittelt, was – so Haab – «Gesundheit erlebbar macht: Die Leute können präzise nachvollziehen, wie sich ihr Zustand von der Buchung bis zur zweiten Kontrolle verbessert hat». Die Technologie-Unterstützung sei denn auch das Neue an «Care», was künftig noch spannende Entwicklungen ihres Angebots erlauben werde.

Gesundheitsdaten auf dem Smartphone
Ein Mosaik von Gesundheitsdaten auf dem Smartphone

Woran das Team bereits intensiv arbeitet, ist die Möglichkeit, dass die Einzelnen ihre Gesundheitsdaten und deren Veränderungen dereinst mit Hilfe von Wearables wie einer Apple-Watch in Echtzeit nachverfolgen können. Vergleichen lasse sich dieses Angebot mit den Glukose-Monitoren, die es bereits gebe und mit denen man jederzeit Schwankungen des Blutzuckerwerts ermitteln kann: «Auf diesem Tool kann ich blitzschnell ablesen, was mit meinem Blutzucker passiert, wenn ich ein Glas Orangensaft trinke.» Bis «Care» die Echtzeit-Erhebung der Gesundheitsdaten ermöglichen könne, werde es noch ein paar Monate dauern, räumt Haab ein.

Im Fokus stehen die «Optimierer»

Die Idee zu «Care» stammt von dem jungen Unternehmer Ertan Wittwer, der bereits mit Firmen wie «Best Smile» oder «Hair & Skin» in der Schweiz Erfolg hat. Haab schloss sich ihm und drei weiteren Co-Gründern an. Inzwischen verfügt «Care» am Zürcher Standort über zwölf Vollzeitstellen. Ion Haab zeichnet mitverantwortlich für die Strategie des Startups, Fundraising, Mitarbeitenden-Führung, aber auch das Entwickeln des Angebots und der Apps. 

Das Basispaket von «Care» kostet im Minimum 1100 Franken. Wer über eine Zusatzversicherung verfügt, erhält in der Regel Rückvergütungen in der Höhe von 300 bis 1700 Franken, weil die Leistung der Firma als Massnahme zur Prävention eingestuft wird.

Man fragt sich, wen «Care» mit diesem Angebot ansprechen will. Über eine Zusatzversicherung verfügt höchstens ein Drittel der Bevölkerung. Auch technikaffin sind bei weitem noch nicht alle Menschen, ältere und alte schon gar nicht.

Ion Haab nennt zwei klar umrissene Gruppen: «Zum Einen die sogenannten Optimierer, die bis ins letzte Detail an ihrer Gesundheit feilen, beispielsweise ehrgeizige Managerinnen, die für einen Marathonlauf trainieren und unbedingt gut abschneiden wollen. Zum Anderen die sogenannten Prädiabetiker, Menschen oft um die 45 bis 50, die ihre Gesundheit jahrelang haben schlitteln lassen, stundenlang vor dem Computer sitzen, viel zu viel Zucker zu sich nehmen, null Sport treiben, und die jetzt unter dem sogenannten metabolischen Syndrom leiden, das mit hohem Blutdruck, schlechten Cholesterinwerten, zu hohen Langzeit-Blutzuckerwerten und Übergewicht einhergeht.» Deren Wunsch sei es, ihre Gesundheit wieder in den Griff zu bekommen und in die richtige Richtung zu lenken.

Die Kundschaft wird geduzt

Betritt eine solche Person den «Care»-Store im Zürcher Enge-Quartier, findet sie sich in einer futuristisch anmutenden Kulisse wieder: sparsam, ja, minimalistisch möbliert; sehr sorgfältig, aber nüchtern. Er oder sie wird geduzt. Es gibt Leute, die im ersten Moment denken, sie seien bei Apple oder Google gelandet, aber nicht bei einem Schweizer Gesundheitsanbieter. Haab erklärt, all dem seien sehr bewusste Entscheide vorausgegangen. Man duze die Kundschaft, weil man ihr auf Augenhöhe begegnen wolle. Und das reduzierte Design solle zum Ausdruck bringen, dass bei «Care» jedes Detail durchdacht und präzise ausgewählt worden sei.

Knapp 800 Männer und Frauen haben seit der Eröffnung des Stores vor neun Monaten einen Gesundheitscheck durchführen lassen. In den ersten Monaten an bester Lage gegenüber dem Zürcher Hauptbahnhof, inzwischen an der Seestrasse in der Enge.

Expansion in die USA

Mit der bisherigen Resonanz sei man durchaus zufrieden, sagt Haab. Doch man habe auch gemerkt, dass man in der Schweiz auf Dauer an Grenzen stossen werde: «Es macht aktuell noch keinen Sinn, einen Store in Solothurn, im Toggenburg oder im hintersten Wallis zu eröffnen.» «Care» passe besser zu Städten, wenn nicht sogar Grossstädten.

Klar, dass sich da die USA aufdrängen und einem ambitionierten Startup anbieten: ein riesiges Land, mit vielen urbanen Zentren, einer IT-verrückten Bevölkerung und einem gravierenden Gesundheitsproblem: der weit verbreiteten Adipositas, aber auch anderen Zivilisationskrankheiten. So hat das junge Unternehmen denn auch entschieden, in die USA zu expandieren. Das Personal, das zu Beginn aus rund sechs Fachleuten besteht, ist bereits rekrutiert. Der erste Store wird Mitte Januar in Miami Brickell aufgehen.

Break-even in rund zwei Jahren

Ion Haab, der einst selber Arzt werden wollte und nun seit vielen Jahren immerhin mit einer Ärztin liiert ist, glaubt an den Erfolg seiner Firma: «Wir liegen voll im Trend und rechnen mit dem Break-even in rund zwei Jahren.» Er sei überzeugt, sagt er, dass sich unser Gesundheitssystem komplett umstellen und auf die Karte Prävention setzen müsse: «Das wird die Zukunft der Medizin in einer Gesellschaft sein, die immer älter wird und nur so vor epidemisch auftretenden chronischen Krankheiten bewahrt werden kann.» (bl)

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Da bleibe ich doch lieber bei meinem Hausarzt. Dem muss ich nicht alles von Anfang an erzählen, und er macht die gleichen Tests dann, wenn es ihm nötig erscheint. Und nicht alles aufs Mal, wovon dann die Hälfte unnötig ist, für Leute, die scheinbar lieber am Computer hocken als von sich aus mal einen Spaziergang zu machen. Und wenn die Super App dann Alarm schlägt, rennen sie in den Notfall und wollen subito bedient werden… Heiss sind da vor allem die neuen Kosten, die wir mit der Krankenkasse bezahlen, oder sehe ich das falsch?

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