Kalte Dusche für Rutz – selbst in Zollikon
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19. November 2023 – Selbst in der bürgerlichen Hochburg Zollikon wurde Gregor Rutz (SVP) nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 79 Stimmen gewählt. Der Zolliker PR-Berater Klaus J. Stöhlker spricht von einem «misslungenen Wahlkampftrick» des bürgerlichen Komitees. (7 Kommentare)
19. November 2023 – Selbst in der bürgerlichen Hochburg Zollikon wurde Gregor Rutz (SVP) nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 79 Stimmen gewählt. Der Zolliker PR-Berater Klaus J. Stöhlker spricht von einem «misslungenen Wahlkampftrick» des bürgerlichen Komitees.
Rutz bekam in Zollikon bei einer hohen Stimmbeteiligung von 48,56% lediglich 1’930 Stimmen. Auf Tiana Angelina Moser entfielen 1’851 Stimmen. Bei den Nationalratswahlen hatten die FDP und die SVP in Zollikon zusammen 54,2% der Stimmen errungen, die SP und die GLP zusammen nur 28,7%. Offensichtlich ist die bürgerliche Phalanx im zweiten Ständerats-Wahlgang auseinander gebrochen. Zu den Gründen befragten wir auch diesmal den Zolliker PR-Berater Klaus J. Stöhlker. (rs)
Herr Stöhlker. Nach dem ersten Wahlgang haben Sie gesagt, «nur die oft untreuen FDP-Wähler können Rutz zu Fall bringen, indem sie ihm ihre Stimmen verweigern» und «es wäre für mich eine Überraschung, wenn eine starke rot-grüne Allianz für Tiana Angelina Moser zustande käme». Beides scheint eingetroffen zu sein, oder nicht?
Die Niederlage von Gregor Rutz ist für mich tatsächlich keine Überraschung. Sein politischer Leistungsausweis ist schlecht, als Wahlkämpfer hat er versagt. Die rotgrüne Allianz dagegen hat sich enorm eingesetzt und ist weit ins bürgerliche Lager vorgedrungen, ganz speziell in Zollikon. Ich bin sehr überrascht, dass Tiana Moser in unserer Gemeinde so weit vorstossen konnte. Wir haben jetzt gewissermassen einen GLP-Präsidenten in Zollikon und eine eigene GLP-Ständerätin. Also besser kann es für die Zolliker gar nicht kommen.
Wie werten Sie das Gesamtergebnis im Kanton Zürich: War es ein Votum pro GLP, pro Moser, pro Frau, kontra Rutz oder kontra SVP?
Es war in erster Linie ein Ergebnis pro Moser, denn Tiana Moser ist sehr überzeugend aufgetreten. Sie hatte eine Tonalität, wie sie eigentlich bürgerliche Kandidatinnen immer hatten. Deshalb war es für mich überhaupt nicht erstaunlich, dass sie die tragende Rolle übernommen hat – mit einer Partei im Rücken, die sich immer liberal, also wirtschaftsfreundlich gibt. Im Falle von Rutz war es ein klares Votum gegen die Person. Er gefiel den Leuten einfach nicht, er kam schlicht nicht an, bei den Frauen schon gar nicht. Und es war ein sanfteres Votum gegen die bürgerliche Koalition in Zollikon, vor allem gegen die FDP, von der man eigentlich nicht viel erwartete.
Die als «Linke» bezeichnete Tiana Moser hat in der FDP-Hochburg Zollikon fast gleich viele Stimmen bekommen wie der «Bürgerliche» Rutz. Wie erklären Sie sich das?
Das Label «links» stimmte einfach nicht. Es war eine Konstruktion der rechten Wahlkämpfer, aus der liberalen Bürgerlichen eine «Linke» zu machen. Das war nichts anderes als ein misslungener Wahlkampftrick.
Die Zürcher Wirtschaftsverbände haben die FDP-Kandidatin Regine Sauter ausgebootet und auf den SVP-Hardliner Rutz gesetzt, weil er die besseren Wahlchancen habe. Kann man von einem wahltaktischen Debakel reden?
Das ist tatsächlich ein Debakel für die Vorstände der Zürcher Wirtschaftsverbände. Die haben sich regelrecht blamiert. Sie kommen jetzt unter Druck ihrer eigenen Mitglieder, denn die Zürcher Wirtschaft braucht eine offene Haltung. Wenn alle Vorstände pauschal nach rechts einschwenken, wie wir es erlebt haben, dann ist das eine unmögliche Politik.
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Wenn Frau Moser so rechts wäre, wie «Experte» Stöhlker meint zu wissen, wäre sie nicht so enthusiastisch von ganz links bis «bisschen links» empfohlen worden. Sie wird sich in den nächsten vier Jahren erkenntlich zeigen.
Aus Sicht Ihrer Partei sind im Kanton Zürich über 70% «linke» Wähler und Wählerinnen. Diese wollen offensichtlich keinen kettensägenden Problembewirtschafter im Ständerat (wie auch Aargau, Solothurn und Schaffhausen dies nicht wollen). Weder die Stadt- noch Landbevölkerung notabene will das.
Parteipräsident Domenik Ledergerber: «Die Wählenden haben das grosse Ganze zu wenig im Blick», heisst übersetzt, die Wählenden sind zu dumm.
G. Rutz nach der kalten Dusche: «Mir tut es für den Kanton Zürich leid, dass es nicht geklappt hat.» Kann man da von einem gewissen Realitätsverlust oder Selbstüberschätzung ausgehen?
Die Wählenden im Kanton Zürich haben ein feines Gespür bewiesen, sie wissen, was dem Kanton Zürich gut tut.
Der Souverän hat entschieden. Das bedarf von keiner Seite irgendwelcher Validierung.
Dass Herr Fuchs, der gerne hämisch und ordinär auf Wahlkampfverlierer, Schweizer mit Migrationshintergrund und schulkritischem Souverän öffentlich eindrischt, sich jetzt ganz besonders freut, das überrascht nicht.
Ein Edwin Fuchs misst, wie er uns wissen lässt, den Wert eines Einsatzes am Resultat alleine, ein typisches Kind des Zeitgeistes, im Zweifel mehr Windsack denn Rückgrat.
Mit Anstand dem Wahlverlierer durch Schweigen oder Zuspruch den in unserer direkten Demokratie verdienten Respekt zollen?
In der von Antagonismus geprägten Schwarz-Weiss-Welt des Herrn Fuchs hat das, wie nun mehrfach offenbart, offensichtlich keinen Platz; schade eigentlich.
Der gewählten Ständerätin sei für den Wahlerfolg gratuliert und eine glückliche Hand bei der Vertretung des Kantons Zürich, der Schweizer Wirtschaftslokomotive, zu wünschen.
So sicher wie das Amen in der Kirche, springt B. Ecklin auf meine Kommentare an. Funktioniert immer, herrlich! Interessant, wie mimosig die SVP auf «ordinäre» Kommentare über sie reagiert, obwohl sie Diffamierungen (Glarner ist der zuständige Lautsprecher der SVP) im Parteiprogramm haben. Haben sie doch in letzter Verzweiflung bei den SR-Wahlen das private Familienleben von Frau Moser thematisiert. Die sehr SVP-nahe Weltwoche: «Der Wirtschaftskanton braucht keine Teilzeit-Zürcherin, sondern einen Vollzeit-Ständerat.» Nett, nicht?
Die schon fast philosophische Charakterbeschreibung von B. Ecklin amüsiert mich. Nur etwas möchte ich klarstellen: ich habe nie auf Schweizer wegen ihrem Migrationshintergrund eingedroschen und werde dies auch niemals tun, ansonsten sind die Beweise in ganzen Sätzen hier darzulegen!
Guten Abend Herr Fuchs. Dass es in der nationalen SVP, mit Glarner und vereinzelt anderen Personen, Leute gibt, die sich nicht immer nur auf höfliche Weise gegenüber Andersdenkenden ausdrücken, stimmt sicherlich. Als regelmässiger Leser Ihrer Kommentare hier muss ich aber feststellen, dass Sie diesbezüglich auch nicht gerade als Vorbild unterwegs sind. Sie äussern sich vielfach sehr abschätzig und schon fast beleidigend über Leute, die Ihre Ansichten und Werte nicht teilen. Ihre Art erinnert mich zeitweise mehr an Donald Trump als an das Auftreten und die Werte jener Partei, die Sie jahrelang in den Zolliker Behörden vertreten haben. Ihnen wird sicher auch selber bewusst sein, dass, auch wenn Sie sich aus der Behördentätigkeit zurückgezogen haben, Ihr Wirken einen Schatten auf das Forum 5W wirft. Es wäre daher schön, wenn auch Sie wieder zu einem anständigen Miteinander zurückkehren würden.
Ich freue mich sehr über die Wahl von Tjana Moser. Sie ist eine kompetente Persönlichkeit, die eine innovative und lösungsorientierte Politik vertritt. Solche Politiker und Politikerinnen steuern die Entwicklung in eine wünschenswerte Richtung.
Jetzt kann der Gregor Rutz mit seiner Kettensäge den Zolliker Wald von den Schäden vom Sturm «Frederico» befreien. Hilft sicher, den Kopf etwas zu lüften.