«Abends steht meine Familie im Zentrum»
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26. März 2025 – Seit bald zehn Jahren ist der 53-jährige Peter Zimmermann Polizeichef der Gemeinde Zollikon. Er liebt seinen Beruf, auch wenn seine Tage fordernd und vollgepackt mit Terminen sind. Am Donnerstag, 3. April, ist er bei Barbara Lukesch zu Gast im «Talk am Puls».

Fünfmal die Woche stehe ich um 5 Uhr auf. 5.15 Uhr bin ich bereits unterwegs. Ich wohne seit einem Jahr in Luzern und fahre hin und wieder auch mit dem Auto nach Zollikon, mehrheitlich aber mit dem Zug. In beiden Fällen profitiere ich von der frühen Morgenstunde: Im Zug finde ich auch in der 2. Klasse noch einen freien Platz und kann bereits erste Mails am PC beantworten; mit dem Auto komme ich um diese Zeit noch problemlos durch die Stadt Zürich und gewinne dazu noch eine Stunde.
Gestern bin ich mit dem Zug gereist. Dann treffe ich um 7 Uhr im Büro ein, lasse mir den ersten Kaffee des Tages raus und werfe noch einen Blick auf das «Polis», das Rapportiersystem des Kantons Zürich, wo ich sofort sehen kann, was in der Nacht in Zollikon und Zollikerberg passiert ist. Hat jemand den Polizeinotruf 117 gewählt? Wenn ja, warum? Ist ein Unfall passiert? Gern spreche ich nachher noch kurz mit meinen Mitarbeitern und lasse mir schildern, was sie auf der Strasse oder sonstwo erlebt haben. Vielleicht hat jemand eine Frage oder äussert einen Wunsch. Aktuell steht das Thema neue Schutzwesten zur Diskussion, die wir nach zehnjähriger Laufzeit ersetzen müssen.
Diesmal war ich zeitlich etwas eingeklemmt, weil ich um 7.20 Uhr bereits die erste Sitzung mit dem für uns verantwortlichen Gemeinderat André Müller im Polizeigebäude an der Bergstrasse hatte. Mit ihm habe ich die Pendenzen angeschaut und die Themen besprochen, die in dieser Woche zu reden geben. Ein Beispiel: wir brauchen trotz Bauarbeiten im Schwimmbad Fohrbach einen neuen Rasenmäher-Traktor, um die Wiese und die Sportanlagen weiterhin pflegen zu können. Dabei geht es um Ausgaben um die 110’000 Franken, ein Betrag, der einen Beschluss des Gemeinderats erfordert. Dass ich mich um solche Sachen kümmern muss, hängt damit zusammen, dass ich seit einiger Zeit interimistisch Leiter der Abteilung Sicherheit und Umwelt bin und nicht nur – wie im Normalbetrieb – Leiter Sicherheit. Damit bekleide ich vorübergehend eine Funktion, die mich fast stärker beansprucht als die Polizeiarbeit.
Um 8 Uhr stand bereits die nächste Sitzung auf dem Programm. Eines unserer Legislaturziele betrifft sichere Velowege in der Gemeinde. Dazu müssen wir unsere Wege an das Velonetz des Kantons anpassen, indem wir zum Beispiel die Signalisation ändern. Dieses Treffen mit Vertretern der Gemeinde, des Kantons und des verantwortlichen Ingenieurs dauerte mehr als zwei Stunden.
Kurz darauf waren Lorenz Veraguth, der Feuerwehrkommandant und sein Stellvertreter, bei mir. Unser Thema: Budgetbesprechung 2026. Ich muss von den Direktbetroffenen wissen, was sie brauchen, um ein passendes Budget erstellen zu können.
Weil mir der Sport wichtig ist, verzichte ich am Mittag häufig auf ein ausgiebiges Essen und setze mich auf den Hometrainer, der bei uns im Aufenthaltsraum steht. Dann radele ich eine Stunde lang, dusche anschliessend und verdrücke noch schnell etwas Kleines, was ich mir von daheim mitgebracht habe. Gestern hats dann noch knapp gereicht, um pünktlich um 13.30 Uhr in Küsnacht zu sein, wo ich mit unseren Polizeipartnern aus Küsnacht und Zumikon den Dienstplan besprochen habe. Diese monatliche Sitzung ist nötig, weil wir gemeinsame Patrouillen in wechselnder Zusammensetzung durchführen.
Während dem Treffen in Küsnacht habe ich gleichzeitig verschiedene Aufträge per Mail erteilt. Das geht momentan nicht anders, weil ich sonst die Last der Arbeit nicht bewältigen würde. Im einen Fall ging es um die Finalisierung eines Gemeinderatsbeschlusses. Um den Rasenmäher-Traktor durchzubringen, musste ich «meinen» Gemeinderat André Müller über die drei Offerten informieren, die ich eingeholt habe, und welche ich empfehle. Er hatte dazu noch ein, zwei Fragen, deren Beantwortung ich nicht auf die lange Bank schieben konnte.
Um 15 Uhr war ich wieder in Zollikon. Ich bin kurz beim Sekretariat vorbei und habe einige Akten und Briefe unterschrieben. Um 15.30 Uhr bin ich dann das erste Mal an diesem Tag, ein richtiger «Horrortag», in meinem Büro gesessen und habe noch an ein paar Sachen gearbeitet.
Bereits eine Stunde später mache ich mich jeweils auf den Heimweg. Im Normalfall. Natürlich kann es Notfälle oder spezielle Sitzungen geben, zuweilen auch am Abend. Gestern konnte ich jedoch pünktlich aufbrechen und zum Bahnhof laufen. Abends gönne ich mir jeweils ein Erstklassbillett, um Platz und Ruhe zum Arbeiten zu haben.
Ab 18.15 Uhr, wenn ich zu Hause eintreffe, steht meine Familie im Mittelpunkt. Dann essen meine Frau und ich gemeinsam mit unserer 15-jährigen Tochter Znacht. Meine Frau betont immer wieder, wie gut ich berufliche Dinge hinter mir lassen und abschalten kann. Das fällt mir tatsächlich leicht. Ich öffne auch – wenn immer möglich – den PC nicht mehr oder erst, wenn meine Frau bereits im Bett ist.
Ich schaue gern mal einen Krimi oder übe mit unserer Tochter Mathematik und Buchhaltung, was sie an der Berufsmittelschule BMS braucht. Zwischen 23 und 23.30 Uhr gehe ich ins Bett. Sechs Stunden Schlaf sind unter der Woche ausreichend. Am Wochenende hole ich nach: Samstag und Sonntag kann es gut und gern 9 Uhr werden, bevor ich aus den Federn komme.» (Aufgezeichnet von Barbara Lukesch)
Donnerstag, 3. April, Café am Puls. Die Bar öffnet um 19 Uhr, der Talk beginnt um 19.30 Uhr. Durch den Abend führt ausnahmsweise René Staubli («ZollikerNews»). Eintritt frei.