Abfuhr: (noch) nicht auf leisen Sohlen

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14. Januar 2025 – Der Gemeinderat hat den Güselabfuhr-Auftrag nicht zuletzt aus ökologischen Gründen neu an die Aargauer Firma Obrist vergeben – sie setze Elektrofahrzeuge ein, hiess es in der Medienmitteilung. Doch nun fahren orange Diesellaster vor. Das wirft Fragen auf. (3 Kommentare)

14. Januar 2025 – Der Gemeinderat hat den Güselabfuhr-Auftrag nicht zuletzt aus ökologischen Gründen neu an die Aargauer Firma Obrist vergeben – sie setze Elektrofahrzeuge ein, hiess es in der Medienmitteilung. Doch nun fahren orange Diesellaster vor. Das wirft Fragen auf.

Letzte Fahrt von «Grimm entsorgt» Ende Dezember (Fotos: ZN)
Letzte Fahrt von «Grimm entsorgt» Ende Dezember (Fotos: ZN)

VON RENE STAUBLI

Die Firma Grimm aus Oetwil a.S., die in Zollikon seit 30 Jahren den Kehricht, das Grüngut und die Kartonberge einsammelt, stellte fest, dass sich der Auftrag auf der Basis des Vertrags aus den 90er-Jahren nicht mehr rechnete.

Sie machte der Gemeinde einen Vorschlag, wie man das Problem lösen könne. Seit die Bevölkerung die Abfälle sorgsamer trenne, seien die Mengen rückläufig. Im Jahr 2021 sammelte Grimm in Zollikon noch 2110 Tonnen Kehricht ein, im letzten Jahr waren es nur noch 1950 Tonnen. Die wären auch mit nur einer Sammeltour pro Woche statt mit zweien zu bewältigen, hiess es. «Halb so viele Fahrten wären für die Firma deutlich günstiger gewesen», sagt Grimm-Geschäftsführer Claude Grütter. «Ausserdem hätte sich die halbierte Fahrtenzahl auch günstig auf die CO2-Bilanz ausgewirkt.»

Massnahme gegen den Gestank

Der Gemeinderat ging nicht auf den Vorschlag ein. Begründung: Es gebe in Zollikon viele Einfamilienhäuser, die keine Abfallcontainer im Freien hätten, so dass der Abfall im Gebäudeinnern nach einer Woche zu stinken beginne. Für zentrale unterirdische Sammelstellen gebe es kaum geeignete öffentliche Plätze, und aufgrund der Siedlungsstruktur würden viele solcher Sammelstellen benötigt.

Daraufhin kündigte die Firma Grimm den Vertrag per Ende Dezember 2024, und die Gemeinde schrieb den Auftrag neu aus. Die Submission, an der nur Grimm und Obrist teilnahmen, endete damit, dass die Obrist Transport + Recycling AG in Neuenhof AG den Zuschlag zum Preis von jährlich 538’950 Franken (plus MwSt) für vorerst fünf Jahre bekam.

Das Angebot habe sowohl preislich als auch ökologisch überzeugt, schrieb der Gemeinderat in seiner Medienmitteilung vom Oktober. Denn die Firma Obrist plane, für die Abfallentsorgung überwiegend Elektrofahrzeuge einzusetzen, die bei der Bioenergie Zürichsee AG (Bezag) in Küsnacht stationiert seien, also ganz in der Nähe: «Dadurch werden die Transportwege verkürzt und die Umweltbelastung reduziert.»

Tönt gut. Umso erstaunlicher die Tatsache, dass nun Dieselfahrzeuge statt Elektrolastwagen unterwegs sind. Wie lässt sich das erklären?

Die Sache mit der Ökologie

Thomas Benz, Geschäftsführer bei Obrist, sagt: Im Rahmen der Ausschreibung habe man der Gemeinde Zollikon versprochen, bei einem Zuschlag Elektro-Kehrichtfahrzeuge zu bestellen. Das habe man inzwischen auch gemacht: «Wir werden in Zollikon ab Ende 2025 elektrisch unterwegs sein. Über die nächsten Jahre setzen wir dann ausschliesslich Elektro-Kehrichtfahrzeuge ein.»

Wie steht es mit der Stationierung in Küsnacht? Benz: «Die Fahrzeuge (Ersatzfahrzeuge ausgenommen) sind bei der Bezag stationiert. Die Wartung findet naturgemäss bei unseren Lieferanten in Urdorf oder Schlieren statt.»

Kommt das Personal aus der Region oder werden die Leute, die nun die Abfuhr besorgen, jedes Mal aus dem Aargau nach Küsnacht verschoben? Die Firma Obrist bediene bereits sehr viele Gemeinden im Kanton Zürich und habe deshalb dezentrale Garagierungsstandorte aufgebaut, sagt Benz. «Das beinhaltet auch, dass wir möglichst Personal aus der jeweiligen Region anstellen.»

Nach Angaben des Gemeinderats wurden zu diesem Aspekt in der Ausschreibung keine Anforderungen gestellt: «Wie und woher die Mitarbeiter der Firma Obrist zu den stationierten Fahrzeugen in Küsnacht gelangen, ist uns nicht bekannt.» Es bestehe aber auch bei Anbietern in der näheren Umgebung «keine Gewähr, dass die Mitarbeiter kurze Arbeitswege haben und mit dem öffentlichen Verkehr oder Velo zur Arbeit gehen».

Ab sofort besorgen nun also zwei Firmen das Abfallmanagement in Zollikon: Grimm betreibt weiterhin die Hauptsammelstelle im Gewerbezentrum Dorf und die mobile Sammelstelle im Zollikerberg, Obrist führt den Kehricht, das Grüngut und die Kartons ab. Weil die Kartonmenge (rund 120 Tonnen pro Jahr) seit Corona sichtlich zu-, aber nicht mehr abgenommen hat, geschieht dies künftig zwölfmal jährlich statt wie bisher sechsmal.

Erwähnenswert ist noch der Werbeslogan auf der Website von Obrist: «Frauen lieben uns, weil wir den Müll freiwillig mitnehmen.» Was damit wohl gemeint sein könnte?

Abfuhr in Obrist-Orange statt wie bisher in Grimm-Grün
Abfuhr in Obrist-Orange statt wie bisher in Grimm-Grün

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Ein Werbeslogan «Frauen lieben uns, weil wir den Müll freiwillig mitnehmen», ist nicht zeitgemäss.

Vielen Dank für den interessanten Beitrag. Ich habe mich schon gewundert, als ich die Aargauer Kehrichtlaster gesehen habe. Dass die Abfallmenge rückläufig ist, ist ja bei der gleichzeitig grösser werdenden Bevölkerung ein gutes Zeichen.

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