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7. Februar 2025 – Das SMS traf mich völlig unvorbereitet: Coiffeur Ryf in Zollikon, von einem Tag auf den anderen geschlossen! Die Nachricht löste in mir ein Gefühl von Traurigkeit und Abschiedsschmerz aus. Das darf doch nicht wahr sein.

Termin bei Ryf: immer unkompliziert und sehr freundlich (Abb. Pixabay)
Termin bei Ryf: immer unkompliziert und sehr freundlich (Abb. Pixabay)

VON BARBARA LUKESCH

Seit Ewigkeiten bin ich Kundin von Ryf Coiffure in Zollikon. Als wir noch an der Alten Landstrasse 95 schräg gegenüber dem Salon wohnten, bin ich jeweils eine Minute vor dem verabredeten Termin rübergerannt, ohne Mantel oder Jacke. Nach dem Schnitt bin ich mit nassen Haaren aufgestanden, habe gezahlt und schnell wieder nach Hause geeilt, um mir selber die Frisur zurecht zu föhnen, die ich mir vorstellte. Meine Coiffeuse wusste, dass ich keinen Schnickschnack will: keinen Festiger oder Haarspray, kein Toupieren und kein Hochbürsten plus entsprechendes Föhnen.

Das war eine dieser angenehmen Begleiterscheinungen in «meinem» Salon: Ich konnte den Coiffeusen frank und frei erklären, was ich wollte und was nicht. An einem früheren Ort hatte meine Bitte, auf das Hochföhnen zu verzichten, zu einem Zerwürfnis mit der Salonbesitzerin geführt, die sich offenbar in ihrer beruflichen Ehre verletzt fühlte.

Bei Ryf in Zollikon waren die jungen Frauen generell sehr unkompliziert. Wollte man innerhalb des Geschäfts einmal eine andere Coiffeuse ausprobieren oder ergab sich ein solcher Wechsel auf Grund einer Terminkollision und führte er letztlich zu einem definitiven Tausch, gingen sie völlig entspannt mit diesen Kundinnenwünschen um. Keine war beleidigt. Auf jeden Fall zeigte es keine. Offenbar lag ihnen ein guter Geschäftsgang mehr am Herzen als die Befriedigung persönlicher Ambitionen.

Was überhaupt nicht heissen soll, dass sie keine beruflichen Ambitionen hatten. Ganz im Gegenteil. Alle bildeten sich immer wieder weiter und besuchten verschiedene Kurse und Workshops. Eines Tages fragte mich meine Coiffeuse denn auch, ob ich Interesse an einem Calligraph Schnitt hätte. Das sei eine neue Technik, für die weder Scheren noch Messer verwendet würden, sondern eine Art Klinge, die dem Haar mehr Fülle und Elastizität verleihe. Klang gut. Von jetzt an war mein Coiffeurbesuch zwar ein paar Franken teurer, und er dauerte auch etwas länger. Aber gerade letzteres schreckte mich überhaupt nicht. Im Gegenteil.

In den vielen Stunden meines Lebens, die ich im Salon Ryf verbrachte, wurde es mir nie langweilig. Meine Coiffeusen, alle mit Wurzeln in Portugal, sind äusserst stark im Kommunizieren, stets gesprächsbereit und offen für fast alle Themen. Was haben wir alles besprochen: Familie, Kinder, Kinderbetreuung, der erste Schultag des Älteren, der erste Kitabesuch des Jüngeren, Grosseltern, Ferien in Portugal, Wohnungssuche in der Schweiz, Pandemie, Vergangenheit und Zukunft, Männer und Frauen. Fast überflüssig zu sagen, wo die Idee zu unserer letztjährigen Städtereise ins portugiesische Porto entstanden ist.

Als wir vor gut drei Jahren die «ZollikerNews» gründeten, nahmen sie regen Anteil an der Entwicklung unseres Online-Magazins. Eine von ihnen beteiligte sich sogar an einer Umfrage zum Thema Frühling. Wir hatten sie gefragt, woran sie als Friseuse merke, dass der Frühling komme. Sie antwortete u.a.: «Die Leute strahlen viel mehr, sie wirken glücklicher und sind oft ganz besonders freundlich. Dazu sind auffallend viele daran interessiert, etwas an ihrem Aussehen zu verändern (…).»

Die Stimmung im Salon an der Alten Landstrasse war immer freundlich – egal, ob es Frühling war oder sich ein weiterer kalter Wintertag ankündigte. Zum Kaffee, den sie offerierten, gab es immer ein, zwei Schöggeli oder ein Guetsli. Das war aufmerksam von ihnen, und die Kundinnen und Kunden – es gab hin und wieder auch Männer – schätzten die Geste sehr.

Was mir ganz besonders gefallen hat, ist die liebevolle Betreuung sehr alter Frauen und Männer, die mitunter auf ihren Rollator gestützt hereintaperten oder von einem Angehörigen begleitet wurden. Die Geduld der Coiffeusen war wirklich beeindruckend.

Und nun soll Schluss sein mit diesem sympathischen Team!? Das würde ich sehr bedauern. Ich wünschte mir, dass die drei einen Weg finden, um ihren Salon weiterzuführen. Ich wäre auf jeden Fall wieder mit von der Partie.»

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