Das Sennhof-Dilemma der Firma Utorem
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1. Mai 2024 – Die Utorem AG plant im Sennhof drei Gebäude mit neun Reihen-Familienhäusern, vier Maisonette- und zwei Etagenwohnungen. Gegenüber will der Kanton eine riesige Abfalldeponie errichten. Der Interessenkonflikt ist gross: die einen suchen Ruhe, die andern produzieren Lärm.
Die Firma Utorem ist in unserer Gemeinde keine Unbekannte: Sie hat bei der Waldburg die «Tiny Homes» errichtet und will in der Oberhueb das Projekt «Wohnen im Weiler» mit 38 Mietwohnungen realisieren. Die Finanzierung besorgt die Amag-Erbin Eva Maria Bucher-Haefner.
Die «Tiny Homes» weckten in der Bevölkerung keinen Widerstand, die Siedlung «Im Weiler» hat Opposition hervorgerufen, weil sie das Ortsbild zu sprengen droht. Dass es nun auch im Sennhof an der Binzstrassse Probleme gibt, hat die Utorem überrascht: Als die «ZollikerNews» am 16. April Fragen zum absehbaren Interessenkonflikt einreichten, wusste der zuständige Projektentwickler noch nichts von den Deponieplänen des Kantons (siehe Links auf Artikel unten).
Sichtschutz – und der Lärm?
Die kantonale Baudirektion sieht vor, in der «Brunnenwisen» eine Abfalldeponie mit einem Fassungsvermögen von 1,6 Millionen Kubikmetern zu errichten. Die riesige Halde sei vom Sennhof her einsehbar, räumt der Kanton in den Unterlagen ein, Sichtschutzmassnahmen seien «zu prüfen».
Es geht aber nicht nur um den Sichtschutz. Sofern die Deponie gebaut wird, ist über mehrere Jahre mit starkem Lastwagenverkehr zu rechnen. Dazu kommt der Lärm der Bagger, die das angekarrte Abfallgut auf der «Brunnenwisen» von morgens bis abends verteilen. Das verträgt sich schlecht mit dem Werbespot von Utorem für die 15 gehobenen Mietwohnungen: «Umgeben von Wäldern und Wiesen ist der Sennhof trotz seiner Nähe zur Stadt sehr ländlich geprägt. Familien sollen ebenso wie Seniorinnen und Senioren ein Zuhause finden, welche die Nähe zur Natur schätzen.»
Das Projekt aufschieben?
Der Baustart im Sennhof ist für den nächsten Frühling vorgesehen, der Erstbezug für den Frühling 2027. Wir fragten bei Utorem nach, ob diese Termine weiterhin gelten, ob die potenziellen MieterInnen bei der Vermarktung über die Pläne des Kantons informiert werden, ob mit einer Reduktion der Mietpreise zu rechnen ist, ob die Utorem Möglichkeiten zur Beeinflussung des Planungs- und Entscheidungsprozesses des Kantons sieht oder ob sie aufgrund der neuen Situation in Betracht zieht, das Projekt Sennhof zu überarbeiten, zu redimensionieren, aufzuschieben oder gar aufzugeben. Der zuständige Projektentwickler antwortete am 24. April kurz und bündig: «Aktuell möchten wir uns nicht dazu äussern.»
Also kontaktierten wir die Zürcher Beratungsfirma «WüestPartner» und fragten, welche Auswirkungen eine solche Konstellation gemeinhin auf die Mieten hat, ob die InteressentInnen über die mögliche Errichtung einer Deponie informiert werden müssen und ob eine Firma in einer solchen Situation vom Kanton Schadenersatz verlangen kann? Das wäre nachvollziehbar, denn hätte Utorem von den Plänen gewusst, wäre das Projekt möglicherweise verschoben oder gar nicht an die Hand genommen worden.
Auch bei «WüestPartner» gibt es keine Auskunft. Man könne «zu so konkreten Bauprojekten und deren Auswirkungen auf das Umfeld keine Antworten geben». Im konkreten Fall stünden «nicht alle relevanten Informationen und Einsichten zur Verfügung».
Das Projekt Sennhof, soviel ist sicher, wird die Verantwortlichen noch beschäftigen. (René Staubli)
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