Der Berg, der Verkehr und der Kanton

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11. April 2023 – Der Gemeinderat will sich dafür einsetzen, dass der Kanton möglichst bald den Wehrenbachtobel-Tunnel baut und damit den Zollikerberg vom Durchgangsverkehr befreit. Der Wunsch ist verständlich, die Erfüllung illusorisch, weil der Kanton ganz andere Pläne hat. (1 Kommentar)

11. April 2023 – Der Gemeinderat will sich dafür einsetzen, dass der Kanton möglichst bald den Wehrenbachtobel-Tunnel baut und damit den Zollikerberg vom Durchgangsverkehr befreit. Der Wunsch ist verständlich, die Erfüllung illusorisch, weil der Kanton ganz andere Pläne hat.

Prioritäten des Kantons ZH im Strassenbau
Richtplan des Kantons mit dem Wehrenbachtobel-Tunnel (3)

Gemäss dem geltenden Richtplan vom 6. Februar 2023 will der Kanton zuerst den vierspurigen Zürcher Stadttunnel bauen, der auf obiger Karte als Strecke 1a eingezeichnet ist. Er soll die Autobahn-Anschlüsse Zürich-Brunau und Dübendorf-Neugut miteinander verbinden. Für den Kanton ist das ein «kurzfristiges, primär weiter zu verfolgendes Vorhaben». Sobald der Stadttunnel gebaut ist, soll die Sihlhochstrasse abgebrochen werden.

Sollte der Stadttunnel aus welchen Gründen auch immer nicht realisierbar sein, will der Kanton als Alternative einen vierspurigen Seetunnel bauen. Er ist auf der Karte als gepunktete Linie 1b eingezeichnet. Auch hier sollen die Autobahn-Anschlüsse Zürich-Brunau und Dübendorf-Neugut miteinander verbunden werden, einfach mit einem anderen, ingenieurtechnisch deutlich anspruchsvolleren Streckenverlauf.

Unabhängig von diesen beiden Varianten will der Kanton den Zürcher Seebeckentunnel bauen. Er ist auf der Karte als Strecke 1c eingezeichnet. Dieser Tunnel soll den Grossraum Bellevue vom Verkehr entlasten. Das soll «mittelfristig» passieren, eine Jahresangabe gibt es im Richtplan nicht.

Der nächste Planungsschritt ist der zweispurige Adlisbergtunnel. Er ist auf der Karte als Strecke 2 eingezeichnet und soll Zürich-Tiefenbrunnen mit der unterirdischen Verzweigung Zürichberg (Burgwies) und dem Anschluss Dübendorf-Neugut verbinden. Den Adlisbergtunnel will der Kanton «mittel- bis langfristig» bauen, nämlich «bis ca. 2030».

Der Adlisbergtunnel wiederum soll den Verkehr des zweispurigen Wehrenbachtobel-Tunnels aufnehmen. Er ist auf der Karte als Strecke 3 eingetragen und verbindet Waltikon mit dem Anschluss Zürichberg (Burgwies). Der Kanton will dieses Teilstück «nach 2035» realisieren.

Sobald der Wehrenbachtobel-Tunnel gebaut ist, soll die Forchstrasse «abklassiert» werden. Im Idealfall entstünde eine Wohnstrasse, und das leidige Verkehrsproblem im Zollikerberg wäre gelöst.

Umnfahrung Zollikerberg fokussiert
Umfahrung des Zollikerbergs mittels Wehrenbachtobel-Tunnel (doppelt gestrichelte Linie)

Die Pläne der Parteien

Vor den Wahlen hatten sich nur die GLP und die SVP in ihren Legislaturplänen konkret zur Verkehrssituation im Zollikerberg geäussert, und zwar wie folgt:

GLP: «Der Zollikerberg wird durch Strasse und Forchbahn durchschnitten. Das Verkehrsvolumen ist höher als am Gotthard-Autobahntunnel (25’000 Bewegungen pro Tag). Die Forchbahn muss im Zollikerberg zur Tramlinie herabgestuft werden. Es geht um Sekunden Fahrzeitgewinn, und dafür zahlt die Bevölkerung einen zu hohen Preis.  Für den Durchgangsverkehr fordern wir die Untertunnelung ab Stadtgrenze bis Ende Siedlungsgebiet in Zollikerberg. Als Minimallösung gilt ein Konzept eines untertunnelten Dorfplatzes Binz-/Forch-/Rosengartenstrasse, um die beiden Dorfteile über einen qualitativ hochwertigen, zentralen Platz beim Schulhaus Rüterwis und Bibliothek/Freizeitzentrum für Fussgänger zu verbinden.» 

SVP: «Derzeit noch visionäre Ideen (Wehrenbachtobel-Tunnel, Tieflegung der Forchbahn) dürfen durchaus zu konkreten Projekten werden. Dies wäre eine enorme Aufwertung des Lebensraums Zollikerberg.»

Die Träume von einer Forchbahn als Tramlinie sind inzwischen geplatzt. Zur Untertunnelung «ab Stadtgrenze bis Ende Siedlungsgebiet in Zollikerberg» sagte Gemeindepräsident Sascha Ullmann (GLP) schon am 3. Oktober 2022: «Eine von der Gemeinde alleine finanzierte Untertunnelung war nie ein Thema, das kostet schnell 100 Millionen. Vor dem Finanzausgleich hätte das vielleicht funktioniert, wie das Beispiel Zumikon zeigt. Heute sind wir aber auf den Kanton angewiesen.»

«Wir sind eine Kreuzung»

Der einheimische «Wanderpapst» Thomas Widmer beschrieb den Zollikerberg vor sieben Jahren im «Tages-Anzeiger» so: «Wirklich traurig und ein Ärgernis ist dies: Wir sind zweigeteilt durch Schiene und Strasse. Der Doppelstrang zerschneidet uns, wie einst die Mauer Berlin zerschnitt; einzig durch eine der nicht allzu zahlreichen Unterführungen gelangt man vom Sektor Nordost in den Sektor Südwest. Bei der zentralen Station Zollikerberg kommt dazu eine zweite Strasse, die den Doppelstrang rechtwinklig schneidet und die Unwirtlichkeit potenziert. Fragt man mich, wie der Zollikerberg sich anfühlt, sage ich daher gern: Wir sind eine Kreuzung.»

Das wird bis auf weiteres so bleiben. Wenn der Kanton den Wehrenbachtobel-Tunnel für «nach 2035» plant und man sich vergegenwärtigt, welche Mammutprojekte er vorher noch verwirklichen will, so scheint 2050 für den Bau des Tunnels eine überaus optimistische Annahme. (rs)

Legislaturziele des Gemeinderats 2022–2026

Legislaturziele auf dem Prüfstand (1/4): Zahlbarer Wohnraum – ein frommer Wunsch

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Die Verkehrsproblematik im Zollikerberg ist auch eine von Zollikon Dorf: Der Ausweichverkehr wälzt sich nämlich durch’s Dorf, auf Strassen wie der Zumikerstrasse zum Beispiel, einer Gemeindestrasse die durch ein Wohnquartier führt. Bei einer Verkehrszählung des Kantons in 2018 wurden bereits 8000 Fahrzeuge registriert, welche sich täglich durch die Zumikerstrasse kämpfen. Der Kanton rechnet bis in ein paar Jahren mit über 10’000 Fahrzeugen an dieser Strasse. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie das bis im Jahr 2050 weitergehen soll.

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