«Der digitale Wandel ist ein Legislaturziel»
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22. November 2023 – Wir haben Urs Rechsteiner Fragen zum Stellenwert der künstlichen Intelligenz (KI) an der Primar- und Sekundarschule Zollikon gestellt. Er antwortete nach Rücksprache mit den verantwortlichen Fachleuten in der Schule schriftlich.
Gestern hatte der Lehrer und Ausbildungsfachmann Jürg Schmid die Einführung des Schulfachs KI ab der 6. Klasse gefordert. Dies sei für die berufliche Zukunft der heutigen Jugend zwingend: «Im Wissen, dass praktisch alle Firmen direkt oder indirekt sehr schnell mit KI arbeiten werden, sollten die entsprechenden Tools und Fähigkeiten unterrichtet und gefördert werden.» Uns interessierte, wo die Schule Zollikon diesbezüglich steht. (bl)
Urs Rechsteiner, KI ist in aller Munde. Wie greift die Schule Zollikon das Thema auf?
«Es gibt einige Lehrpersonen, welche das Thema fächerübergreifend angehen. KI ist nicht nur Thema im Unterrichtsfach Medien und Informatik (MI). So werden unter anderem im Ethikunterricht mit den Schülerinnen und Schülern die ethischen Aspekte der KI und Robotik, Wahrnehmungen und Auswirkungen auf die Gesellschaft behandelt. Die Lehrpersonen üben mit den Schülerinnen und Schülern, wie man KI nutzt, um Projekte, Poster und Texte zu erstellen.
In der Sek-Projektwoche im letzten Schuljahr wurde KI thematisiert. Es ist angedacht, verstärkt fachübergreifend zu arbeiten, indem wir den Lehrpersonen mehr Unterstützung durch die PICTS-Mitarbeitenden (Pädagogischer ICT-Support) bieten. Es gibt auch Lehrpersonen, welche aus dem MI-Unterricht des letzten Schuljahres ein KI-Tool nutzen, um für ihre Klassen individualisierte Lernmaterialien erstellen können. Die Lehrpersonen versuchen, die Jugendlichen in der Welt der Digitalisierung zu begleiten und ihnen zu zeigen, wie sie die Werkzeuge zu ihrem Nutzen und Lernen auf ethische Weise einsetzen können.
Auf der Primarstufe ist im Rahmen des Fachs MI Bildmanipulation in der 5. und/oder 6. Klasse ein Thema. Bisher ging es dabei vor allem um Veränderungen von Fotos und Videos mit Bild-, Video-Bearbeitungsprogrammen und um Deepfakes. Mit den KI-Möglichkeiten von heute muss auch dieser Bereich in diesen Lektionen angesprochen werden.»
Insbesondere ChatGPT macht von sich reden. Fliesst dieses neue digitale Tool in Zollikon in den Unterricht ein?
«Die PICTS-Mitarbeitenden der Sek haben für die Lehrpersonen einen Workshop zur Nutzung von ChatGPT für den Unterricht angeboten. Lehrpersonen nutzen ChatGPT vereinzelt stark für die Unterrichtsvorbereitung (Lektionsplanung, Texte auf verschiedene Niveaus anpassen, Aufgaben zu Texten generieren lassen, Ideen für den Lektionseinstieg etc.). Im Workshop wurde den Lehrkräften aufgezeigt, wie sie die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen können, mit ChatGPT ethisch zu arbeiten.
Auch auf der Primarstufe gibt es vereinzelte Lehrpersonen, welche ChatGPT für die Vorbereitung einsetzen.»
Ab der wievielten Klasse werden die Schüler und Schülerinnen in KI instruiert?
«Dies ist aktuell fast ausschliesslich auf der Oberstufe der Fall. ChatGPT wird mit den Schülerinnen und Schülern hauptsächlich im Rahmen des MI-Unterrichts besprochen. KI und lernende Maschinen sind dort ebenso ein Thema, zusätzlich auch im Wahlfach MI der 3. Sek. Teilweise können sich Schülerinnen und Schüler selbst Aufgaben generieren oder für ihr Niveau anpassen lassen. Vereinzelt nutzen Schülerinnen und Schüler ChatGPT schon sehr stark und verwenden es bei Fragen sogar eher als zu googeln.
Für die Schülerinnen und Schüler der Primarstufe stehen elementarere Anwendungs-Kompetenzen im Vordergrund. Wodurch zurzeit von einer Instruktion zu ChatGPT abgesehen wird.»
Welche Lehrpersonen nehmen sich des Themas KI an?
«Das ist sehr individuell. Es ist grundsätzlich sicher Thema der MI-Lehrpersonen, wird aber immer mehr auch in anderen Lektionen eingesetzt.»
Wie ist das Thema Digitalisierung – unabhängig von KI – bisher an der Schule in Zollikon behandelt worden?
«Wir haben eine 1:1-Ausstattung an Laptops ab der 4. Klasse. Von der 1. bis zur 3. Klasse teilen sich zwei Kinder einen Laptop, und im Kindergarten verfügen wir pro Klasse über 4 Tablets. Die Geräte werden für das Hausaufgaben-Management (vor allem Oberstufe), zum Arbeiten im Unterricht sowie als Datenablage genutzt.
Seit 2018 ist die Schule Zollikon bestrebt, den Lehrpersonen zusätzlich zum bereits seit langem bestehenden technischen ICT-Support auch einen pädagogischen ICT-Support zu bieten. So erhalten die Lehrpersonen auch Unterstützung in Bezug auf einen sinnvollen und abwechslungsreichen Einsatz der Geräte im Unterricht.
Bei den Lehrmitteln gibt es mittlerweile zu fast jedem ergänzend dazu digitales Material, teilweise sind die Lehrmittel nur noch als rein digitale Lehrmittel verfügbar. Elternmitteilungen oder Quartalsinfos gehen (bis auf wenige Ausnahmen und dort vor allem in den Kindergärten) nur noch digital an die Eltern.
Man muss die Begriffe Digitalisierung und Digitalität unterscheiden. Digitalisierung bedeutet, dass immer mehr vom Analogen ins Digitale umgewandelt wird. Wichtig ist beim Thema Digitalität, wie wir mit den digitalen Geräten im Alltag arbeiten und was das für die Schule bedeutet. Dies sind strategische Themen, die in der Schulentwicklung grossen Einfluss haben. Wie muss die Schule heute aussehen, damit die Kinder und Jugendlichen auf die sich immer rascher verändernde Zukunft vorbereitet sind?
Die Digitalität ist eine Mentalitätsanpassung in der heutigen Welt, und die Schule probiert, die Kinder und Jugendlichen bestmöglich auf die Anforderungen der Gesellschaft und der Geschäftswelt vorzubereiten. Heutzutage reichen nur die Grundkenntnisse nicht mehr aus, um zu bestehen, da sich die Technologie in einem unglaublich rasanten Tempo weiterentwickelt. Das 4K-Modell (Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken) ist das Lernmodell, das wir in der Arbeit mit den Jugendlichen anstreben.
Das Thema Digitaler Wandel / Digitalität ist auch ein Legislaturthema der Schulpflege Zollikon.»
Es geht um die Zukunft unserer Jugend: Jürg Schmids Plädoyer für die schnellstmögliche Einführung des neuen Schulfachs «KI & moderne Technologien».