Manchmal trifft man Entscheidungen, ohne zu wissen, dass sie einem ohnehin abgenommen worden wären. Am 12. November entschied CH Media, alle Today-Plattformen per sofort einzustellen. 34 Mitarbeitende verloren ihre Stelle, 22 bekamen eine Anschlusslösung.

Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits in einem gekündigten Arbeitsverhältnis. Geplant, nicht erzwungen – und doch blieb ein merkwürdiges Gefühl.

Es wäre einfach, jetzt über die Chefetage zu schimpfen oder meine Enttäuschung herauszuschreien. Aber das bin nicht ich. Stattdessen denke ich über das nach, was bleibt – über die Erkenntnisse, die ich hoffentlich mitnehme.

Im Sommer hatte ich mich entschieden, meinen Job zu kündigen, um längere Zeit zu verreisen. Ohne Plan B, ohne Netz, und das in einer Branche, die sowieso wackelt. Damals schien es irrational, fast leichtsinnig. Aber mein Partner und ich haben uns gefragt: Was wollen wir wirklich? Und die Antwort war: gehen. Unabhängig sein. Mutig sein. Nicht ahnend, dass meine Entscheidung ohnehin nicht länger in meinen Händen lag.

Heute, rückblickend, merke ich: Diese Haltung lohnt sich auch im Alltag. Auf sich selbst zu hören. Zu Hause zu bleiben, wenn man krank ist. Sich nicht ständig zu verausgaben. Seine Meinung zu sagen. Das Leben hält ohnehin Überraschungen bereit – warum nicht wenigstens dort mutig sein, wo es möglich ist?

Ob und wie die Geschichte endet, liegt selten nur an uns. Aber ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass es irgendwie gut kommt. Nicht unbedingt für den Regionaljournalismus. Aber für mich.»

Olivia Eberhardt (geb. 1994) arbeitete bis zum 12. November dieses Jahres als Redaktorin beim Online-Stadtmagazin «Züri Today». Wir haben Olivias Mitarbeit immer extrem geschätzt, ihre originellen Ideen, die sorgfältige Sprache, ihren subtilen Witz, ihre Zuverlässigkeit. Wir wünschen ihr alles Gute für ihre Zukunft. Wer weiss, vielleicht treffen sich unsere Wege ja wieder einmal…