Der TV-Star, der auf vielen Hochzeiten tanzt

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3. Januar 2025 – Die im Zollikerberg aufgewachsene Sandra Studer ist eine der beliebtesten Schweizer TV-Moderatorinnen und Sängerinnen. Im «Talk am Puls» mit Barbara Lukesch erzählte die vierfache Mutter, wie es sich als Prominente lebt.

Sandra Studer (Illustration: Willi Spirig)
Sandra Studer (Illustration: Willi Spirig)

Bei mir sieht jeder Tag anders aus. Was immer gleich bleibt: ich stehe um 7 Uhr auf, bin aber überhaupt kein Morgenmensch, was kein Wunder ist, schliesslich gehe ich erst um Mitternacht oder später ins Bett. Ich könnte mir also gut vorstellen länger zu schlafen. Aber unsere 16- und 18-jährigen Töchter müssen früh raus, und ich möchte sie gern sehen, bevor sie weg sind. Sie ignorieren mich zwar eher, aber vielleicht finden sie es ja doch ganz angenehm. Aus meiner Jugend weiss ich auf jeden Fall, dass ich es schätzte, dass meine Grosstante, die bei uns wohnte, jeden Tag mit mir aufgestanden ist.

Ich brauche viel Zeit, bis mein Motor läuft. Man kann zwar mit mir reden, aber richtig wach bin ich noch nicht. Erst mal brauche ich einen Kaffee mit Milch. An Essen ist nicht zu denken; ich würde keinen Bissen runterbringen. Normalerweise dusche ich dann. Dienstags aber gehe ich um 9 Uhr ins Pilates zu einer ehemaligen Balletttänzerin, die ihre Lektionen mit Musik kombiniert. Das ist streng, und ich gerate ins Schwitzen, aber weil ich Musik über alles liebe, geniesse ich diese Stunde. Nachher fahre ich nach Hause und hole das Duschen nach. Ah ja, auf dem Weg ins Pilates habe ich noch rasch das Einkaufen reingequetscht, damit meine Familie nicht verhungert.

Wenn ich abends eine Vorstellung habe, beispielsweise unser Mani Matter-Stück im Theater Rigiblick, brauche ich den restlichen Vormittag, um alle Lieder und Texte nochmals minutiös zu repetieren. Das Stück ist ein «Saucheib», extrem viel Text, extrem viel anspruchsvoller Text, und dann noch auf Berndeutsch. Ein Patzer, und man ist geliefert. Wenn man bei einem Frank Sinatra-Lied einen Aussetzer hat, improvisiert man einfach ein «Oh yeah, baby». Bei Mani Matter hiesse eine falsche Silbe Abbruch und Neustart. Erschwerend kommt dazu, dass wir das Stück nur alle paar Wochen spielen; von Juli bis November hatten wir sogar vier Monate Pause. Da fange ich jedes Mal halbwegs von vorne an, wenn eine Aufführung bevorsteht.

Gegen Mittag fahre ich zu meiner Mama, die in der Nähe wohnt. Sie ist bereits 92 und geniesst es, wenn ich oder meine beiden Schwestern sie besuchen. An Dienstagen holen wir uns meistens ein halbes Poulet beim Pouletwagen, der an der Ecke steht, und machen uns einen Salat dazu. Wenn ich Zeit habe, gehen wir auch noch eine Dreiviertelstunde zusammen spazieren. Es ist wichtig, dass sie in Bewegung bleibt. Und mir tut es auch gut.

Nachmittags bin ich in der Regel drei, vier Stunden im Büro und beantworte E-Mails oder führe Telefongespräche. Ich bekomme etwa 20 Mails pro Tag, von denen mindestens zehn mit mehr oder weniger Aufwand verbunden sind.

Das kann eine Anfrage sein, die mit Moderationen, Interviews oder meinem Engagement etwa für die Kinderspitex Zürich zu tun hat. Oder ein Kollege schickt mir das Manuskript seines Buches zu mit der Bitte, es zu lesen und ihm ein Feedback zu geben. Eine himmeltraurige Schicksalsgeschichte, die ich nicht einfach übergehen kann. Also nehme ich mir Zeit, vertiefe mich in die Lektüre und treffe ihn einige Tage später zu einem Gespräch. Manchmal geht es auch schneller. Da fragt eine Frau, wo ich das Kleid gekauft habe, das ich auf einem Instagram-Post trage. Auch da gebe ich Antwort. Ich kann gar nicht anders.

Aktuell beschäftige ich mich mit den Vorbereitungen für ein sehr schönes Projekt mit dem Zürich Jazz Orchestra. Ich darf dafür Lieder vorschlagen, die ich schon immer einmal singen wollte. Dafür höre ich mich gerade durch das Big-Band-Universum. Ich liebe diesen Sound.

Um 17.30 Uhr muss ich im Theater sein. Auf dem Weg mache ich noch kurz beim Notariat Riesbach halt, um die Annahme meiner Wahl als Stiftungsrätin in der Stiftung Neonatologie beglaubigen zu lassen. Dieses Engagement ist mir besonders wichtig, weil ich die Problematik der Frühchen aus eigener Erfahrung kenne. Eine unserer Töchter ist mit gerade mal 870 Gramm auf die Welt gekommen und hat ganz schön kämpfen müssen, um ins Leben zu finden. Heute ist sie eine gesunde junge Frau, die ins Gymi geht und ihren Weg findet. Wir sind jeden Tag dankbar, dass sie sich so entwickeln durfte. Das ist nicht selbstverständlich.

Im Theater geht’s auf der Stelle los: Soundcheck mit allen Musikern und Schauspielern, nochmals alle Lieder durchsingen. Vor der Aufführung essen wir zusammen etwas Kleines, das uns das Haus zubereitet. Einfach, aber immer sehr lecker.

Zu meinem Leidwesen muss ich mich anschliessend selber schminken. Das fällt mir nicht leicht, weil ich zwei linke Hände habe und dazu noch schlecht sehe. Auf der Bühne trage ich Kontaktlinsen, im Alltag Brille. Beim Schminken geht beides nicht.

Um 20 vor 8 verkabelt uns der Tonmeister in der Garderobe, anschliessend legen wir los. 80 Minuten  ohne Pause. Es ist ein sehr schönes Stück, in dem der geniale Poet und Philosoph Mani Matter, diese wichtige intellektuelle Stimme der Schweiz, nochmals aufersteht. Wir spielen es seit acht Jahren und haben Zuschauer und Zuschauerinnen, die jedes Jahr wiederkommen, weil es ihnen so gefällt.

Nachher ziehe ich mich um und trinke meistens noch etwas mit meinen Kollegen, mit Freunden oder Angehörigen, die unter den Gästen waren. Gegen 23 Uhr mache ich mich dann auf den Heimweg; an Theaterabenden immer mit dem Auto, weil ich noch das eine oder andere wie beispielsweise ein Kleidungsstück mitschleppen muss.

Wenn ich gegen 23.30 Uhr daheim bin, ist an Schlafen nicht zu denken. Dafür bin ich viel zu aufgekratzt. Also ziehe ich mir erst mal meinen geliebten Pyjama an, schminke mich ab und sinke ins Bett. Das ist der schönste Moment des Tages. Dann lese ich noch etwas. Manchmal löse ich auch ein Kreuzworträtsel, was mich in den Zustand absoluter Entspanntheit versetzt. Das habe ich früher nie gemacht, und ich bin ziemlich sicher, dass es mir unmissverständlich zeigt: du wirst alt.» (Aufgezeichnet von Barbara Lukesch)

«Talk am Puls»: Donnerstag, 9. Januar, im Café am Puls im reformierten Kirchgemeindehaus Zollikerberg. Die Bar öffnet um 19 Uhr, der Talk beginnt um 19.30 Uhr. Anschliessend gemütliches Beisammensein bei Getränken und Kuchen. Gastgeber ist Pfarrer Simon Gebs.

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