30. Oktober 2024 – Im Zollikerberg kursiert das Gerücht, der Kanton wolle die Unterführungen beim Rosengarten und der Rüterwiesstrasse aufheben. Nun können die Eltern der Schulkinder aufatmen: beide Durchgänge bleiben bestehen. Und was passiert mit den übrigen 9 Zolliker Unterführungen? Ein Überblick.

In Zollikon gibt es 11 Personenunterführungen, die Kantonsstrassen unterqueren – je 2 an der Seestrasse, der Rotfluhstrasse und der Bergstrasse sowie 5 an der Forchstrasse. Für alle gilt grundsätzlich: Der Kanton bestimmt über ihr Schicksal und besorgt auch deren Unterhalt.

Die Unterführungen geben in der Bevölkerung immer wieder zu reden. Einerseits, weil sie zum Teil sehr düster und ungepflegt sind, beispielsweise jene an der Seestrasse zur Badi und zu den Bootshäfen. Im Zollikerberg erschreckte zuletzt der glimpflich verlaufene Unfall an der Rosengartenkreuzung die Eltern schulpflichtiger Kinder, als ein Auto das Geländer durchschlug und in den Abgang zur Unterführung stürzte. Zum Glück war dort gerade niemand unterwegs.

«Zeitgeist des letzten Jahrtausends»

Vor mehr als zwei Jahren hatte eine Studie des Kantons den Gemeinderat aufgeschreckt. Das Tiefbauamt überprüfte die Zolliker Unterführungen und kam zum Schluss, dass die meisten den geltenden Gesetzen bezüglich Hindernisfreiheit nicht mehr genügten. Entweder seien sie nur via Treppe erreichbar, oder die rollstuhlgängige Rampe sei zu steil, teilweise auch zu schmal. Meist fehle der Platz, um sie anzupassen.

Der Kanton stellte sich auf den Standpunkt, dass Personenunterführungen «dem Zeitgeist des letzten Jahrtausends entstammen». Heute würden Lösungen gesucht, «die allen Verkehrsteilnehmenden bestmöglich gerecht werden». Es gebe mittlerweile «norm- und zeitgemässe Fussgängerquerungen auf Strassenniveau», etwa «Fussgängerstreifen mit Mittelschutzinsel» und/oder solche mit Ampelsteuerung.

Der Zolliker Gemeinderat konnte dieser Philosophie wenig abgewinnen. Der damalige Bauvorstand Martin Hirs wehrte sich in einem Auftritt bei «TeleZüri» insbesondere gegen die Aufhebung der Unterführung beim Schwimmbad Fohrbach und kritisierte den Kanton mit deutlichen Worten. Es gehe diesem nur darum, Kosten zu sparen. Alternativ bot der Kanton der Gemeinde an, die Unterführung gegen eine Entschädigung in Höhe der eingesparten Rückbaukosten zu übernehmen und künftig selber für den Unterhalt zu sorgen.

Zweieinhalb Jahre später stellt sich die Frage, wie es mit den 11 Zolliker Unterführungen weitergeht. Wir haben uns beim Kanton und der Gemeinde erkundigt. Hier die Resultate unseres bebilderten Round-ups:

1 Unterführung im Gstad

Im Gstad geht es unter der Seestrasse hindurch zur Seebadi, zur Schifflände, zu den beiden Bootshäfen und der darüber liegenden Aussichtsplattform. Die Unterführung ist sanierungsbedürftig und nicht behindertengerecht. 

Kanton: Sie soll im Rahmen des Strassenprojekts Seestrasse bis ca. 2029/2030 rückgebaut (aufgehoben) werden. Der Zugang zum See soll über einen Fussgängerstreifen erfolgen.

2 Unterführung beim ehemaligen Altersheim

Hier geht es unter der Seestrasse hindurch zum beliebten Badeplatz. Die Unterführung ist nicht mehr behindertengerecht und müsste saniert werden.

Kanton: Sie soll im Rahmen des Strassenprojekts Seestrasse bis ca. 2029/2030 rückgebaut werden. Wenn die Gemeinde nicht einverstanden sei, habe sie bei der öffentlichen Auflage des Projekts eine Einsprachemöglichkeit.

Gemeinde: «Bei Strassen mit gleichbleibender oder sogar steigenden Verkehrsmengen kann der Gemeinderat dem Wegfall oder Ersatz von sicheren Strassenquerungen (wie Personenunterführungen) durch weniger sichere grundsätzlich nicht zustimmen», schreibt die Bauabteilung. Für die Übernahme einer Unterführung durch die Gemeinde gebe es keine gesetzliche Grundlage.

3 Unterführung Zelggasse

Hier geht es unter der Rotfluhstrasse hindurch zu den Schulhäusern Oescher und Buechholz. Die Unterführung ist vor kurzem saniert worden. Es besteht folglich kein Handlungsbedarf.

4 Unterführung Oescherweg

Hier geht es unter der Rotfluhstrasse hindurch zu den Schulanlagen und zum Dorfzentrum, in umgekehrter Richtung zur Post.

Kanton: «Die Aufhebung ist im Zusammenhang mit der Sanierung und Umgestaltung der Rotfluhstrasse angedacht», schreibt die Baudirektion. Dieses Projekt sei jedoch zurückgestellt worden und werde «frühestens in 10 Jahren umgesetzt».

Gemeinde: «Diese Unterführung dient insbesondere als Fuss- und Velozugang zu den beiden grossen Schulanlagen Oescher und Buechholz. Somit werden sie vorrangig von – auch insbesondere kleinen – Schulkindern benutzt, davon viele unbegleitet. Entsprechend wird eine Aufhebung der Unterführung als eine Verschlechterung der Sicherheit gewertet.»

5 Unterführung Allmend

Hier geht es vom Parkplatz Allmend unter der Bergstrasse hindurch zum Schwimmbad Fohrbach und ins Quartier Witellikon. Die Unterführung müsste saniert werden.

Kanton: Die Unterführung soll durch einen Niveauübergang (Fussgängerstreifen) ersetzt werden. Das weitere Vorgehen sei noch offen – entweder im Zusammenhang mit dem notwendigen Umbau der Bushaltestelle oder erst im Rahmen der nächsten Strassensanierung. Der Gemeinde stehe es frei, die Unterführung gegen eine Entschädigung in Höhe der Rückbaukosten durch den Kanton zu übernehmen und den Unterhalt künftig selber zu finanzieren. 

Gemeinde: «Auch diese Unterführung wird wiederum durch viele – auch unbegleitete – Schulkinder genutzt. Der Verlust der Sicherheit bei Aufhebung der Unterführung wäre nicht tolerierbar.»

6 Unterführung Schlundweg

Hier führt der beliebte Höhenwanderweg Nr. 84 von der Zolliker Allmend Richtung Rehalp und Wehrenbachtobel. Wegen der steilen Rampe ist er nach den geltenden Massstäben nicht mehr behindertengerecht.

Kanton: Die Unterführung bleibt als Wanderwegquerung unverändert. 

7 Unterführung Waldburg

Hier geht es von den neu erstellten «Tiny Homes» unter der Forchstrasse hindurch zum Perron der Forchbahn, respektive Richtung Rehalp und Zürich.

Kanton: Die Unterführung wird im Rahmen der demnächst beginnenden Bauarbeiten gemeinsam mit der Forchbahn hindernisfrei umgestaltet.

8 Unterführung bei der Trichtenhauserstrasse

Hier geht es von der Trichtenhauserstrasse zu den Forchbahnperrons bzw. unter der Forchstrasse hindurch zum Coop Zollikerberg und den umliegenden Geschäften. Die Unterführung ist wahrlich kein Bijou und überdies nur begrenzt behindertengerecht.

Kanton: Im Rahmen der Sanierung der Forchbahn-Haltestelle Spital Zollikerberg wurde ein neuer hindernisfreier Zugang vom Spital zum Perron realisiert, der nicht dem Kanton gehört. Von Kantonsseite gibt es für die Unterführung deshalb derzeit kein aktuelles Projekt.

9 Unterführung Neuweg

Eine der raren Verbindungen unter der Forchstrasse und der Forchbahn hindurch im Abschnitt Spital – Rosengarten. In der Bevölkerung kursieren Gerüchte, wonach die Unterführung aufgehoben werden soll.

Kanton: Die Unterführung bleibt erhalten, kann aber nicht hindernisfrei ausgebaut werden. Allfällig notwendige Erneuerungen der Treppenanlagen liegen in der Verantwortung der Gemeinde. 

10 Unterführung Rosengartenstrasse / Binzstrasse

Hier geht es von den Schulanlagen Rüterwis und dem Coop Zollikerberg unter der Forchstrasse hindurch zur Forchbahn und hinunter ins Quartier Wilhof. Die Zugänge (u.a. zum Gleis 1 der Forchbahn) sind nicht behindertengerecht. Die Unterführung ist in die Jahre gekommen, und es wird gemunkelt, sie solle aufgehoben werden, was Ängste bei den Eltern von Schulkindern ausgelöst hat.

Kanton: «Nach interner Besprechung verzichtet das Tiefbauamt auf die Aufhebung dieser Personenunterführung.» Sie wird saniert, und die Rampe bei der Rosengartenstrasse wird mit weniger Gefälle ausgestaltet. Das Projekt wird in den nächsten Monaten öffentlich aufgelegt. Die Unterführung unter der Binzstrasse bleibt mit geringfügigen Anpassungen ebenfalls erhalten.

Gemeinde: «Die Gemeinde Zollikon hat sich für die Beibehaltung dieser Personen-Unterführungen innerhalb der Projektierungsphase vehement gewehrt, so dass der Kanton sich bereit erklärt hat, diese beizubehalten und hindernisfrei auszubauen.»

11 Unterführung Rüterwiesstrasse

Hier geht es vom Schulhaus Rüterwis unter der Forchstrasse hindurch Richtung Wilhof-Quartier und Unterhueb. Die Unterführung ist in die Jahre gekommen und nicht mehr behindertengerecht. Es geht das Gerücht, dass sie aufgehoben werden soll, was die Eltern von Schulkindern verängstigt.

Kanton: Die Unterführung wird nicht aufgehoben, sondern nur saniert. Die Rampe parallel zur Forchstrasse wird mit weniger Gefälle ausgestaltet, sodass der barrierefreie Zugang möglich ist. Auch dieses Projekt wird in den nächsten Monaten öffentlich aufgelegt.

Gemeinde: «Auch hier hat sich die Gemeinde Zollikon für den Erhalt der Unterführung eingesetzt, so dass der Kanton sich bereit erklärt hat, diese beizubehalten und hindernisfrei auszubauen.» (René Staubli)