Der «Wilde Kaiser» macht Schluss
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13. November 2024 – Zollikon verliert den «Wilden Kaiser». Der Wirt konnte sich mit der Besitzerfamilie der Trichtenhausermühle nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Was das für die Abstimmung vom 4. Dezember zum Erhalt der «Trichti» als Restaurant bedeutet, ist offen. (3 Kommentare)
13. November 2024 – Zollikon verliert den «Wilden Kaiser». Der Wirt konnte sich mit der Besitzerfamilie der Trichtenhausermühle nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Was das für die Abstimmung vom 4. Dezember zum Erhalt der «Trichti» als Restaurant bedeutet, ist offen.
Die Nachricht platzte gestern Nachmittag kurz vor 15 Uhr herein: Die Eigentümer der Trichtenhausermühle verzichten auf eine Weiterführung der Zusammenarbeit mit dem «Wilden Kaiser», liess Deion Impallomeni-Heer als Vertreter der Familie verlauten. Der Wirt habe «leider keine Zugeständnisse über den Dezember hinaus gemacht, sodass die Planungssicherheit vor der Gemeindeversammlung am 4. Dezember nicht gewährleistet werden konnte».
Auf Nachfrage der «ZollikerNews» präzisierte er die Aussage: Seit September sei es darum gegangen, die künftige Zusammenarbeit verbindlich zu regeln. Es habe ein Hin und Her mit Absichtserklärungen, mündlichen Vereinbarungen, Verzögerungen und Diskussionen um Konditionen gegeben. Man habe sich schliesslich auf einen Mietvertrag über Ende Dezember hinaus geeinigt – «wir haben ihn unterzeichnet, unsere Gegenpartei nicht». Die Familie sei «insofern enttäuscht, als dass wir viel Zeit aufgewendet haben, um zu einer Lösung zu kommen, zumal wir Christian Krahnstöver auch mit der Miete stark entgegengekommen sind», bedauert Impallomeni-Heer.
Strittige Termine
Das Entgegenkommen bei der Miete habe in Wahrheit darin bestanden, dass die Familie Heer auf eine angekündigte Mietzinserhöhung verzichtet habe, sagt Krahnstöver. Man sei sich bei den Verhandlungen, die sich seit Juni dahingezogen hätten, «in elementaren Vertragspunkten nicht einig geworden». Es ging insbesondere um verbindliche Termine für den Umbau der Trichtenhausermühle. Um als Unternehmer Planungssicherheit zu bekommen, habe er eine Baueingabe bis Ende April 2025, eine Baubewilligung bis etwa Ende August 2025 und eine Fertigstellung bis spätestens Ende Mai 2026 für angemessen gehalten. «Diese Garantien konnten wir ihm nicht geben», sagt der Vertreter der Familie Heer, «denn wir haben keinen Einfluss auf das Bewilligungsverfahren der Gemeinde.»
Fachleute hätten ihm jedoch bestätigt, so Krahnstöver, dass ein Baugesuch durchaus innert zwei bis drei Monaten bewilligt werden könnte, sofern es vollständig sei. Er habe seit Monaten ein fixfertiges Konzept samt Kosten- und Leistungsrechnung in der Schublade gehabt. Beigezogene Bauexperten aus der Branche hätten keine Probleme bei der Umsetzung gesehen.
Im Oktober hatte Krahnstöver gegenüber den «ZollikerNews» aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen als Gastrounternehmer einen noch ambitiöseren Zeitplan skizziert: es müsste möglich sein, die Abläufe so zu steuern, dass die Wiedereröffnung des Restaurants mit Hotellerie bereits Anfang Januar 2026 erfolgen könnte, »sogar schon früher, wenn alle dasselbe Ziel verfolgen, nämlich die Aufwertung und Bereicherung der Gemeinde».
Er habe beim Zeitplan also durchaus Kompromissbereitschaft gezeigt, sagt Krahnstöver. Als er dann aber gemerkt habe, dass neben ihm offenbar auch noch andere Interessenten für die Pacht der Trichtenhausermühle im Spiel gewesen seien, habe sein Vertrauen zusätzlich gelitten. Immerhin habe er bislang rund 100’000 Franken in den Betrieb investiert. «Unser Engagement war zweifellos vorhanden, wir hätten das Projekt in der Trichtenhausermühle gerne weitergeführt.»
Als es in Zollikon nach den monatelangen Verhandlungen nach wie vor an verbindlichen Abmachungen fehlte, erwog Krahnstöver Alternativen. So kam die Meldung der «Zürichsee-Zeitung» Anfang November nicht überraschend, dass er mit seiner Frau Nicole Mitte Januar das neu gebaute Ausflugslokal auf dem Frohberg in Stäfa mit toller Sicht auf den Zürichsee als «Landliebe Frohberg» eröffnen wird. Im Sommer hatte sich dort der ursprünglich vorgesehene Pächter aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Krahnstöver entschied sich, in Zollikon die Reissleine zu ziehen.
«Für die Gemeinde ändert sich nichts»
Gemeinderat Patrick Dümmler hatte die Verhandlungen mit der Besitzerfamilie Heer geführt und das Geschäft so weit vorangebracht, dass am 4. Dezember an der Gemeindeversammlung darüber abgestimmt werden kann. «Dass die Familie Heer und das Wirtepaar Krahnstöver ihre Zuammenarbeit nicht weiterführen wollen, überrascht und ärgert mich auch ein bisschen», sagte er gestern auf Anfrage. Bei solchen Geschäften müsse man aber immer mit derartigen Entwicklungen rechnen.
«Für die Gemeinde ändert sich insofern nichts, als dass wir einen Vertrag mit der Besitzerfamilie Heer und nicht mit einem Pächter der Gastwirtschaft abschliessen wollen», sagt Dümmler. Es sei Sache der Familie, mit wem sie zusammenarbeiten wolle. In der Trichtenhausermühle könnte – unabhängig von der Abmachung mit der Gemeinde – folglich auch ein asiatisches oder irgendein anderes Restaurant angesiedelt werden. «Weil nun ungewiss ist, was für ein Gastrobetrieb kommt, dürfte es schwieriger werden, an der Gemeindeversammlung vom 4. Dezember die Vorlage durchzubringen, die der Gemeinderat aber nach wie vor unterstützt.»
Dinge nicht vermischen
Felix Heer, Präsident der Ortspartei FDP, reagiert gelassen: «Es handelt sich hier um einen betriebswirtschaftlichen Entscheid zwischen der Eigentümerfamilie und dem derzeitigen Pächter. Mit der Vorlage vom 4. Dezember hat das rein gar nichts zu tun; man darf diese beiden Dinge nicht vermischen. Es zeigt aber, dass man sich keiner Illusion hingeben sollte, dass es einfach so weitergeht wie bisher.» Die Gemeinde strebe einen Vertrag mit der Besitzerfamilie an, an der es wiederum liege, einen geeigneten Pächter auszusuchen. Im Rahmen der Zwischennutzung sei das der «Wilde Kaiser» gewesen, nun werde die Familie Heer – vorbehältlich dem Entscheid der Gemeindeversammlung – eine andere Lösung finden müssen.
Fritz Wolf und Renate Diener vom Quartierverein Zollikerberg bedauern Krahnstövers Entscheid, die Pacht auf Ende Jahr zu beenden. Das ändere aber nichts am Ziel, die Trichtenhausermühle der Bevölkerung für Begegnungen zu erhalten: «Deshalb werden wir uns weiterhin für diese Projektvorlage einsetzen.» An der Informationsveranstaltung am Donnerstagabend im Gerensaal wird Krahnstöver bereits nicht mehr dabei sein: «Man hat mich abgemeldet.»
Zwei Optionen
Deion Impallomeni-Heer sagt, dass die Familie nun vorwärts schaue und zuversichtlich sei, dass sich – sofern die Vorlage am 4. Dezember angenommen wird – «für die Zeit ab Januar ein geeigneter Partner finden lässt – wir haben derzeit zwei Optionen für die Zwischennutzung, eine davon ein junges Team, das sich in der Stadt Zürich und nun auch kürzlich im Bezirk Meilen schon einen Namen gemacht hat.» (Barbara Lukesch und René Staubli)
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Warum der nun angekündigte Wechsel des Pächters gegen den vom Gemeinderat vorgesehenen Vertrag mit der Eigentümerfamilie sprechen sollte, ist schleierhaft: Die Absicht ist, dass sich die Gemeinde, oder eben der Steuerzahler, nicht um die Suche eines neuen Pächters sorgen muss. Die Politik ist gar nicht in das privatrechtliche Geschäft involviert. Das Risiko des Gastronomiebetriebes trägt weiterhin allein die Familie. Abgesehen davon ist ja ein Pächterwechsel immer wieder auch eine gern gesehene neue Chance.
Besorgniserregend ist für mich hingegen die forsche Aussage von Corinne Hoss-Blatter, es gäbe bei der Trichtenhausermühle nichts zu retten. Der Souverän hat klar anders entschieden und dem Gemeinderat verbindlich eben diesen Auftrag erteilt, nämlich die seit Jahrzehnten beliebte Gastwirtschaft mit ihrer wunderbaren Atmosphäre im einmaligen, historischen Gebäude zu erhalten. Daher ist auch die Klage über Ungerechtigkeit gegenüber anderen Gewerbetreibenden haarsträubend.
Ich wünschte mir doch deutlich mehr demokratiepolitischen Respekt vor dem Grundsatzentscheid der Gemeindeversammlung. Zur Diskussion steht am 4. Dezember also alleine die vorgeschlagene Umsetzung des Auftrages durch den Gemeinderat.
Sehr schade. Seit der «Wilde Kaiser» aktiv war, lohnte es sich wieder in die Trichti einzukehren.
Diese Entwicklung sollte nun jeder Bürgerin, jedem Bürger von Zollikon zeigen, dass es falsch ist, wenn die Politik sich in privatrechtliche Geschäfte einmischt und versucht, mit Steuergeldern ein Restaurant zu retten, wo es nichts zu retten gibt. Ich vertraue auf die Weitsicht der Zollikerinnen und Zolliker, dass sie keine unsichere Einzellösung befürworten, die viele andere Gewerbetreibende in der Gemeinde ungleich behandeln würde.