Die Krux mit den 5 Minuten

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14. Oktober 2024 – Zu Beginn eine Frage: Wie lange dauert es, wenn jemand mitteilt, er oder sie sei in 5 Minuten da? In 5 Minuten? Das glaube ich nicht. 5 Minuten sind erfahrungsgemäss nämlich viel eher 10 Minuten oder bei anderer Gelegenheit auch mal nur 2. (1 Kommentar)

Zu Beginn eine Frage: Wie lange dauert es, wenn jemand mitteilt, er oder sie sei «in 5 Minuten» da? In 5 Minuten? Das glaube ich nicht. 5 Minuten sind erfahrungsgemäss nämlich viel eher 10 Minuten oder bei anderer Gelegenheit auch mal nur 2.

Mich interessiert also, ob «in 5 Minuten» wirklich eine Zeitangabe ist oder vielmehr ein stehender Begriff dafür, dass man gemäss subjektivem Zeitempfinden schon kurz vor dem Ziel ist.

Es ist doch auch viel bequemer, «in 5 Minuten» da zu sein, als sich die Mühe zu machen, beim Kartendienst des Vertrauens das Ziel einzugeben und auf dieser Basis eine einigermassen genaue Zeitangabe zu treffen.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Wenn ich zu Hause bin und jemand «in 5 Minuten» da ist, ist das ja überhaupt kein Problem. Aber wenn ich am Hauptbahnhof auf jemanden warte und eigentlich schon lange auf die Toilette müsste, wüsste ich gern, ob ich nun noch 5 oder 10 Minuten warten muss. In 5 Minuten schaffe ich es nicht aufs Klo, in 10 schon.

Das ist vermutlich wahnsinnig schweizerisch – wir sind ja alle so pünktlich – aber was ich sagen will, ist Folgendes: Wir können doch nicht einfach eine im Grunde sehr präzise Zeitangabe – 5 Minuten – umdeuten zu der Aussage: Ich bin zwar in der Nähe, es dauert aber noch einen kleinen – oder grösseren Moment. Niemand würde sagen, es dauert noch 7 Minuten. Höchstens, wenn man vorher auf den Kartendienst des Vertrauens geschaut hat. Aber nicht einfach so. Mit 5 Minuten tun wir es aber. Und davon bin ich kein Fan.

Zum Schluss meiner – zugegeben – etwas emotionalen Ausführungen möchte ich noch Folgendes loswerden: Vielleicht gehe ich in Zukunft doch noch schnell auf die Toilette am Hauptbahnhof, wenn die andere Person angekündigt hat, «in 5 Minuten» dazusein. Wenn ihr dann auf mich warten müsst, sorry.

Ich bin in 5 Minuten wieder da.

Olivia Porträt

Olivia Eberhardt (geb. 1994) arbeitet als Redaktorin beim Online-Stadtmagazin «Züri Today». Sie bezeichnet sich als «Beobachterin mit feinen Antennen und dem Wunsch, die Essenz dieser Beobachtungen mit einem humoristischen Ansatz niederzuschreiben».

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