Die Unterschriftensammlung läuft ins Leere
1 KOMMENTARE
29. Mai 2024 – Der Quartierverein Zollikerberg sammelt Unterschriften und will damit erreichen, dass der Bus 910 weiterhin bis zum Bahnhof Tiefenbrunnen fährt. Die Aktion ist aus Verfahrensgründen zum Scheitern verurteilt. Es sei denn, der Gemeinderat springt über seinen Schatten. (1 Kommentar und Stellungnahmen)
29. Mai 2024 – Der Quartierverein Zollikerberg sammelt Unterschriften und will damit erreichen, dass der Bus 910 weiterhin bis zum Bahnhof Tiefenbrunnen fährt. Die Aktion ist aus Verfahrensgründen zum Scheitern verurteilt. Es sei denn, der Gemeinderat springt über seinen Schatten.
Seit Montag publiziert der Quartierverein auf seiner Website ein Schreiben an den Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) mit dem Titel «Buslinie 910 – NEIN zur Endstation Bahnhof Zollikon!» Wer die neue Linienführung zum Bahnhof Zollikon statt wie bis anhin zum Bahnhof Tiefenbrunnen als inakzeptable Verschlechterung des ÖV-Angebots empfindet, soll den unterschriebenen Brief direkt an den ZVV senden.
Vom ZVV kommt auf Anfrage der «ZollikerNews» nun eine deutliche Stellungnahme. Die Unterschriftensammlung sei nicht zielführend, heisst es, denn die Begehren der Bevölkerung zu den Fahrplanentwürfen seien grundsätzlich im Rahmen der öffentlichen Auflage an die Gemeinde zu richten. Diese prüfe die Eingaben und entscheide, welche Begehren sie unterstütze und welche sie ablehne. Die Gemeinde Zollikon habe sich für das neue Angebotskonzept des ZVV mit dem Bus 910 zum Bahnhof Zollikon ausgesprochen.
Gemeindepräsident Sascha Ullmann sagt, in den Verhandlungen mit dem ZVV sei klar geworden, dass man nicht beides haben könne: sowohl den Anschluss des Sennhofs nach 20 Uhr und am Wochenende als auch die Direktverbindung an den Bahnhof Tiefenbrunnen: «Der Gemeinderat musste zwischen den Alternativen sachlich abwägen und hat sich für die bessere Anbindung des Sennhofs entschieden.»
Beschwerden kamen nicht zur Sprache
Inzwischen ist der Entscheidungsprozess bereits weiter fortgeschritten. Am Montag hat die Regionale Verkehrskonferenz Pfannenstiel mit dem ZVV und den VBZ die Anträge aus den Gemeinden geprüft. Da der Zolliker Gemeinderat die Begehren aus der Bevölkerung abgelehnt hat, wurden diese an der Verkehrskonferenz auch nicht traktandiert.
Die bereinigten Fahrpläne 2025 und 2026 wird der ZVV nun dem Zürcher Verkehrsrat vorlegen, einem neunköpfigen Gremium unter der Leitung von Regierungsrätin Carmen Walker Späh, das sich aus VertreterInnen des Kantons, der Städte Zürich und Winterthur, den Gemeinden, der SBB und des Bundes zusammensetzt. Der Verkehrsrat trifft im Sommer den endgültigen Entscheid. Dagegen können lediglich die Gemeinden rekurrieren.
Die Unterschriften des Quartiervereins spielen also keine Rolle mehr, sie kommen schlicht zu spät. Was sie allerdings zum Ausdruck bringen, ist ein beträchtlicher Unmut in Teilen der Bevölkerung.
Kritik an der Verhandlungsführung
Im gestrigen Artikel der «ZollikerNews» hatte Jürgen Schütt, Präsident des Forums 5W und Vorstandsmitglied des Quartiervereins, den Gemeinderat für seine Verhandlungsführung kritisiert: «Er hat die Anliegen der Bevölkerung gegenüber dem ZVV zu wenig hart vertreten.»
Stephan Geiger, Präsident der örtlichen SVP, schliesst sich diesem Urteil an: «Unseres Erachtens ist der Gemeinderat seinem Auftrag, das überwiegende Interesse der Zolliker ÖV-Benutzer bestimmt und beharrlich zu vertreten, nicht nachgekommen.» Dabei habe er in seinen Legislaturzielen noch versprochen, attraktive öffentliche Verkehrsverbindungen zu fördern.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Ein winziger Funke Hoffnung bleibt: Das Gesetz über den öffentlichen Personenverkehr (PVG) berechtigt die Gemeinden und Transportunternehmungen, «über das Verbundangebot hinaus zusätzliche Linien und Linienergänzungen einzuführen». Die Gemeinde Zollikon könnte also den Busbetrieb der Linie 910 zum Bahnhof Tiefenbrunnen aufrecht erhalten, wenn sie die zusätzlichen Kosten übernimmt.
Jürgen Schütt erinnert daran, dass die Gemeinde vor der Einführung der Buslinie nach Binz/Ebmatingen Zusatzkurse vom Quartiertreff in den Oberhueb finanzierte. «Wenn nun bei der Beibehaltung der Linie 910 gewisse Mehrkosten entstehen, so wäre ich dafür, dass diese von der Gemeinde getragen werden – im Sinne des Erhalts eines guten ÖV.»
Die Chance, dass der Gemeinderat in dieser Sache über seinen eigenen Schatten springt, scheint allerdings minim. (René Staubli)
Medienmitteilung der Gemeinde
Medienmitteilung der SVP Zollikon
Stellungnahme Quartierverein Zollikerberg
1 KOMMENTAR
Eigentlich kann es auch nur gelegentlichen Nutzern des ÖV nicht entgangen sein, dass der eigentliche Zolliker Bahnhof nicht Zollikon, sondern Tiefenbrunnen heisst. Es halten mehr Züge (abends), es gibt einen Kiosk, Laden, Taxis und eine Menge an Anschlüssen. Da hätte man schon etwas Einsatz des GR und eine bessere Kommunikation erwarten dürfen.
Natürlich kann der ÖV nicht alles abdecken. Es gibt auch innovative Lösungen für schwach frequentierte Strecken, in Erlenbach z.B. den privaten Erlibus, so dass man nicht eine Kernstrecke opfern muss, um ein Quartier zu erschliessen.