Ein einhelliges Ja – mit einigen Vorbehalten

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11. Oktober 2024 – Die Ankündigung des Gemeinderats, dass am 24. November über ein 6,5 Millionen teures Provisorium für das Betreuungshaus Rüterwis abgestimmt wird, kam überraschend für die PräsidentInnen der Ortsparteien. Inzwischen haben sie sich eine Meinung gebildet.

Sandplatz fürs Provisorium
Standort des geplanten Provisoriums (Foto: ZN)

Das Betreuungshaus Rüterwis platzt aus allen Nähten. Die räumlichen Verhältnisse nötigen den Betreuerinnen vor allem während der Essenszeiten weite und umständliche Wege auf. Nach dem Mittagessen stehen die Kinder vor den Toiletten Schlange. Dazu muss der Lärm mitunter ohrenbetäubend sein. Schon lange wird gemunkelt, man müsse dem Personal für den erlittenen Stress eine Art Schmerzensgeld zahlen. Kurz: Die Situation ist untragbar.

Nun schlagen der Gemeinderat und die Schulpflege der Bevölkerung den Bau eines 6,5 Millionen Franken teuren Provisoriums vor, um die unhaltbaren Verhältnisse zu beenden. Nach Jahren der Untätigkeit ist offenbar eine Art Notstand eingetreten, der nun seinen Preis hat. Die Rechnungs- und Geschäftsprüfungs-Kommission (RGPK) lehnt die Vorlage denn auch aus Kostengründen ab.

Eine Feuerwehrübung

Jürgen Schütt vom Forum 5W seufzt: «Es war offensichtlich ein Fehler, aus heutiger Sicht gar ein grösserer Fehler, dass man das ursprüngliche Projekt für einen Neubau des Betreuungshauses Rüterwis wegen der Kosten aufgegeben hat. Da ist eindeutig einiges dumm gelaufen.» Zur Erinnerung: Dieser Neubau hätte statt der zunächst veranschlagten 7,5 Millionen letztlich 11,6 Millionen Franken kosten sollen. Ein Aufpreis, der den Gemeinderat veranlasste, das Projekt zu stoppen. Das war 2021. Seither blieb alles beim Alten.

Nun folgt also die Idee für ein Provisorium. «Endlich passiert etwas!», sagen viele. Angesichts der «grossen Nutzungszahlen ist die Erstellung provisorischer Container unabdingbar», sagt auch Schütt. Man müsse den «Brand» im «Sinne einer Feuerwehrübung löschen» und könne jetzt keine weitere Zeit damit vergeuden, einen weiteren Architekturwettbewerb auszuschreiben und auf eine endgültige Lösung zu warten. Bedenken, dass die Kosten für das Provisorium und den dereinst zu realisierenden definitiven Neubau gut und gerne 14 Millionen und mehr betragen könnten, zerstreut er: Die Container könnten ja später im Dorf weiterverwendet werden.

Felix Wirz, Präsident der EVP Zollikon, ist ebenfalls der Meinung, dass der Handlungsbedarf gross ist, und unterstützt das Anliegen grundsätzlich: «Die aktuelle Situation im Betreuungshaus ist kein Zustand.» Gleichwohl macht er Fragezeichen an den 6,5 Millionen Franken: «Das ist doch ein enorm hoher Preis für ein Provisorium.» Drum wäre er auch offen für alternative Vorschläge, die finanziell nicht dermassen aus dem Ruder laufen würden. Die Idee der ehemaligen Schulpräsidentin Corinne Hoss-Blatter (FDP), dem Problem mit einem kleineren und preisgünstigeren Provisorium die gröbste Spitze zu nehmen, halte er durchaus für prüfenswert.

Kein drittes Gebäude

FDP-Parteipräsident Felix Heer hält nichts davon, das Betreuungshaus, das heute schon auf zwei Standorte verteilt ist, noch um einen günstigen Container zu erweitern, welcher die Bedürfnisse nur beschränkt abdecke.

Der Vorstand der FDP begrüsse den Vorschlag des Gemeinderats. Wer die Situation im Betreuungshaus je selber gesehen habe, wisse: «Sie ist katastrophal.» Man müsse jetzt zum Wohl der Kinder, aber auch der Mitarbeitenden handeln: «In Zeiten des Fachkräftemangels darf uns insbesondere auch das Wohlergehen des Personals nicht egal sein.»

Mit 6,5 Millionen habe das Projekt tatsächlich einen stolzen Preis, fährt er fort, aber er sehe verschiedene Möglichkeiten, das Provisorium eines Tages weiterzuwenden: Das Schulhaus Buechholz, ebenso das Gemeindehaus und auch das Zentrum Beugi seien vielleicht eines Tages froh um eine provisorische Übergangslösung. Darum habe der Vorstand der FDP-Ortspartei einstimmig für ein Ja votiert.

Dieses Ja, ergänzt Heer, sei allerdings mit dem zwingenden Auftrag an die Schulpflege verbunden, sofort mit der Planung und dem Entwurf einer «gescheiten Lösung für einen definitiven Neubau» zu beginnen: «Wer nun glaubt, die Schulbehörde würde dank diesem Provisorium die Hände in den Schoss legen, liegt falsch.»

Mangelnde Kostendisziplin

Auch die SVP Zollikon steht, so ihre Stellungnahme, «klar hinter der Notwendigkeit, in die Bildung unserer Kinder zu investieren» und «sieht es darum als ihre Pflicht an, den Kredit zu unterstützen.» Gleichzeitig beklagt sie die «mangelnde Kostendisziplin des Gemeinderats» und appelliert an alle Beteiligten: «Die Kosten beim Bau des Provisoriums müssen streng kontrolliert werden.» Es müsse sichergestellt werden, dass das Projekt im Rahmen des Budgets bleibe.

SP-Parteipräsidentin Franziska Steiner betont ebenfalls, dass es wichtig sei, in die Schulen und damit die Zukunft der Kinder zu investieren. Auch wenn das Provisorium sehr teuer sei, müsse die Notfall-Situation im Rüterwis jetzt rasch behoben werden. «Notfall-Lösungen», fügt sie hinzu, «sind immer teurer». Als wohlhabende Gemeinde könne sich Zollikon eine solche Ausgabe jedoch leisten und dafür «auch einmal auf die regelmässige Steuerfuss-Senkung verzichten».

Die GLP gab kein Statement ab. (Barbara Lukesch)

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