Ein Ja, oder die Beiz ist vom Tisch

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15. November 2024 – Drei Tage nach dem Abgang des «Wilden Kaisers» ging es bei der gestrigen Veranstaltung des Quartiervereins Zollikerberg um die Frage: wie weiter in der «Trichti»? Gemeinderat Patrick Dümmler sprach im Hinblick auf die Gemeindeversammlung vom 4. Dezember Klartext. (2 Kommentare)

15. November 2024 – Drei Tage nach dem Abgang des «Wilden Kaisers» ging es bei der gestrigen Veranstaltung des Quartiervereins Zollikerberg um die Frage: wie weiter in der «Trichti»? Gemeinderat Patrick Dümmler sprach im Hinblick auf die Gemeindeversammlung vom 4. Dezember Klartext.

Restaurant oder Wohnungen in der «Trichti»? Das ist die Frage (Foto: ZN)
Restaurant oder Wohnungen in der «Trichti»? Das ist die Frage (Foto: ZN)

Die brisanteste Frage stellte ganz am Schluss Riccardo Wahlenmayer: «Hat der Gemeinderat einen Plan B für den Fall, dass die Gemeindeversammlung seinen Vorschlag zum Erhalt der Trichtenhausermühle als Restaurant ablehnt?»

Seiner Meinung nach, so Wahlenmayer, würde ein Nein lediglich bedeuten, dass der Vorschlag des Gemeinderats abgelehnt werde, nicht aber die Forderung zum Erhalt der «Trichti» gemäss der im Juni 2023 gutgeheissenen Einzelinitiative. Er glaube, bei einem Nein müsse der Gemeinderat einen neuen Anlauf nehmen und eine bessere Lösung präsentieren, um den Volkswillen zu erfüllen.

Gemeinderat Patrick Dümmer war dezidiert anderer Meinung: «Wenn die Stimmbevölkerung mit unserer Lösung nichts anfangen kann, die in Hunderten von Arbeitsstunden mit allen Beteiligten erarbeitet wurde, ist die Einzelinitiative meiner Meinung nach nicht umsetzbar und damit erledigt. Es wäre ein neuer Vorstoss aus der Bevölkerung nötig, um das Restaurant in der Trichtenhausermühle zu erhalten.»

Deion Impallomeni-Heer sagte als Vertreter der «Trichti»-Besitzer, seine Familie sei «richtig scharf darauf, dass die Vorlage durchkommt». Würde sie abgelehnt, bliebe ihnen nichts anderes übrig, als das schon länger bewilligte Projekt zum Umbau der «Trichti» in ein Mehrfamilienhaus zu realisieren.

Mit anderen Worten: Die Gemeindeversammlung entscheidet am 4. Dezember definitiv, ob das Restaurant in der Trichtenhausermühle bestehen bleibt oder nicht.

Im Saal alles BefürworterInnen

Rund 50 Interessierte hatten sich gestern Donnerstagabend im Gerensaal eingefunden. Wie sich in der abschliessenden Fragerunde herausstellte, alles Leute, die schon einmal in der Trichtenhausermühle gegessen haben und für die Erhaltung der Beiz sind. Die Gegnerschaft war nicht vertreten – es meldete sich jedenfalls niemand von der FDP-Ortspartei, die ein Nein zur Vorlage empfiehlt. Der Gemeinderat stehe hinter dem von ihm ausgearbeiteten Vorschlag, bekräftigte Dümmler.

Er stellte noch einmal klar, worum es am 4. Dezember geht: lediglich um die Ermächtigung des Gemeinderats, mit der Besitzerfamilie Heer in eigener Kompetenz einen Vertrag zur Erhaltung des Restaurants abzuschliessen. Und zwar innerhalb folgender Rahmenbedingungen:

  • Der Vertrag soll die Familie verpflichten, das Gebäude zu sanieren und anschliessend 30 Jahre lang ein Restaurant zu betreiben.
  • Die Gemeinde überweist der Familie im Hinblick auf die Sanierung einen Vorschuss von 750’000 Franken und anschliessend 30 Jahre lang je 25’000 Franken, insgesamt also 1,5 Millionen.
  • Die Baubewilligung muss spätestens 2026 vorliegen, ansonsten fällt das ganze Geschäft dahin.
  • Sollte die Sanierung nicht innerhalb von zwei Jahren nach Vorliegen der Baubewilligung abgeschlossen sein, müssen die Eigentümer die 750’000 Franken zurückzahlen.
  • Sollten die Eigentümer das Restaurant weniger lang als 30 Jahre betreiben, müssten sie der Gemeinde das Geld anteilmässig zurückerstatten.

Dümmler betonte, dass ein Ja nicht automatisch bedeute, dass der Vertrag zwischen der Gemeinde und den Besitzern zustande komme – «das hängt vom Ergebnis der Verhandlungen ab».

Geringes finanzielles Risiko

In seinem Begrüssungsreferat betonte Fritz Wolf vom Quartierverein das geringe finanzielle Risiko der Gemeinde. In Stäfa habe man «mit einer ganz anderen Kelle angerichtet». Dort baute die Gemeinde für 4,9 Millionen Franken das Restaurant Frohberg neu auf und verpachtet es auf Anfang Jahr – an Nicole und Christian Krahnstöver, den «Wilden Kaiser». Die öffentliche Hand habe sich auch bei etlichen anderen Restaurantprojekten engagiert: die Gemeinden Herrliberg und Erlebenbach in der Kittenmühle, die Gemeinde Maur in der Schifflände, die Stadt Zürich in der Fischerstube. Wolfs Fazit: «Solche Treffpunkte gehören zur Infrastruktur einer Gemeinde.»

Deion Impallomeni-Heer bedauerte, dass die Vertragsverhandlungen mit dem «Wilden Kaiser» gescheitert sind. Er rechne sich für die Vorlage an der Gemeindeversammlung gute Chancen aus und sei überzeugt, geeignete Pächter zu finden. Es sei ihm ein Anliegen, eine «konstante Küche zu bieten, die finanziell für alle zugänglich ist». Das Restaurant bleibe nun aber mindestens im Januar und Februar 2025 geschlossen.

In ihrem Schlusswort sagte Renate Diener, Co-Präsidentin des Quartiervereins, der Verlust der «Trichti»-Beiz wäre ein schwerer Schlag für die Gemeinde: «Wir brauchen Orte, wo man ein Familienfest feiern, ein Vereinstreffen oder einen Chlausabend durchführen kann – wenn uns diese Orte abhanden kommen, leidet die Gemeinschaft.» (Barbara Lukesch und René Staubli)

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Lieber Urs Dietler. Halten wir zuerst mal fest, dass die Trichtenhausermühle viele Jahre vor der Übernahme durch den «Wilden Kaiser» sehr oft sehr wenig frequentiert wurde. Ich war immer mal wieder dort, unter anderem auch bei offiziellen Gemeinderatsessen, meist war das Lokal halb leer. Hier von «lokalem Treffpunkt» zu reden, ist schon fast zynisch. Nun ist der «Kaiser» da (wenigstens vorübergehend), die Beiz ist voll, aber weniger von Zollikerinnen und Zollikern, als von Zürcherinnen und Zürchern aus der erweiterten Umgebung. Toll natürlich, aber warum sollen in Zukunft die Zolliker Steuerzahlenden ein Restaurant für Auswärtige finanzieren? Und dass ein liberal denkender Mensch eine Ungleichbehandlung mit anderen Gewerbetreibenden und Gastrobetrieben der Gemeinde Zollikon negiert, ist unverständlich.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass in der Öffentlichkeit ein riesiges Bedürfnis an der Weiterführung der Trichti als Restaurant besteht. Die Vorlage will nämlich nicht etwas „retten, wo es nichts zu retten gibt“, sondern einen seit Jahrzehnten bestehenden lokalen Treffpunkt in einer über tausendjährigen Liegenschaft für die Bevölkerung erhalten. Die Gemeinde soll mit einem minimalen jährlichen finanziellen Aufwand von CHF 50’000.- (bei über CHF 200 Mio. Einnahmen pro Jahr!) die Besitzerfamilie unterstützen, die ausgewiesenen Mehrkosten der Sanierung und die geringeren Mietzinseinnahmen gegenüber einem Umbau in Wohnungen zu übernehmen. Es geht nicht um eine Ungleichbehandlung von privaten Gewerbetreibenden, sondern um die Weiterführung unseres sozialen Lebens, unserer Tradition und Geschichte. Deshalb rufe ich alle Stimmberechtigten dazu auf, an die Gemeindeversammlung vom 4. Dezember zu kommen und mit Überzeugung JA zu stimmen!

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