Ein rundherum gelungener Restaurantbesuch
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6. November 2024 – Die Zolliker Gastroszene ist reichhaltiger als viele meinen. Das Restaurant des Tennisclubs Zollikerberg «Passioni Italiane» ist eine solche Perle, die einen Besuch lohnt: tolles Essen, Italianità pur und mit Donato Posca ein so freundlicher Wirt, dass man sich sofort wohlfühlt.
Der Abend ist herbstlich-frisch, um 19.15 Uhr ist es bereits stockdunkel, und wir landen an einem Ort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Als wir aus dem Auto steigen, frösteln alle ein wenig. Wir wollen nur eins: hinein ins warme Restaurant des Tennisclubs Zollikerberg, das «Passioni Italiane».
Der erste Eindruck ist grossartig: hell, gemütlich und sehr gastfreundlich. Der Padrone persönlich begrüsst uns mit Handschlag: «Donato». Wir wählen uns einen Tisch in einer heimeligen Ecke, über uns an der Wand die schöne Sophia Loren, die unseren Appetit mit einem beherzten Griff in ihren Spagetti-Teller anheizt.
Ein zweiter Blick gibt Aufschluss, was uns dermassen positiv berührt hat: Holzbalken bis unter die Decke, ein offener Kamin, der an diesem Oktoberabend zwar noch nicht in Betrieb ist, aber ein kulinarisches Versprechen für die Zukunft abgibt. Dazu ganz viel Italianità: ein Poster, auf dem Sehenswürdigkeiten abgebildet sind: das Kolosseum in Rom, die Rialtobrücke und die Kirche San Marco in Venedig, der schiefe Turm von Pisa. Dazu ein Vespa-Firmenschild und noch einmal die Loren. Die herzergreifenden Lieder von Adriano Celentano, Lucio Dalla und anderen Cantautori tragen das Ihre dazu bei, dass es uns hier gefällt.
Hausgemachte Spaghetti mit Pistazienpesto
Donato händigt uns die Speisekarte aus. Wir bestellen zunächst Mineralwasser, das aber, bitte schön, zimmerwarm sein möge. Zimmerwarm? Mit vereinten Kräften finden wir das italienische Adjektiv, das Klärung bringt: «ambiente».
Die Karte ist umfangreich. Pizza, Pinsa, Piadina und Pasta dominieren, aber auch Scaloppine, Piccata oder Bistecca Fiorentina (demnächst vom Grill), plus einige Fischgerichte wie Lachsfilet in der Folie sind zu haben. Wir sind zu dritt und beschliessen, von allem etwas zu probieren. Mein Mann wählt eine Pizza Salami mit pikanter Wurst; unser Begleiter entscheidet sich für Saltimbocca alla romana mit Bratkartoffeln, und ich lasse mich von Donatos Empfehlung überzeugen, unbedingt seine hausgemachten Spaghetti mit Pistazienpesto zu versuchen.
Zur Vorspeise gibt’s Salate: einen grünen, einen gemischten und einen Tomatensalat. Dazu lassen wir uns eine Flasche L’ Atto bringen, einen kräftigen Roten, der vom Weingut von Donatos Familie stammt.
Die Salate sind allesamt frisch und knackig, Eisberg und Rucola bilden die Basis, Tomatenscheiben ergänzen den gemischten. Der Tomatensalat wird mit Basilikumblättern und einigen Parmesanspänen verfeinert. Angerichtet wird mit relativ dickflüssigem Balsamicoessig. Das ist nicht wahnsinnig raffiniert, schmeckt aber gut.
Unkonventionell hingegen sind die zu den Vorspeisen servierten Grissini, die für einmal nicht als Stangen, sondern in Form einer grossen, langgestreckten Öse gereicht werden. Das Gebäck, aussen knusprig und innen mürbe, erfreut meinen Gaumen mit seinem leichten Kümmelgeschmack. Exquisit! Der Begleiter aber tut sich schwer; Kümmel sei gar nicht seine Sache. Da würden ihm mit Sicherheit einige beipflichten.
Beim Wein sind wir uns einig. Wir mögen den herb-fruchtigen und sehr entschlossenen Auftritt des L’ Atto und prosten uns, begeistert von unserer Wahl, mehrmals zu.
Eine Torta Bavarese, die alle im Nu wegschlabbern
Dann kommen die Hauptspeisen. Das Saltimbocca besteht aus drei Rindsplätzchen, umwickelt mit Parmaschinken und Salbei, arrangiert auf einem Rucola-Bett und ergänzt mit Bratkartoffeln, die mit frischem Rosmarin zubereitet worden sind. Nach den ersten Bissen meint unser Kollege anerkennend: «Köstlich!» Zartes Fleisch, wunderbar auf den Punkt gebraten, frische Bratkartoffeln, denen die feingehackten Rosmarinnadeln eine würzige Note verleihen.
Die Pizza Salami ist eine Augenweide. Grosszügig belegt, knusprig gebacken, dazu verströmt sie einen betörenden Duft – zum Reinbeissen. Mein Mann ist begeistert, tolle Zutaten, leckerer Rand, nur… und ich weiss auf der Stelle, was kommen wird: im Mittelteil ist sie ihm etwas zu weich geraten. Sie safte durch, moniert er. Das nächste Mal würde er ausdrücklich darum bitten, sie «länger zu backen – ben cotto». Ich beuge mich über seinen Teller und schnappe mir eine grössere Ecke. Ich finde sie toll, ohne Wenn und Aber, sehr schmackhaft, die Salami genauso scharf, wie ich es gernhabe. Das nächste Mal nehme ich Pizza.
Obwohl meine Spaghetti mit Pistazienpesto ebenfalls lecker sind. Die hausgemachten Teigwaren so dick, dass man sie wohl eher als Spaghettone bezeichnen müsste. Donato, der selber in der Küche steht, hat den perfekten al dente-Garpunkt erwischt. Die Pistazienpesto ist cremig, nicht zuletzt wohl dank des Rahms, mit dem sie angereichert ist. Ich lasse mir noch ein wenig geriebenen Parmesan und die Pfeffermühle bringen und würze damit nach. Perfetto! Einzig mit der Grösse meiner Portion habe ich so meine Mühe. Das Quantum schaffe ich nicht. Alles kein Problem: der freundliche Kellner präpariert mir ein Doggybag, so dass ich die Reste am nächsten Tag aufwärmen kann.
Donato, der mit ganzem Namen Donato Posca heisst, setzt sich zu uns an den Tisch. Das Dessert sei obligatorisch, verkündet er, und meint damit: offeriert. Seine hausgemachte Torta Bavarese, eine Spezialität, bestehend aus einem Kuchenteigboden, der bedeckt ist mit einer Rahm-, Eier- und Philadelphia-Frischkäsemischung, aromatisiert mit Limoncello oder einem Erdbeerlikör, gehöre einfach dazu. Auch wenn ich unter normalen Umständen kein Dessert mehr gewählt hätte, bin ich begeistert. Meinen Mitessern geht es genauso. Im Nu schlabbern wir die Nachspeise weg.
Natürlich spendiert uns Donato zum Abschluss auch noch einen Schnaps. Wir entscheiden uns für einen Limoncello und sitzen unversehens vor einer 2 Liter-Flasche, aus der wir uns nach Lust und Laune bedienen könnten. Wir halten uns vornehm zurück, auch wenn das gelbe klebrige Getränk Suchtpotenzial hat.
Donato kommt ins Plaudern. Wir erfahren, dass er vier weitere Restaurants besitzt und sein «Passioni Italiane» auf dem Zollikerberg besonders liebt, weil er – abgesehen von den Wintermonaten – täglich Tennis spielen kann. Als er mein Interesse an seiner Torta Bavarese merkt, eilt er in die Küche und drückt mir ein Tetrapack HOPLA in die Hand, den gezuckerten Rahm, den er direkt aus Italien importiert. Der sei entscheidend für das Gelingen!
Der Abend war ein Volltreffer. Wir sind bester Laune, als wir uns gegen 22 Uhr auf den Heimweg machen. Ach ja, bezahlt haben wir für drei Personen 135 Franken. (Barbara Lukesch)
Tennisclub Zollikerberg «Passioni Italiane», Oberhubstrasse 80, 8125 Zollikerberg, Tel.: 044 391 73 75. In der Wintersaison bis Ende März jeweils Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 22 Uhr geöffnet.