Eine Kandidatin mit einem klaren Plan
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6. Oktober 2023 – Die Umwelt-Ingenieurin Nicole Wächter (27) ist politisch noch unerfahren, ihre Ambitionen aber sind gross. Die Zollikerin will für die jungen Grünliberalen in den Nationalrat. Ihre Ziele: Klimaschutz und glückliche Menschen. (1 Kommentar)
6. Oktober 2023 – Die Umwelt-Ingenieurin Nicole Wächter (27) ist politisch noch unerfahren, ihre Ambitionen aber sind gross. Die Zollikerin will für die jungen Grünliberalen in den Nationalrat. Ihre Ziele: Klimaschutz und glückliche Menschen.
Nicole Wächter hat einen klaren Plan: Aktuell kandidiert sie für den Nationalrat und sammelt erste wertvolle Erfahrungen im Politbetrieb. 2026 will sie in Zollikon für den Gemeinderat antreten und anschliessend ihr Glück sowohl für den Kantonsrat als auch erneut für den Nationalrat versuchen. Sie lacht verschmitzt: «Spätestens dann werde ich gewählt.»
Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, engagiert sich die 27-Jährige schon heute auf beeindruckende Art. Auch wenn sie erst seit dem letzten Dezember Parteimitglied ist und noch kürzer im Vorstand der GLP Küsnacht-Zollikon sitzt, zögerte sie keinen Moment, als die Jungen Grünliberalen Zürich sie fragten, ob sie für das nationale Parlament kandidieren wolle. «Wann, wenn nicht jetzt?», habe sie sich gesagt. Ein besseres Trainingsfeld für eine Newcomerin gebe es doch gar nicht.
Zweimal gewonnen, einmal verloren
Seither saugt sie alles auf, was sie weiterbringt. Sie besucht Workshops der Organisation «Helvetia ruft», die Frauen im Wahlkampf unterstützt; lässt sich von der GLP in Auftrittskompetenz und Moderationstechnik trainieren; wagt sich im Rahmen der Initiative «Discuss it!» in verschiedenen Schulen auf Podien und versucht, mit der Konkurrenz von FDP, SVP und den Grünen bei Themen wie Migration oder Klimawandel argumentativ mitzuhalten.
Im Anschluss an die Diskussionen werden die Teilnehmenden jeweils vom Publikum bewertet. Zweimal habe sie gewonnen, erzählt sie strahlend, beim dritten Mal habe sie gegen drei ausgesprochene «Alphamänner» keine Chance gehabt. Sie seufzt: «Entsprechend schlecht ist das Feedback für mich ausgefallen.»
Doch Nicole Wächter lässt sich nicht gross beeindrucken. Im Gegenteil. Pragmatisch konstatiert sie: «An keinem Anlass habe ich so viel gelernt wie an diesem.»
Sie habe realisiert, wie sorgfältig die drei Männer auf das Zielpublikum, in dem Fall die Absolventen einer Berufsschule, vorbereitet gewesen seien und wie clever sie ihre Argumente der Lebenswelt der jungen Lehrlinge angepasst hätten: «Echt gut!»
Dazu sei ihr bewusst geworden, dass sie forscher auftreten müsse und einen Mitbewerber auch einmal unterbrechen dürfe. Das falle ihr schwer; dabei habe sie mehrmals richtig gute Einwände gehabt, mit denen sie aber leider nicht zu Wort gekommen sei.
Besser konkret als abstrakt
An diesem Morgen macht sie gleich noch eine neue Erfahrung: sie gibt das erste Interview ihres Lebens. Sie habe sich «wahnsinnig über diese Chance gefreut», sagt sie.In den ersten Minuten wirkt sie zwar ein bisschen aufgeregt, beruhigt sich aber schnell.
Als sie hört, dass sie mit abstrakten Wortungetümen wie «Wertschöpfungsketten» nicht wirklich zu ihrem Gegenüber durchdringt, legt sie ihre Stirn in Falten und möchte wissen, wie sie es besser machen könne. Auf den Hinweis, dass sie mehr Wirkung erziele, wenn sie mit konkreten Beispielen arbeite, achtet sie im weiteren Verlauf des Gesprächs darauf, so anschaulich wie möglich zu sprechen.
Das gelingt ihr gut. So erklärt sie am Beispiel des Lithiumabbaus, jenes Rohstoffs, den es sowohl für E-Auto-Batterien, aber auch für Windräder braucht, sie halte es für entscheidend, dass der Abbau in den Minen von Peru oder Chile so sauber und nachhaltig wie möglich ausgeführt werde: «Es darf nicht zu einer Verschmutzung des Wassers kommen noch dürfen die Arbeiter ausgebeutet werden.»
Social Media und ein Lernheft
Neue Erkenntnisse schreibt sie jeden Abend in ihr Lernheft, weil sie alles daransetzt, sich zu verbessern. Gleichzeitig teilt sie ihre Erfahrungen mit ihren Followern auf ihrem Instagram-Account. Im Umgang mit Social Media ist die junge Politikerin geübt – und sehr erfolgreich. In ihren kurzen, knackigen Reels, höchstens 90 Sekunden dauernden Werbespots, gelingt es ihr gut, ihre politische Mission auf den Punkt zu bringen und mitunter mehr als 9000 Views zu erreichen. Sie tritt für Umweltschutz, eine saubere Energiewende, aber auch für eine Gesellschaft ein, in der sich alle Menschen selbstverwirklichen können. Um all das zu erreichen, konstatiert sie mit Nachdruck, brauche es eine gut funktionierende Wirtschaft.
Zu dieser Überzeugung sei sie während ihres Studiums an der Fachhochschule Wädenswil gelangt, die sie als Umweltingenieurin mit einem Bachelorabschluss verliess. In dem Moment habe sie sich auch dazu entschlossen, der GLP beizutreten. Mit 18 Jahren habe sie noch mit der SP sympathisiert. Als sie sich zunehmend für ökologische Themen interessierte, neigte sie mehr den Grünen und deren Vorstössen zu. Doch heute sagt sie: «Die Grünen sind mir teilweise zu radikal.» Ein Beispiel, das ihre Einschätzung unterstreiche, sei deren Haltung zu AKWs. Sie selber sei zwar nicht für den Bau neuer Anlagen, sei aber auch nicht per se gegen Atomenergie: «Ich befürworte einen sanften Übergang hin zu erneuerbaren Energien.»
Natur, Musik, Sport – und Yuri
Nicole Wächter ist ein Mensch, den vieles zu begeistern vermag. Die gebürtige Russin, die längst einen Schweizerpass hat und perfekt Dialekt spricht, liebt nicht nur den Wald, Pflanzen und Tiere, sondern spielt genauso gern Gitarre und singt dazu Lieder, die sie als spirituell bezeichnet. Diese Seite ihres Wesens klingt auch dann an, wenn sie meditiert oder ins Yoga geht. Profaner ist sie unterwegs, wenn sie den Zürich Halbmarathon in stolzen 2 Stunden 6 Minuten rennt oder regelmässig im Krafttraining Gewichte stemmt.
Was nicht fehlen darf in einem Porträt der jungen Kandidatin: Ihr fünfeinhalbjähriger Sohn Yuri. Die alleinerziehende Mutter betont, wie wichtig ihr diese Beziehung sei und räumt gleichzeitig ein, dass ihre vielfältigen Aktivitäten, Politik, ihr Studium, die Musik, Sport, Haushalt und Freundschaften sie manchmal fast daran hindern würden, genug Zeit für den Kleinen aufzubringen. Sie seufzt: «Dann habe ich schon mal ein schlechtes Gewissen.» Doch sie bemühe sich, Yuri auch einmal an eine politische Veranstaltung mitzunehmen oder ihn an ihren Social Media-Aktivitäten zu beteiligen.
Ausserdem habe eine ältere Kollegin sie kürzlich beruhigt. Yuri könne doch stolz darauf sein, eine Mutter zu haben, die dermassen aktiv sei und sich so sehr für die Zukunft der Gesellschaft – und damit auch seine – einsetze. (bl)
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Sehr beeindruckend und inspirierend zu sehen, wie sich junge Leute wie Frau Wächter – nebst Mama sein und Hobbys – sich auch politisch engagieren und sehr viel Energie in ihre und unsere Zukunft investieren. Man spürt das Feuer hinter den Ambitionen. Ich wünsche Ihnen viel Kraft (die Sie sicher gebrauchen können bei so viel Aktivitäten:) und Erfolg bei den kommenden Wahlen und auf ihrem weiteren politischen Weg!