Eine sympathische Frau ohne Allüren

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13. Januar 2025 – Rund 60 Personen verfolgten am Donnerstag das äusserst lebhafte Gespräch zwischen Barbara Lukesch und der Moderatorin, Sängerin und Schauspielerin Sandra Studer. Sie erzählte freimütig von ihren Erfolgen – und Misserfolgen.

Barbara Lukesch im Gespräch mit Sandra Studer (Foto: Adrian Michael)
Barbara Lukesch im Gespräch mit Sandra Studer (Foto: Adrian Michael)

VON ADRIAN MICHAEL

Dass sich mehrheitlich ältere Semester eingefunden haben, liegt wohl daran, dass Sandra Studer bei den Jüngeren weniger bekannt ist. Nach der Begrüssung durch Pfarrer Simon Gebs beginnt sie – noch ehe Barbara Lukesch die erste Frage stellen kann –  sofort zu erzählen. Mit dem Saal im reformierten Kirchgemeindehaus verbindet sie zahlreiche Erinnerungen an ihre Kindheit. Hier hatte sie Klavierstunden und besuchte den Ballettunterricht. Es wird deutlich, dass sie sich mit dem Zollikerberg, wo sie aufgewachsen ist, noch immer verbunden fühlt, auch wenn sie mittlerweile mit ihrer Familie in Meilen wohnt.

Aber nun die erste Frage: Für wen schwärmte Sandra als Kind und Jugendliche? Auf deutsche Interpreten wie Peter Alexander und Rex Gildo folgte eine intensive ABBA-Phase, Ordner für Ordner mit Bildern wurde angelegt. Später kamen der gutaussehende Alain Delon und Superman Christopher Reeve hinzu. Wenn sie schon keinen Freund haben durfte, sollte wenigstens ein flotter Mann auf Papier im Zimmer anwesend sein!

Wie man sich denn fühle, wenn man ein Star sei, wollte Barbara Lukesch wissen. Sie fühle sich nicht als Star, und zudem sei ihr Status ja auf die deutschsprachige Schweiz begrenzt.Starallüren kenne sie nicht, sie gehe ungeschminkt einkaufen und habe keine Berührungsängste mit Leuten, die sie ansprechen. Sie engagiere sich auch beim Kuchenverkauf in der Gemeinde.

Dem Publikum wird klar: hier sitzt kein Star, sondern eine Frau, die versucht, sich selber zu sein, und die es durch ihre Arbeit zu einiger Bekanntheit gebracht hat. Öffentliche Präsenz war für sie nie ein Problem, und Öffentlichkeitsarbeit gehört in ihrem Metier nun mal dazu.

Auch Privates gibt sie preis, so zum Beispiel die schwierige Situation, als ihre Tochter viel zu früh mit nur 870 Gramm zur Welt kam – eine Erfahrung, die sie mit zahlreichen anderen Müttern teilt. Bewegend ihre Schilderung, wie sie das winzige Baby stundenlang eng an sich schmiegte, damit das Kleine die Wärme der Mutter spüren konnte.

Rom brachte den Durchbruch

Nun zur Musik, der Sandra Studer ja letztlich ihre Karriere zu verdanken hat: Mit dem Lied «Canzone per te» erreichte sie 1991 am Eurovision Song Contest in Rom den fünften Platz, dies war der Grundstein für alles Folgende. Schmunzelnd erzählt sie, dass sie sich schon ein Jahr zuvor beworben hatte, aber an der schweizerischen Ausscheidung den letzten Platz erreicht hatte.

Nach dem Motto «Ich habe nichts zu verlieren», versuchte sie es ein zweites Mal, diesmal durchaus erfolgreich. Einen Königsweg, ein Rezept dafür, so weit zu kommen, gebe es nicht. Heute sei ohnehin alles schwieriger als früher, da ja vieles über die sozialen Medien laufe und das Fernsehen nicht mehr eine so grosse Rolle spiele wie damals.

Sie verrät, dass sie im Mai in Basel gerne den Eurovision Song Contest moderieren würde. Sie habe zwar schon zahlreiche Anlässe moderiert, aber der ESC fehle ihr noch in ihrem Palmares. Nun, am 20. Januar, wenn der definitive Entscheid fällt, werden wir es erfahren!

Es gab auch Misserfolge

Freimütig erzählt Sandra Studer auch von ihren Misserfolgen. Dem letzten Rang bei den Ausscheidungen zum Grand Prix Eurovision de la Chanson 1990 folgten nämlich noch einige weitere wie eine missratene Country-Sendung und eine auf mehrere Folgen ausgelegte Sendung, die aber nur einmal ausgestrahlt und dann eingestellt wurde. Die neuste Panne geschah, als sie in einer Aufführung des Musicals «Sister Äct», wo sie mitspielt und singt, eine Treppe herunterstürzte und anschliessend gefragt wurde, ob sie das bei jeder Aufführung mache.

Im Interview mit Barbara Lukesch entstand in einer Stunde das Bild einer sympathischen Frau, die viel erreicht hat, aber trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist.

PS in eigener Sache: Ich lernte Sandra Studer vor vielen Jahren als Unterstufenschülerin kennen. Ihr Schulzimmer lag neben meinem, in dem ich als junger Lehrer von 1977 bis 1980 unterrichtete, und die kleine Sandra war eines der Kinder, die auch vor meinem Zimmer umherwuselten. So begegnete ich wohl jeden Tag jenem Mädchen, das eine der bekanntesten Frauen der Schweizer Showszene werden sollte. Rund 45 Jahre sollten bis zum Wiedersehen vergehen – am vergangenen Donnerstag war es so weit, und ich habe mich sehr darüber gefreut.

PS in Sachen ESC: Der Entscheid darüber, wer den ESC präsentieren wird, ist heute – am 20. Januar um 15.30 Uhr – gefallen: Ausgewählt wurde ein Frauentrio. Es moderiert Michelle Hunziker, die von manchen als gesetzt gesehen wurde. Zu ihr stösst wohl zur Überraschung vieler die Comedienne Hazel Brugger. Das Trio vervollständigt tatsächlich «unsere» Sandra Studer, für die damit ein grosser Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

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