Energiesparen als sportliche Disziplin
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10. Oktober 2022 – Kein Licht von der Strassenlaterne beim nächtlichen Gang zur Toilette: das kennt Zollikon schon. Neue Tipps lassen das Strom- und Gassparen allmählich zu einer vergnüglichen Volkssportart werden – mehr als 30 Jahre nach Bundesrat Adolf Ogis legendärer Eierkoch-Kampagne.
Was die Strassenbeleuchtung angeht, sind wir anderen Gemeinden einen Schritt voraus. Zwischen 1 und 5 Uhr sind bei uns die Lichter aus. Auf die Weihnachtsbeleuchtung müssen wir dieses Jahr nicht nur deshalb verzichten, weil die LED-Lampen ihren Geist aufgegeben haben. Auch sonst hätte der Gemeinderat wohl beschlossen, angesichts der Energiekrise für einmal auf den Lichterzauber zu verzichten und so 1500 Kilowattstunden Strom zu sparen.
Ins Gewicht fallen auch die internen Massnahmen.: In den Gemeindebüros wird die Temperatur um 2°C gesenkt, in wenig benutzten Räumlichkeiten noch mehr. An den Waschtischen gibt es nur noch Kaltwasser, und die Beleuchtung in den Gängen wurde reduziert.
Sämtliche Mitarbeitenden wurden zudem darauf hingewiesen, Computer, Drucker und Kaffeemaschinen ausserhalb der Arbeitszeiten komplett abzuschalten, die Büros nur kurz zu lüften, bei Arbeitsschluss die Fenster- und Rollläden zu schliessen sowie keine persönlichen Kleingeräte wie Heizlüfter, Radiatoren oder Kühlschränke zu benutzen.
Laut Kommunikationschefin Melanie Marday-Wettstein geht es bei diesen Massnahmen vor allem darum, «die drohende Energiemangellage gemeinsam zu meistern und jedem Mitarbeitenden zu zeigen, dass alle ihren ganz persönlichen Beitrag dazu leisten können».
Intensive Auseinandersetzung
Energiesparen ist derzeit ziemlich populär. Jedenfalls haben die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich in der dritten Septemberwoche laut «Tages-Anzeiger» festgestellt, dass der Stromverbrauch in den Privathaushalten um 5 Prozent zurückgegangen ist, bei den Unternehmen um 3 bis 4 Prozent.
Gilt das auch für Zollikon? Rolf de Pietro, Geschäftsführer der Werke am Zürichsee, relativiert. Der genaue Strom- und Gasverbrauch sei zwar bekannt. Er hänge jedoch auch von den Wetterbedingungen ab, insbesondere bei Gasheizungen. Bis heute habe man keine detaillierte Auswertung all dieser Paramater vorgenommen – «somit können wir keine Aussage über Mehr- oder Minderverbräuche machen.»
Auf Grund der vielen Kundenkontakte könne er aber bestätigen, dass sich die Leute «wirklich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen, und das ist auch gut so». Man schaue den eigenen Strom- und Gasverbrauch bewusster und kritischer an und: «Man redet nicht nur vom Sparen, sondern macht auch etwas und ändert bislang nicht hinterfragte Gewohnheiten.» Rückmeldungen aus dem Bekanntenkreis zeigen, dass viele im Gegensatz zu früher das Licht löschen, wenn sie ein Zimmer verlassen, das Schlafzimmer auf Sparflamme oder gar nicht heizen und Kerzen anzünden, um in der Stube für Behaglichkeit zu sorgen, statt den Radiator aufzudrehen.
Flächendeckende Werbung
Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) schaltet derzeit in Schweizer Medien flächendeckend Werbung unter dem Titel «Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht.» Die Bundesräte Simonetta Sommaruga und Guy Parmelin appellieren mit ziemlich grossen Worten an den Gemeinsinn: «Wer jetzt Energie einspart, stärkt die Schweiz.» Konkret raten die Experten des Bundes, mit Deckel zu kochen statt ohne (so werde auch das Essen schneller gar) und nicht mehr Wasser aufzuheizen als nötig (vorher überlegen, wieviel es für eine Tasse Tee braucht).
Unter der URL «nicht-verschwenden.ch» findet man weitere Tipps: Lichter löschen («brennendes Licht in einem leeren Raum verpufft unnötig Energie»), Geräte richtig abschalten (Computer und Kaffeemaschinen verbrauchen auch im Stand-by- und Schlafmodus Strom) und Duschen statt Baden – «37 Grad sind für den Körper und fürs Energiesparen ideal».
Weitere Sparvorschläge, auch Unkonventionelle, sind auf dieser Seite hoch willkommen. (rs)