Es gibt eine Vorgeschichte
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8. Dezember 2022 – Im Rüterwis-Konflikt rückt der Auswahlprozess der Zolliker Schulpflege in den Fokus. Die Findungskommission wollte das Schulleiter-Duo aus Weiach unbedingt anstellen, weil es «im Bewerbungsverfahren vollständig überzeugt» habe. Die Selektion erfolgte aus Sicht der «ZollikerNews»-Redaktion allzu oberflächlich. (1 Kommentar)
8. Dezember 2022 – Im Rüterwis-Konflikt rückt der Auswahlprozess der Zolliker Schulpflege in den Fokus. Die Findungskommission wollte das Schulleiter-Duo aus Weiach unbedingt anstellen, weil es «im Bewerbungsverfahren vollständig überzeugt» habe. Die Selektion erfolgte aus Sicht der «ZollikerNews»-Redaktion allzu oberflächlich.
Weiach im Zürcher Unterland hat stürmische Zeiten hinter sich. Der Gemeinderat wollte die Schulgemeinde in die politische Gemeinde integrieren; die Schulpflege sträubte sich dagegen – und unterlag. Ein Bauprojekt sollte die chronischen Platzprobleme der schnell wachsenden Schule lösen – die Stimmbevölkerung lehnte es ab. Ebenso eine Einzelinitiative, die den Kindern der benachbarten Orte Kaiserstuhl und Fisibach den Schulbesuch in Weiach verbieten wollte.
In dieser schwierigen Phase war die Schulpflege froh, dass sie im November 2019 einen Schulleiter einsetzen konnte, der gewillt war, straff zu führen. Doch die Freude währte nicht lange. Im Oktober 2021 kam es zur sofortigen Trennung. Zwei Tage vor den Herbstferien sagte der Schulleiter in einer Teamsitzung mit den Lehrkräften, er sei gescheitert. Die Lehrpersonen erhielten einige Tage später ein Mail, in dem ihnen die Schulpflege den Abgang des Schulleiters ohne weitere Begründung mitteilte. Auch die Co-Leiterin fiel nach den Herbstferien aus.
Im Dezember publizierte die Gemeinde in ihrem Mitteilungsblatt folgende Nachricht: «Nach dem Weggang von (…) als Schulleiter am 15. Oktober 2021 sind die Schulpflege und die Schulleitung darum besorgt, dass wieder Ruhe und Verlässlichkeit in den Schul- und Unterrichtsbetrieb einkehren.»
Schulpflege-KandidatInnen forderten im damaligen Wahlkampf ebenfalls die Rückkehr zu einem Normalbetrieb. Im «Zürcher Unterländer» beklagten sie «die häufigen Wechsel im Schulteam» und versprachen für den Fall ihrer Wahl «mehr Konstanz beim Personal».
Parallen zwischen Weiach und Zollikerberg
Heutige und ehemalige Lehrkräfte der Schule Weiach schildern in Gesprächen die Führungsprinzipien des Schulleiters, die nun auch im Rüterwis für Zerwürfnisse sorgen. Eine ehemalige Lehrerin resümiert nach der Lektüre des Artikels «Im Rüterwis hängt der Haussegen schief»: «Die Zustände an der Schule Zollikon tun mir sehr leid, sie verwundern mich aber nicht. Ähnlich erging es der Schule Weiach – eingeschüchterte Lehrpersonen, verärgerte Eltern und viel personeller Wechsel.»
Der Schulleiter habe «ein feines Gespür dafür gehabt, wer ihm kritisch begegnete», sagt eine ehemalige Lehrkraft. Jüngere Lehrpersonen seien ihm «fast schon an den Lippen gehangen», während sich erfahrene Kräfte sagen lassen mussten, sie seien mit ihren organisatorischen und pädagogischen Vorstellungen aus der Zeit gefallen. Die Parallele zum Zollikerberg ist offensichtlich: An einer Stufenleitersitzung vom 3. Oktober soll der Schulleiter im Rüterwis zu Lehrpersonen gesagt haben, dass «das alte Team endlich akzeptieren muss, dass es die Schüle Rüterwis so nicht mehr gibt. Wer das nicht akzeptieren will, soll gehen!».
«Kühles Klima an der Schule»
Der Schulleiter habe in Weiach «fast schon militärisch geführt», heisst es. Er habe ein ausgeprägtes Kontrollbedürfnis gehabt. Plötzlich seien «Leute von der Bildfläche verschwunden, viele in der Probezeit». Wenn man nachgefragt habe, sei der Schulleiter ausgewichen – Datenschutz.
Eine andere Lehrperson spricht von einem «kühlen Klima an der Schule». In Teamsitzungen sei es vor allem um Organisatorisches gegangen und nur selten um pädagogische Fragen. Der Schulleiter habe wenig Wert auf Feedback gelegt und Kritik schlecht ertragen. Andererseits habe er ausgewählten Lehrkräften bereitwillig geholfen, etwa bei der Materialbeschaffung. Dank seinem umfassenden Netzwerk sei es ihm überdies immer wieder gelungen, Ersatz für wegziehende Lehrpersonen zu finden.
Mantel des Schweigens
Der Weiacher Schulpflege waren die Konflikte im Lehrkörper bekannt. Offenbar auch dem kantonalen Volksschulamt, an das sich eine Lehrkraft gewendet habe. Fragen werden von den Behörden und Betroffenen nicht beantwortet – Persönlichkeitsschutz.
Die heutige Weiacher Schulpräsidentin und damalige Schulpflegerin Dania Peter will sich «aus Datenschutz- und Diskretionsgründen nicht zu dem Fall äussern». Der damalige Weiacher Schulpräsident Samuel Meier sagt in einem ersten Telefonat, er sei nicht mehr im Amt und habe deshalb kein Interesse, zum Fall Stellung zu nehmen.
Das Zürcher Volksschulamt gibt auf die Frage, wie es mit der damaligen Beschwerde aus Weiach umgegangen sei, nur eine allgemeine Antwort: «Das Volksschulamt prüft alle Aufsichtsanzeigen sorgfältig. Gegebenenfalls werden die notwendigen aufsichtsrechtlichen Massnahmen eingeleitet.»
Der Schulleiter gibt ebenfalls keine Auskunft. Auf Anfrage der «ZollikerNews» schreibt er: «Die Kommunikation an der Schule Zollikon ist klar geregelt. Ich bitte Sie, sich dementsprechend an den Leiter Bildung Urs Rechsteiner zu wenden.»
Was wusste man in Zollikon?
Hatte die Findungskommission der Zolliker Schulpflege Kenntnis von den Konflikten zwischen der Schulleitung und den Lehrkräften in Weiach? War sie über die Gründe des plötzlichen Abgangs des Schulleiter-Duos informiert? Und war ihr die Aussage im Mitteilungsblatt bekannt, dass die dortige Schulpflege nach dem Abgang des Schulleiters «wieder für Ruhe und Verlässlichkeit» im Schulbetrieb sorgen musste?
Der Kommission gehörten die damalige Schulpräsidentin Corinne Hoss-Blatter, die damalige Schulpflegerin und heutige Präsidentin Claudia Irniger, der Leiter Bildung Urs Rechsteiner sowie die Oescher Co-Schulleiterin Brigit Belser an. Urs Rechsteiner gab am Dienstag stellvertretend Auskunft und sagte, er sei «erstaunt über die Schilderung der schulischen Probleme in Weiach – davon habe ich nichts gewusst». Das Weiacher Mitteilungsblatt kenne er nicht.
Die Zolliker Findungskommission habe zwei Bewerbungs-Gespräche mit dem Kandidaten-Duo geführt. Negative Aspekte der Tätigkeit in Weiach – wie in diesem Artikel geschildert – seien dabei nicht zur Sprache gekommen. Es habe kein Assessment gegeben, das sei bei solchen Auswahlprozessen in Schulen auch nicht üblich. Man habe sich auf die hervorragenden Zeugnisse für das Schulleiterpaar verlassen und Referenzen beim damaligen Weiacher Schulpräsidenten Samuel Meier und dem Finanzchef der Schulgemeinde eingeholt.
Meier habe ihn nicht auf schulische Probleme in Weiach hingewiesen, betont Rechsteiner: «Ich habe jedenfalls nichts Negatives über die Schulleitung gehört.» Meier drückt sich auf Nachfrage der «ZollikerNews» diplomatisch aus und sagt, Referenzauskünfte seien eben immer mit Vorsicht zu geniessen: «Um sich ein abschliessendes Bild zu machen, sollte man weitere Recherchen tätigen.»
«Optimierung interner Abläufe»
Im Rüterwis läuft in den nächsten Tagen der Mediationsprozess unter der Leitung der Organisation «Krisenintervention Schweiz» an. Noch vor Weihnachten sollen erste Gespräche auf Teamebene stattfinden, die eigentliche Aufarbeitung beginne dann Anfang Januar, sagt Rechsteiner.
Der Leiter Bildung weist darauf hin, dass schon vor dem Antritt der neuen Schulleiter bekannt gewesen sei, dass es im Rüterwis eine «Optimierung von internen Abläufen» brauche. Die Schulleitung habe den Auftrag erhalten, diese Vorgabe umzusetzen.
«Damit verbundene Kulturprozesse», so Rechsteiner, «führen häufig dazu, dass es innerhalb eines Teams – dazu zählen Lehrpersonen und auch die Schulleitung – zu unterschiedlichen Ansichten kommt.» Viele Lehrpersonen seien es sich noch nicht gewohnt, in einer geleiteten Schule zu arbeiten.
Es sei ihm wichtig, zu erwähnen, «dass es im Team Rüterwis eine mindestens so grosse Gruppe von Lehrpersonen gibt, welche die Veränderungen, die durch die neue Schulleitung angepackt worden sind, absolut begrüssen. Die Schulpflege und ich stehen voll hinter der Schulleitung im Rüterwis – unter der Voraussetzung, dass sie sich am eingeschlagenen Weg aktiv beteiligt. Und dies ist der Fall.» (bl/rs)
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Ich habe das «Hick-Hack» in Weiach via Bekanntenkreis aus dem Ort mitbekommen – eine Katastrophe. Lehrer, die Kritik äusserten, wurden von der Schulpflege abgewimmelt. Zollikerberg hat scheinbar wenigstens «den Braten etwas schneller gerochen».