Gemeinde will Deponie unbedingt verhindern

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20. Februar 2025 – Die Gemeinde Zollikon hat beim Kanton einen formalen Protest gegen die geplante Aufnahme des Deponiestandorts Brunnenwisen in den kantonalen Richtplan eingereicht. Sie ruft die Bevölkerung dazu auf, sich ebenfalls zur Wehr zu setzen. (1 Kommentar)

20. Februar 2025 – Die Gemeinde Zollikon hat beim Kanton einen formalen Protest gegen die geplante Aufnahme des Deponiestandorts Brunnenwisen in den kantonalen Richtplan eingereicht. Sie ruft die Bevölkerung dazu auf, sich ebenfalls zur Wehr zu setzen.

Protestplakat im Zollikerberg (Foto: ZN)
Protestplakat im Zollikerberg (Foto: ZN)

VON RENE STAUBLI

Die Gemeinde fokussiert in ihrer Einwendung auf zwei Punkte: Es handle sich beim Gebiet Brunnenwisen um ein wertvolles Biotop mit geschützten Arten in grosser Zahl und von ausserordentlichem Wert. Zudem liege der geplante Deponiestandort weniger als 100 Meter vom bestehenden Wohngebiet Sennhof entfernt. Das seien zwei Ausschlusskriterien, die das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) in seinem Kriterienkatalog für neue Deponiestandorte selber festgelegt habe, heisst es in einer Medienmitteilung der Gemeinde vom Mittwoch.

Zusätzliche Argumente

Die Gemeinde betont im weiteren, dass das Gebiet Brunnenwisen in den Rossweidbach entwässere, der in den Wehrenbach und schliesslich in den Zürichsee münde. Verunreinigungen könnten gravierende Folgen haben. Die Wahl des Standorts am Rand des Naturschutzgebietes Wehrenbachtobel sei unbegreiflich. Die Lärmbelästigung und die Luftverschmutzung würden die Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung erheblich beeinträchtigen.

Die kantonale Planung ignoriere sodann die Fortschritte der Kreislaufwirtschaft: Zunehmendes Recycling und die Verwendung alternativer Baustoffe reduzierten den Bedarf an Deponien, der vom Kanton zu hoch angesetzt sei; die Verfassung des Kantons Zürich fordere eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft.

Ausserdem würde die Deponie massiven Schwerverkehr verursachen: Schon heute seien die geplanten Zufahrtswege stark überlastet, insbesondere im Umfeld der Spitäler in Zürich und im Zollikerberg. Die geplante Route führe durch dicht bewohntes Gebiet und würde die bestehenden Verkehrsprobleme erheblich verschärfen.

Gleichzeitig ruft der Gemeinderat die Bevölkerung von Zollikon sowie den benachbarten Gemeinden und Quartieren dazu auf, sich mit eigenen Einwendungen gegen den Deponiestandort Brunnenwisen zur Wehr zu setzen. Solche Eingaben sind noch bis am 14. März möglich. Bis dahin dauert die Anhörung und öffentliche Auflage der Teilrevision des Richtplans 2024.

Petition und Vorlagengenerator

Die «Interessengemeinschaft DepoNIE-Zollikon.ch» hat vor geraumer Zeit eine Petition lanciert, die bislang von rund 2500 Personen unterschrieben worden ist. Zusätzlich hat sie auf ihrer Website einen «Vorlagengenerator» eingerichtet, der es Privatpersonen ermöglicht, mit wenigen Klicks und eigenen Sätzen eine umfassende persönliche Einwendung zu erstellen und dem kantonalen Amt für Raumentwicklung einzusenden.

In der IG Deponie engagieren sich nebst sämtlichen Zolliker Parteien folgende Organisationen: Bürgerverband Alt Zollikon, Gesundheitswelt Zollikerberg, Jagdgesellschaft Zollikon, Hundeschule Guggisberg, Landwirte der Gemeinde Zollikon, Ornithologischer Verein Zollikon, Quartierverein Zollikerberg, Quartierverein Witikon, Tertianum, Restaurant Rosengarten, Unterhaltsgenossenschaft Zollikerberg sowie der Zolliker Verschönerungsverein.

Inzwischen haben sich auch die Planungsgruppe Pfannenstil (ZPP) und die Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ) zur Sache geäussert; diese überregionalen Gremien vertreten die Sicht der Bezirksgemeinden. Sowohl die ZPP als auch die ZPZ lehnen sämtliche vom Kanton vorgeschlagenen Deponiestandorte auf ihren Gebieten ab. Zollikons Gemeindepräsident Sascha Ullmann ist in der Planungsgruppe Pfannenstil als Vizepräsident zuständig für das Ressort Verkehr.

Zollikon als «Ersatzstandort»

Obwohl der Standort Brunnenwisen in der Punkteliste des Kantons an achter Stelle steht, wird er im neusten Richtplan-Entwurf als «Ersatzstandort» bezeichnet. Die Deponie im Zollikerberg soll laut Kanton nur gebaut werden, wenn der Standort in Maur nach zusätzlichen Abklärungen nicht wie vorgesehen realisiert werden kann oder die dortige Deponie «Neuweid» eines Tages aufgefüllt ist.

Wie sich die Gemeinde Maur dazu stellt, ist noch offen. Der Gemeinderat wird sich erst Anfang März eingehend mit dem Thema befassen. Über die Festsetzung der neuen Standorte wie auch über die Priorisierung benachbarter Standorte werde am Ende der Kantonsrat entscheiden, heisst es bei der Baudirektion.

In ihrem Standortdossier schreibt die Baudirektion zu Brunnenwisen: «Es ergeben sich Konflikte durch die Beanspruchung eines grossen Anteils an natürlich gewachsenen Böden und aufgrund des Verlustes der Fruchtfolgeflächen während der Deponiedauer. Es ist bei der Gestaltung auf die Beanspruchung der Waldränder zu achten und die ökologische Vernetzung sicherzustellen.»

Handlungsmöglichkeiten für Private

Privatpersonen haben einige Möglichkeiten, sich in der Vernehmlassung einzubringen:

Bisherige Artikel der «ZollikerNews» zum Thema:

10. April 2024: Kanton plant Deponie im Zollikerberg: «Wie ein Blitz aus heiterem Himmel»

11. April 2024: Geplante Deponie im Zollikerberg: Was im Hintergrund ablief

1. Mai 2024: Abfalldeponie im Zollikerberg: Das Sennhof-Dilemma der Firma Utorem

10. Dezember 2024: Zollikon führt die Protestbewegung an

20. Februar 2025: Gemeinde will Deponie unbedingt verhindern

13. März 2025: Die Unterlassungssünde

Amtliche Unterlagen:

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Das wertvolle und viel besuchte Naherholungsgebiet darf nicht zu einer Mülldeponie werden!! Ich halte mich oft da auf und geniesse die wunderschöne, wenig berührte Natur.

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