Geteilte Meinungen im Spital Zollikerberg

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17. November 2021 – Wie stellt man sich im Spital Zollikerberg zur Pflegeinitiative, über die wir am 28. November abstimmen? Weil die Ansichten intern geteilt sind, möchte die Spitalleitung «beide Haltungen zu Wort kommen lassen und damit zur Meinungsbildung in der Bevölkerung beitragen.

Fotos zu Ja und Nein zur Pflegeinitiative
Pflegepersonal sagt JA, Spitalleitung und Parlament sagen NEIN (Collage: rs)

Wenn man nach JA-Plakaten zur Pflegenitiative googelt, erhält man jede Menge Fundstellen, NEIN-Plakate findet man keine. Eigentlich erstaunlich angesichts der Tatsache, dass sowohl der National- als auch der Ständerat die Initiative deutlich ablehnen und sich für den indirekten Gegenvorschlag ausgesprochen haben.

«Spitalverbände und Heimverbände in der ganzen Schweiz lehnen die Initiative unisono ab», sagt die Zolliker Spitaldirektorin Orsola Vettori. Demgegenüber sei es «eine Realität in den Spitälern, dass die Pflegeinitiative von vielen Mitarbeitenden unterstützt wird». So argumentieren die beiden Seiten: 

Kathrin Hillewerth, Klinikleiterin Chirurgie:  JA

«Ein JA zur Pflegeinitiative unterstützt die Sicherung der Gesundheit für alle Menschen in der Schweiz, die Pflege benötigen. Denn nur mit genügend Pflegefachpersonen aller Ausbildungsebenen, die im Beruf verbleiben, weil die Arbeitsbedingungen gut sind, kann dies gewährleistet werden. Der alleinige Fokus der Gegeninitiative auf die Ausbildung und die Leistungsabrechnung ist nicht ausreichend, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Probleme sind lange bekannt, wurden aber von den Kantonen nicht angegangen, um die Betriebe zu unterstützen. Darum ein Ja zur Pflegeinitiative.»

Spitaldirektorin Orsola Vettori: NEIN

«Die Pflege ist ein zentraler Pfeiler unseres Spitals. Das Interesse am Pflegeberuf bei jungen Menschen ist gross, und dementsprechend unterstütze ich die Ausbildungsförderung, die sowohl die Initiative als auch der Gegenvorschlag vorsehen. Letzterer garantiert, dass die Fördermittel sehr schnell zur Verfügung stehen. Die Arbeitsbedingungen der Pflege durch den Bundesrat zu regeln, lehne ich hingegen ab. Es ist uns als Arbeitgeberin bisher immer gelungen, faire und attraktive Bedingungen anzubieten. Sicher gibt es Spielraum nach oben, aber dieser wird dadurch begrenzt, dass die Tarife der Grundversicherung bei weitem nicht kostendeckend sind. Entsprechende Erhöhungen sind längst überfällig. Diesbezüglich kann aber nicht der Bund, sondern nur der Kanton ein Zeichen setzen.»

Schwierige Rekrutierung

Derzeit beschäftigt das Spital Zollikerberg 568 Pflegefachkräfte aus 32 Ländern. Der jährliche Lohnaufwand (inkl. temporäre Mitarbeitende, ohne Sozialleistungen) beträgt 41.3 Millionen Franken. Durchschnittlich verdienen diplomierte Pflegefachpersonen ohne Zusatzfunktion 88’000 Franken brutto pro Jahr.

Die Rekrutierung von Pflegefachpersonen sei generell deutlich schwieriger geworden, heisst es. Ein Mangel bestehe insbesondere bei diplomiertem Personal mit Zusatzfunktionen wie Berufsbildner­innen, Fachexpertinnen Pflege und bei Pflegepersonal mit besonderem Know-how. Am schwierigsten sei die Lage bei diplomiertem Intensivpflegepersonal.

Hoffen auf schnelle Verbesserungen

Auf die Frage, welche konkreten Auswirkungen ein NEIN auf das Spital Zollikerberg hätte, schreibt die Spitalleitung: «Bei einer Ablehnung der Pflegeinitiative tritt automatisch der Gegenvorschlag in Kraft, der Gelder von rund einer Milliarde Franken für eine Ausbildungsoffensive vorsieht. Damit wären im Gesundheitswesen schnelle Verbesserungen möglich.»

Welche konkreten Auswirkungen hätte ein JA? Vettori: «Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen, da die entsprechenden Gesetze und Verordnungen dazu noch nicht stehen. Da die Ausarbeitung von Gesetzen immer lange geht, könnte es daher noch Jahre dauern, bis sich die personelle Lage im Gesundheitswesen verbessert.»

Stark belastetes Personal

Was die Belastung des Pflegepersonals angehe, sei der Herbst immer die arbeitsintensivste Zeit. Dieses Jahr habe es wegen der dritten Corona-Welle im Sommer keine Entlastung gegeben. Die Mitarbeitenden hätten deshalb insgesamt sehr viel leisten müssen. Entlastung habe man wegen der angespannten Rekrutierungssituation häufig nur mit Verspätung gewährleisten können. Man habe mehr temporäre Mitarbeitende beschäftigen müssen als in anderen Jahren, obwohl man das nur ungern tue. (rs)

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