«Ich bin eine absolute Nachteule»

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27. Februar 2025 – Diana Päpcke (34) ist seit fast sechs Jahren Pfarrerin in Zollikon und Zumikon. Ihre Tage sind lang und vollgepackt mit zahllosen Terminen; dazu ist sie Mutter von zwei kleinen Kindern. Viel Zeit zum Schlafen bleibt da nicht.

Diana Päpcke (Illustration: Willi Spirig)
Diana Päpcke (Illustration: Willi Spirig)

Mein Tag beginnt zwischen 6 und 7 Uhr mit Kinderbespassen und Stillen. Unser Sohn Mattan ist zwar schon eineinhalb Jahre alt, aber ich stille ihn trotzdem noch regelmässig. Das habe ich auch bei Naemi, unserer vierjährigen Tochter, so gemacht. Mit der Muttermilch verfüge ich doch über eine Superkraft, die ich immer bei mir habe, was für mich als Unterwegs-Mensch enorm wichtig ist.

Um 8 Uhr stehe ich auf. 10 Uhr wäre ideal, weil ich eine absolute Nachteule bin und häufig nicht vor 2 Uhr ins Bett komme. Wenn ich es mal bis 1 Uhr schaffe, ist das schon früh. Mein Mann tickt genauso. Bin ich dann einmal auf den Beinen und habe Zeit, mache ich mindestens 25 Minuten Sport: Yoga, Crosstraining, Pilates, Hanteltraining. Irgendwas für die Fitness.

Nach dem Duschen frühstücke ich, Porridge mit Wasser, Naturjoghurt und einem Apfel. Das ist eine bodenständige Mahlzeit, die mir wertvolle Energie gibt, auch wenn sie nicht wahnsinnig lustvoll ist. Mein Mann bereitet sie mir jeden Tag zu, was ich ihm hoch anrechne: ein guter Mann. Das weiss ich seit meinem 15. Lebensjahr, als wir uns im Gymnasium ineinander verliebten.

Um 10 Uhr bin ich dann bereit für erste Sitzungen und Treffen. Meine Pfarrkollegen Simon und Martin und Adelheid, unsere Kollegin aus Zumikon, wissen, dass sie vorher nicht mit mir rechnen können.

Unsere Kinder werden von verschiedenen Personen betreut: zum Einen von unserem Aupair, einer 25-jährigen Spanierin, zum Anderen von meinem Mann oder mir. Wir arbeiten beide je 80 Prozent. Das heisst, ich weiss Mattan und Naemi in guten Händen, wenn ich das Haus verlasse oder Gespräche in meinem Büro im Pfarrhaus im Zollikerberg führe.

Mit meinen Kollegen erstellen wir die Gottesdienst- oder Kollektenpläne und kümmern uns um alles, was halt so anfällt rings um das Gemeindeleben. Eltern wünschen sich Taufgespräche, mit den Angehörigen eines Verstorbenen bereite ich die Beerdigung vor. Urnenbeisetzungen finden auch häufig am Vormittag statt, weil die Trauergemeinschaft direkt anschliessend zum Leidmahl gehen kann.

Gerne singe ich mit den Kleinen von 1 bis 4 Jahren in der Kirche. Die ganz Kleinen schütteln vielleicht eine Rassel oder bewegen sich ein bisschen zur Musik. Auf jeden Fall erfahren sie auf diese Art den Kirchenraum und die kirchliche Gemeinschaft. Mit ihren Eltern, was meistens bedeutet, ihren Müttern, trinke ich im Anschluss im Café am Puls etwas. Oft habe ich meine Tochter dabei. Zu sehen, dass ich nicht nur Pfarrerin, sondern auch Mutter bin, macht es vielen einfacher, sich mir anzuvertrauen.

Um 12 Uhr gibt es einen Cut. Der Vormittag ist zu Ende, und die Schweizer gehen jetzt essen. Für mich wäre das viel zu früh; ich zehre immer noch von meinem Porridge. Bei uns wird erst gegen 14 Uhr gegessen.

Doch ab diesen Sommer ist Schluss mit Aufstehen um 8 Uhr und Essen um 14 Uhr. Dann kommt Naemi in den Kindergarten, und wir müssen uns helvetisieren, sprich früh raus und viel früher Mittagessen. Das ist tatsächlich eine Umstellung für uns, aber ich schaue dem gelassen entgegen: ist halt eine neue Phase.

Momentan nutze ich die Zeit nach 12 Uhr noch, um Mails in Ruhe zu beantworten, Gottesdienste vorzubereiten und Ablaufpläne an den Sigrist oder die Musikerin zu verschicken. In dringenden Fällen telefoniere ich auch mal, entschuldige mich wortreich für die Störung und bringe mein Anliegen vor. Um diese Zeit erreicht man einfach die meisten Leute.

Das Mittagessen bereiten wir abwechselnd zu, mal mein Mann, dann ich, obwohl ich wirklich kein Genie in der Küche bin, oder eine Mitbewohnerin, unser erstes Aupair. Sie ist nach Ablauf ihres zweijährigen Arbeitsvertrags bei uns wohnen geblieben. Montags, was für mich als Pfarrerin ja mein freier Tag ist, unternehmen mein Mann und ich oft etwas gemeinsam mit den Kindern. Dann verpflegen wir uns gern auch mit einem Sandwich oder kaufen uns eine Portion Fish und Chips, die wir am See essen. Mitunter sind wir auch bei Freunden eingeladen, ebenfalls Theologen, die dann auch frei haben.

Sind wir daheim, endet unser Mittagessen gegen 14.30 Uhr mit einem Kaffee und ein paar Keksen. Als Deutsche müsste ich eigentlich um 15 Uhr Lust auf Kaffee und Kuchen verspüren, aber dieser Heimatrhythmus ist mir über die Jahre verloren gegangen.

Ab 14.35 Uhr wiederholt sich im Grunde mein Vormittagsprogramm: Sitzungen, Gespräche, viel schreiben, die Predigt oder die Fürbitten. Für einen Gottesdienst bereite ich jeweils alles akribisch vor. Meine Predigt muss Freitagabend stehen, sonst werde ich nervös.

Gegen 18 Uhr übernehme ich die Kinder. Später ziehe ich mich erneut ins Büro zurück, es sei denn, ich habe einen Abendtermin wie eine Kirchenpflegesitzung, eine Chorprobe oder ein Treffen mit Freiwilligen, mit denen ich unser Familienweekend an Auffahrt vorbereite. Ein- bis zweimal pro Monat organisieren wir am Samstagvormittag den Kindergottesdienst.

Mehrmals pro Woche bin ich abends weg; dann wird es schon 22.30 Uhr, bis ich wieder daheim bin. Da ich keine grosse Nachtesserin bin, tut es auch ein Joghurt im Stehen oder ein Stück Käse aus der Hand, das ich mir aus dem Kühlschrank nehme.

Ich dusche nochmal und räume anschliessend die Küche auf. Das ist eine Tätigkeit, die mich beruhigt und mir guttut. Oft macht mein Mann mit oder bringt die Grosse in dieser Zeit ins Bett. Wenn alles rund läuft, sitzen wir beide um 23 Uhr, idealerweise bereits in unseren kuscheligen Hausanzügen, auf dem Sofa und trinken eine Tasse Tee. Wir tauschen kurz aus, wie unsere Tage verlaufen sind, lieber aber schauen wir uns einen Film oder ein Serieteil auf Netflix an. Wir sind absolute Filmliebhaber und waren in der Zeit, in der wir noch keine Kinder hatten, zweimal pro Woche im Kino. Nun begnügen wir uns mit dem Heimkino, haben uns aber immerhin einen riesigen Bildschirm gekauft.

Kurz nach Mitternacht versuchen wir, mit dem Zähneputzen anzufangen. Oft wacht dann der Kleine auf, und ich stille ihn. Da er noch alle vier bis fünf Stunden trinkt, habe ich kurze Nächte. Wenn ich sechs Stunden Schlaf bekomme, geht es mir gut. Sind es weniger als vier, wird der folgende Tag hart.» (Aufgezeichnet von Barbara Lukesch)

«Talk am Puls»: Donnerstag, 6. März, im Café am Puls im reformierten Kirchgemeindehaus Zollikerberg. Die Bar öffnet um 19 Uhr, der Talk beginnt um 19.30 Uhr. Anschliessend gemütliches Beisammensein bei Getränken und Kuchen. Gastgeber ist Pfarrer Simon Gebs.

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