Lebendiges Treiben im Dorf und auf dem Berg
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27. November 2024 – Am 4. Dezember entscheidet sich an der Gemeindeversammlung, ob das Restaurant Trichtenhausermühle erhalten bleibt. Ein idealer Zeitpunkt, um sich die vielfältige Gastro-Geschichte unserer Gemeinde in Erinnerung zu rufen. (4 Kommentare)
27. November 2024 – Am 4. Dezember entscheidet sich an der Gemeindeversammlung, ob das Restaurant Trichtenhausermühle erhalten bleibt. Ein idealer Zeitpunkt, um sich die vielfältige Gastro-Geschichte unserer Gemeinde in Erinnerung zu rufen.
VON ADRIAN MICHAEL
Von den einst zahlreichen Zolliker Gastwirtschaften haben nur wenige überlebt. In den letzten Jahren sind der «Riethof» und die «Höchi» verschwunden, zuvor zahlreiche weitere. Die Übersichtskarte mit den 25 Wirtshäusern vermittelt einen Eindruck vom Zolliker «Beizensterben». Früher gehörte der Gang in die nahe Wirtschaft zum Alltag; man kannte und traf sich. Mit der Zeit verlagerte sich dann das Ausgehverhalten in die Stadt mit ihren vielfältigeren Angeboten.
Für das Zolliker Jahrheft 2024 habe ich einen Beitrag zu den Zolliker Wirtshäusern geschrieben. Wir geben ihn hier vor der Gemeindeversammlung vom 4. Dezember, wo es um Sein oder Nichtsein des Restaurants Trichtenhausermühle geht, in angepasster Form wieder.
1 «Zum Anker»: Treffpunkt der Büezer
Die Wirtschaft «Zum Anker» an der Seestrasse 43/45 lässt sich baulich bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Bis zur Erstellung der Seestrasse in den 1830er Jahren stand das Gebäude direkt am Seeufer. Im «Anker» wurde um 1840 die erste Poststelle eingerichtet; ab 1873 wirtete im seeseitigen Teil Johann Arnold Müller. Dort trafen sich Handwerker, Tagelöhner und Dienstboten zu einem einfachen Mittagessen, einem Bier oder einem Jass. Aufgrund ausbleibender Kundschaft – die Gewerbebetriebe im Gstad gingen nach und nach ein – begann in den 1970er Jahren der endgültige Niedergang des «Anker». Ende 1977 wurde das Haus abgebrochen und durch ein Geschäftshaus ersetzt.
2 «Casino»: Tanzen zu Orchesterklängen
Das Hotel «Casino» an der Einmündung der Bahnhofstrasse in die Seestrasse war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Vereins- und Kulturzentrum von Zollikon. 1898 wurde der markante Bau in Seenähe eingeweiht. Das «Casino» verfügte neben Hotelzimmern und der Gaststube über einen grossen Saal mit kleiner Bühne, der 800 Personen Platz bot. Zahlreiche Vereinsanlässe fanden hier statt, und an Sonntagnachmittagen spielte ein Orchester zum Tanz auf. 1952 wurde das schon längere Zeit nicht mehr rentierende «Casino» zugunsten einer Neuüberbauung abgebrochen.
3 «Chez Max»: Vom Gourmet-Tempel zum Yogastudio
1953 wurde das Restaurant «Beau Rivage» eröffnet, später mit dem Pächter Hugo Trost und «Fräulein Edith» im Service. Es folgte ab 1975 unter Max Kehl (1940– 2002) das Feinschmecker-Restaurant «Chez Max», danach hiess das Restaurant «Les Vacances», ebenfalls von Max Kehl geführt. Anschliessend war es für kurze Zeit das «Mad House», offenbar mit übergrossen Stühlen, dann der «Lemon Tree» und zum Schluss der «Stadtegge», geführt von einem Helmut Waser. Heute ist dort ein Yogastudio untergebracht.
4 «Bahnhöfli»: Weiter Blick über den See
Das «Bahnhöfli» mit seinem heimeligen Säli stand oberhalb des Zolliker Bahnhofs in der Kurve der Bahnhofstrasse. Es wurde 1917 in einem 1878 erstellten Wohnhaus eingerichtet. Von seiner terrassierten Gartenwirtschaft genoss man einen weiten Blick über den See. Besucht wurde es vor allem von Handwerkern, die dort den «Kafi fertig» schätzten. 1963 wurde das «Bahnhöfli» abgebrochen. Heute steht dort das Wohnhaus Bahnhofstrasse 29.
5 «Weinburg» / «Bellevue»: Lukullische Mahle
Ab 1893 betrieb Adolf Schaad in dem ein Jahr zuvor fertiggestellten Gebäude nahe der Einmündung der Zolliker- in die Dufourstrasse eine Wirtschaft mit dem Namen «Weinburg», später vor allem «Bellevue» genannt. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb 1950 die gebürtige Zugerin Lina Bucher die Liegenschaft. Das Hotel-Restaurant wurde zu einer Hochburg lukullischer Mahle und musikalischer Feste, wie es Richard Humm 1988 in seinem Büchlein «Spys und Trank in Zollikon» beschrieb. 1957 wurde der konkursite Gastwirtschaftsbetrieb eingestellt und das Gebäude verkauft. Es folgte die Umnutzung in ein Geschäftshaus.
6 «Althus»: Vom Café-Restaurant zur Familien-WG
Das als «Althus» bekannte, stattliche einstige Rebbauernhaus an der Alten Landstrasse wurde gemäss Holzaltersbestimmung 1555 neu errichtet. Von 1709 bis 1931 war es der Amts- und Wohnsitz der Zolliker Pfarrherren. 1932 wurde darin vom Frauenverein und der reformierten Kirchenpflege eine alkoholfreie Gemeindestube eingerichtet; 1973 wurde es zum Café-Restaurant «Althus». 1983 ging das Gebäude in den Besitz der Gemeinde über. 2004 zeigte sich, dass der ursprüngliche Zweck, eine alkoholfreie Gemeindestube zu führen, nicht mehr zeitgemäss war. Nachdem das geschichtsträchtige Haus mehrere Jahre leer gestanden hatte, übergab die Gemeinde das «Althus» nach anfänglichen Verkaufsabsichten im Juni 2010 im Baurecht an die «Wohnbaugenossenschaft Althus», die es für gemeinschaftliches Wohnen umbaute.
7 «Rössli»: Gault-Millau im ehemaligen Gesellenhaus
Das Gast- und Wirtshaus «Rössli» an der Alten Landstrasse 86 wurde laut Inschrift 1562 erbaut. Neben der Kirche war es damals das einzige öffentliche Gebäude. Es gehörte der Zolliker Bürgerschaft und spielte eine grosse Rolle im Gemeindeleben. Während mehreren Jahrhunderten war es der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens Zollikons. Weil vom Zürcher Grossen Rat pro Dorf nur eine Taverne erlaubt war, hatte das «Rössli» eine Monopolstellung, nur dort durften Speisen angeboten und Gäste beherbergt werden. Der Wirt hatte auch das Recht, Brot zu backen. Verkaufen durfte er es nicht; wer nicht selber backen konnte oder wollte, musste das Brot anderswo besorgen. 1709 bekam der Wirt das Recht, sein Brot auch in der Gemeinde zu verkaufen. Geregelt wurden diese Vorschriften im Tavernenrecht, heute vergleichbar mit einer Gaststättenkonzession.
1837 verkaufte die Gemeinde das baufällig gewordene Gesellenhaus an den Zolliker Schreinermeister Johann Thomann. 1998 kam das Haus nach zahlreichen Besitzerwechseln an den Bürgerverband Alt-Zollikon, dem es bis heute gehört. Pächter sind seit November 2020 Jesus Costoya und Felipe Almeida, ihre Vorgängerin war Jeannine Meili. Das «Rössli» ist mit 14 Gault-Millau Punkten ausgezeichnet.
8 «Zum Truben»: Kulinarik seit 1842
Die Wirtschaft «Zum Truben» an der Alten Landstrasse wird schon 1842 in einem Ratsprotokoll erwähnt. Seit 1965 gehört das Haus der Gemeinde. Früher besass der «Truben» im ersten Stock eine Terrasse und seeseitig eine offene Kegelbahn mit einem kleinen Garten. An der Stelle des heutigen Parkplatzes stand bis in die frühen 1970er Jahre eine Scheune. Nach zahlreichen Pächterwechseln ist heute die Pizzeria «Napulé» darin untergebracht. Geführt wurde sie vom ehemaligen Pizza- Weltmeister Raffaele Tromiro, der sich im Sommer 2024 aus der von ihm gegründeten Napulé AG zurückzog.
9 «Zolliker Stube»: Die Beiz am Dorfplatz
Der Gemeindesaal im Dorfzentrum wurde am 24. Juni 1988 eingeweiht. Darin untergebracht ist neben der Bibliothek auch das Restaurant «Zolliker Stube». Erste Gastgeber waren Olivia und Louis Wirtz, die zuvor im Zollikerberg an der Forchstrasse «Chez Louis» betrieben hatten. Die «Zolliker Stube» führten sie mehr als 25 Jahre lang. Im Service arbeitete Rolf Gränicher, der ihnen vom Zollikerberg ins Dorf gefolgt war. Nach einem umfangreichen Umbau wurde das Restaurant im Mai 2015 wieder eröffnet. Inhaberin und Gastgeberin ist Edith Krappl, Küchenchef ist ihr Mann Ruedi.
10 «Schönegg»: Erdrückt von der nahen Konkurrenz
Der verputzte Backsteinbau der Wirtschaft «Schönegg» an der Ecke Zolliker-/Alte Landstrasse entstand kurz vor 1900. Die Gaststube im Erdgeschoss wurde über eine Treppe erreicht, im 1. Obergeschoss war ein Säli. Doch angesichts der Nähe zum beliebteren «Obstgarten» auf der gegenüber liegenden Strassenseite konnte sich der Wirtschaftsbetrieb nicht lange halten. 1899 war darin in einem nicht mehr gebrauchten Tanzsaal der erste Kindergarten von Anna Locher eingerichtet. 1980 wurde das Haus abgebrochen. An seiner Stelle entstand das Wohn- und Bürogebäude Alte Landstrasse 106, heute mit einem Coiffeurgeschäft und einer Kinderkrippe.
11 «Obstgarten»: Menagerie mit Tieren
Das Haus «Zum Obstgarten» ist urkundlich seit 1585 fassbar und war bis 1882 ein Bauernhof, umgeben von zahlreichen Obstbäumen. Bis zum Zweiten Weltkrieg wechselten sich zahlreiche Wirte im «Obstgarten» ab, selten war einer erfolgreich. In den 1920er Jahren betrieb ein Wirt eine Menagerie mit Tieren, um so der Wirtschaft zu mehr Attraktivität zu verhelfen. Serviert wurde währschafte Kost. 1964 wurde der «Obstgarten» trotz Erhaltungsbemühungen zugunsten eines Geschäftshauses abgebrochen. Erst während dem Abbruch zeigte sich, dass es sich bei diesem Gebäude um einen Bau handelte, der kurz nach der Reformation errichtet worden war. Ein Dachbalken mit der eingekerbten Jahreszahl 1547 wurde nach dem Abbruch vermutlich als Brennholz verfeuert.
12 «Hinter Zünen»: «Zapfenwirtschaft» für Männer
Das Haus Hinter Zünen 8 stammt im Kern aus dem ausgehenden Spätmittelalter; wer es erbaute, ist unbekannt. Nach zahlreichen Besitzerwechseln kam es 1884 an den Landwirt Jakob Haab aus Hirzel. Er richtete im Haus bald einmal eine Wirtschaft ein, in der es mitunter recht lebhaft zu- und hergegangen sein soll. 1903 kaufte der Winterthurer Kunstmaler Jakob Friedrich Welti (1871–1952) das Haus, womit die «Zapfenwirtschaft» ein Ende fand. Dieser Schritt erfolgte zur Erleichterung mancher Zolliker Hausfrauen, deren Ehemänner sich offenbar nur allzu gerne in den «Hinter Zünen» aufhielten.
13 «Riethof»: Im «Geigenhimmel»
Der 1896 vollendete «Riethof» stand an der Ecke Riethof-/Rietstrasse, wo im Sommer auch im Garten unter Kastanien gewirtet wurde. Besucht wurde er zuerst von den Arbeitern der benachbarten Dampfsägerei «Imfeld & Schmid», später vorwiegend von den Mitarbeitenden der zahlreichen Betriebe des Gewerbezentrums. Woher sein damaliger Übername «Geigenhimmel» stammte, weiss heute niemand mehr. In den 1980er Jahren erwarb die Genossenschaft für das Zolliker Gewerbe GZG das Gebäude aus Privatbesitz. Geschätzt wurden neben einem Feierabendbier auch die italienischen Gerichte der Familie Claudio und Maria Napoleone. Nach ihrem Weggang 2010 wirteten Mushtaq Ahmad und nach ihm noch für kurze Zeit eine asiatische Familie. 2017 wurde das Haus abgebrochen. Heute steht dort ein Mehrfamilienhaus, das der GZG gehört.
14 «Ernesto Ristorante»: Tennis und Italianità
Das «Ernesto Ristorante Pizzeria Napoletana» in der Tennisanlage an der Gustav-Maurer-Strasse 20 gibt es seit Mai 2023. Franz Kluge, der Vorgänger der jetzigen Gastgeber Alessandra und Ernesto Cancello, hatte im Februar 2023 nach sieben Jahren Club und Restaurant wegen Unstimmigkeiten mit dem Präsidenten verlassen. Gekocht wird im familiären Lokal mit viel Italianità ausschliesslich nach Originalrezepten aus Neapel.
15 «Waldhaus Rumensee»: Zolliker Liebe ennet der Grenze
Obwohl das Restaurant «Waldhaus Rumensee» auf Küsnachter Boden stand, soll es wegen seiner Nähe zu Zollikon auch aufgeführt werden. Wann es gebaut wurde, ist nicht bekannt. Um die Jahrhundertwende gehörte die Wirtschaft dem ehemaligen Fremdenlegionär, Heilsarmeesoldaten und Gärtner Karl Pfister. Am 12. November 1913 brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder, wurde aber in zeittypischem Reformstil umgehend wieder aufgebaut.
1916 erwarb es der aus Bayern stammende Küfer Fritz Salzner (1862–1934) mit seiner Frau Veronika geb. Meierdress (1870–1932) aus Zürich Affoltern, die er 1897 geheiratet hatte. Zuvor hatten sie am Lindenhofhügel in der Stadt und in Goldbach an der Seestrasse gewirtet, wo Fritz auch weiterhin als Küfer tätig gewesen war. Zuerst liess er den «Rumensee» modernisieren; so wurde unter anderem ein Telefon angeschafft. Das Haus liess er an das Wasserleitungsnetz der Gemeinde anschliessen; mit Hilfe einer elektrischen Pumpe konnte nun auch das Obergeschoss mit Wasser versorgt werden. 1922 wurde gegen Westen der grosszügige Saal angebaut.
1931 übernahmen sein Sohn Fritz und dessen Frau Trudi den «Rumensee» mit Gartenwirtschaft, den sie 1967 an ihren Sohn Fritz und dessen Frau Rösli weitergaben. 2001 verkauften sie Gebäude und Grundstück an einen Zürcher Architekten. Das Haus wurde abgebrochen, heute stehen dort Wohnhäuser.
16 «Höchi»: Ausflugsziel, Gourmettempel, Villa
Die erste Nennung eines Hofes auf der Höchi stammt aus dem Jahr 1626, das heutige Wohnhaus entstand um 1800. Um 1880 verkaufte der Besitzer Albert Schwarzenbach das gesamte Gut an den aus Brütten bei Winterthur zugezogenen Händler und Gastwirt Johann Jakob Baltensberger (1839–1926). Mit ihm begann ein neues Kapitel in der Geschichte der «Höchi»: Er machte aus dem Bauernbetrieb eine Wirtschaft, die zu einem beliebten Ausflugsziel wurde. Anfang Januar 2019 schlossen die letzten Pächter, Tony und Esther Scherrer, endgültig die Türen der «Höchi»; sie stand bei Gourmets hoch im Kurs. Der Besitzer plante den Bau von Wohnungen. Das Gebäude stand jedoch fast sechs Jahre lang leer und zerfiel zusehends. Im November 2024 begann unter neuen Eigentümern der Bau einer Villa.
17 «Waldburg»: Quantität vor Qualität
Das Restaurant «Waldburg» stand dort, wo die alte Forchstrasse den Wald verliess und den Stumpbach überquerte. Der auffallende Backsteinbau mit Gartenrestaurant wurde im Jahr 1900 im Auftrag von Albert Wohlgemuth gebaut; dazu gehörte auch eine mächtige Stallscheune. Die Kost war preisgünstig und reichlich, doch scheint Quantität vor Qualität gestanden zu haben, wie Richard Humm 1988 in seinem Heft «Spys und Trank in Zollikon» schrieb. Die «Waldburg» wurde 1974 abgebrochen; heute steht direkt neben der Forchbahnstation Waldburg das Wohnhaus Waldburgweg 2.
18 «Alte Laterne»: Tea Room und asiatische Küche
1939 eröffneten Alfred und Ida Schaufelberger den Tea-Room «Pergola», der bis im Februar 1944 bestand. Anschliessend übernahmen Lydia und Ernst Roduner den Betrieb. «Alte Laterne» heisst das Lokal seit 1976. Küchenchef und Mieter war seit Oktober 2014 Yu Wang, genannt Martin. Er bot Gerichte aus der asiatischen Küche an und wollte den Namen des Restaurants auf «Yoku Spicy» ändern – die Besitzer stimmten schliesslich dem Kompromiss «Alte Laterne – Yoku Spicy» zu, der die Tradition wahrte. Im September dieses Jahres kam es nun zu einem Besitzerwechsel: Francesco Miraldi übernahm und wird die «Alte Laterne» demnächst wieder eröffnen.
19 «Café Weber»: Namenwechsel als Programm
Das jahrelang als «Café Weber» bekannte Lokal entstand 1963 mit dem Neubau der Migros-Filiale im Zollikerberg und hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Zuerst wirtete der Eigentümer Heinz Weber, ihm folgte ein Herr Stahel. Im Januar 1975 übernahmen Olivia und Louis Wirtz das Lokal, das sie «Chez Louis» nannten. Nachdem die beiden Mitte 1987 in die «Zolliker Stube» am Dorfplatz gewechselt hatten, folgte ein Herr Renggli, anschliessend hiess es «Jasmin House». Der Wirt war ein ehemaliger Schweizermeister im 500 Meter Eisschnelllauf, der mit einer Chinesin verheiratet war. Danach wirtete nochmals für kurze Zeit eine weitere chinesische Familie. Später war es eine Kombination aus Café und Blumenladen, heute ist darin das Blumengeschäft «Verdissimo» untergebracht.
20 «Trichtenhauser Mühle»: Ausflugsziel mit Tradition
1417 wird in einem Steuerverzeichnis der Stadt Zürich mit Uli Fritig erstmals ein Müller in Trichtenhausen genannt. 1872 kam die Mühle in Besitz der Familie Heer, der sie heute noch gehört. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde eine Speisewirtschaft angeschlossen. Während vielen Jahrzehnten gehörte die Mühle zu den beliebtesten Ausflugszielen um die Stadt Zürich. 1932 wurden die beiden Mühlräder entfernt; das heute oberhalb der Mühle installierte Mühlrad stammt aus dem Zürcher Oberland und wurde 1970 aufgebaut. 1963 war der Anbau abgerissen worden, in dem sich das alte Mühlrad gedreht hatte. Dadurch entstand Raum für ein grösseres Restaurant, einen Saal und ein Sitzungszimmer.
Seit Oktober 2023 und noch bis Ende Dezember 2024 wird das Restaurant unter dem Namen «Der wilde Kaiser» von Christian und Nicole Krahnstöver betrieben. Wer ihre Nachfolge antritt, ist noch offen. Ob das Restaurant erhalten bleibt, entscheidet die Gemeindeversammlung vom 4. Dezember. Bei einem Nein zum Engagement der Gemeinde würde die Besitzerfamilie die Trichtenhausermühle zu einem reinen Wohnhaus umbauen.
21 «Sonnengarten»: Opfer der neuen Forchstrasse
Die Wirtschaft «Sonnengarten» stand an der alten Forchstrasse, der heutigen Sonnengartenstrasse. Der heute noch bestehende Hof wurde 1816 von Hans-Conrad Tobler erbaut. Dieser richtete darin eine Weinschenke ein, die schnell zu einem Treffpunkt im Zollikerberg wurde. Im Saal im ersten Stock wurden auch grössere Anlässe durchgeführt. 1829 verkaufte Tobler den Hof samt Land einem Caspar Zollinger aus Dübendorf. Als 1844 die neue Forchstrasse erstellt wurde, war der «Sonnengarten» vom Verkehr abgeschnitten und verlor seine Kundschaft. An der neuen Forchstrasse entstand an der Stelle der heutigen Buswendeschleife als Ersatz die Wirtschaft «Rosengarten».
22 «Waldau»: Bescheidenes Gasthaus
In einem Wirtschaftsverzeichnis von 1889 ist im Zollikerberg an der Ecke Forchstrasse/Neuweg die Wirtschaft «Waldau» erwähnt. Patentbesitzer war Heinrich Hotz. Ein weiterer Eintrag findet sich im Jahr 1900. Wie lang die bescheidene Wirtschaft betrieben worden ist, ist nicht bekannt. 1959 wurden die Gebäude des einstigen Bauerngehöfts abgebrochen; heute stehen dort die Wohn- und Ge- schäftshäuser Forchstrasse 173–177.
23 «Rosengarten»: Das wirtschaftliche Zentrum
An der Forchstrasse im Zollikerberg stand an der Stelle der heutigen Busschleife seit 1844 das Bauern- und Wirtshaus «Rosengarten». Milchwirtschaft und wenig Viehzucht waren die Haupteinnahmequellen der Rosengarten-Bauern, die alle seit 1872 Trüb hiessen. Der «Rosengarten» war mit seinem Saal, der Gartenwirtschaft, einer eigenen Bäckerei, der Postablage und der Forchbahnstation das wirtschaftliche Zentrum des Zollikerbergs, wo zahlreiche Anlässe stattfanden. Der Rosengartenwirt war nicht nur Bauer und Milchhändler, sondern auch Stationsvorstand, Hilfspöstler und Camionneur. In den Anfängen der Telefonie besass der «Rosengarten» die einzige Telefonstation weit und breit; die Rosengarten-Kinder mussten dann losrennen und angerufene Nachbarn ans Telefon holen. 1958 musste der baufällig gewordene «Rosengarten» der Strassenverbreiterung weichen. In der Zeit bis zur Eröffnung des neuen «Rosengarten» führten Lina und Hermann Trüb die Wirtschaft in einer Baracke am Schulweg weiter.
24 Der neue «Rosengarten»: Wo Eltern ihre Ruhe haben
Als Ersatz wurde im November 1959 schräg gegenüber bei der Forchbahnstation der neue «Rosengarten» eingeweiht. Ursprünglich geplant war dort ein siebenstöckiges Hochhaus mit Restaurant und Saal, das nach starker Opposition aus der Bevölkerung aber nicht realisiert wurde. Pächter im «Rosengarten» ist seit Dezember 2014 Saeed Ahmad. Angeboten werden neben italienischen auch fernöstliche Gerichte. Familien schätzen den benachbarten Spielplatz, der ihnen willkommene Entlastung bietet.
25 «Passioni Italiane»: Tennis und Italianità
1975 zügelte der TC Rehalp von der Schützenstrasse an die Oberhubstrasse im Zollikerberg; seit 1976 wird dort auch ein Restaurant betrieben. Bis Ende 2006 bekochten im Clubhaus jahrelang Alex Müller und Vreni Hürlimann die Gäste, seit 2021 wirtet Donato Posca, der auch für den Unterhalt der Plätze zuständig ist. Der Fokus der «Passioni Italiane» liegt auf der italienischen Küche – wo denn sonst.
26 «Café Steiner»: Ein «richtiges» Restaurant
Links der Papeterie von Lorenz Spescha an der Forchstrasse 146 war ursprünglich die Bäckerei-Konditorei Steiner, gegenüber der Eingangstür zur Papeterie gelangte man in die recht geräumige Gaststube. Jakob Steiner stellte eines Tages fest, dass sich die Bewohner des Zollikerbergs sehnlichst ein Café wünschten. So liess er gegen die neue Langägertenstrasse einen Anbau erstellen und richtete darin ein gemütliches Café ein. Es war allerdings bald mehr als nur ein Café, nämlich ein «richtiges» Restaurant, wo sich über Mittag jeweils Gewerbetreibende und Pöstler verpflegten. Das Lokal war mit massiven Kaffeehaustischen mit umlaufender Nut klassisch möbliert. Eine Literflasche Mineral konnte man sich für die nächsten Tage anschreiben lassen. Im Sommer nahm man auf einer Terrasse unter einem Sonnenstoren Platz. Bäckerei und Café wurden in den 1970er Jahren aufgegeben und an Oscar Beuttner verkauft, der darin eine Apotheke betrieb.
Angegliederte Restaurants
Weitere öffentlich zugängliche Restaurants gibt es im Alters- und Pflegezentrum Blumenrain im Dorf, in der Residenz Tertianum und im Café am Puls im reformierten Kirchgemeindehaus (beide im Zollikerberg) sowie in der Seebadi. Pächter ist dort seit dem Sommer 2023 Michel Péclard.
Fotos: Ortsmuseum Zollikon, Adrian Michael, Kantonale Denkmalpflege, Archiv Familie Salzner, Archiv Peter Roduner
Das Zolliker Jahrheft 2024 wird am nächsten Sonntag am Weihnachtsmarkt am Stand des Ortsmuseums im Foyer des Gemeindesaals verkauft. Erhältlich ist es auch bei der Einwohnerkontrolle im Gemeindehaus. Hier geht es zum Inhaltsverzeichnis und zum Vorwort, hier zu Online-Bestellung.
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4 KOMMENTARE
unsere sonntagsspaziergänge endeten oft in der trichti mit der tollen schaukel (füsse konnte man dort gut einklemmen). rumensee und höchi leisteten wir uns bei wichtigen ereignissen. waldburg war sorry e chnelle! im anker holten wir eine servelatvergiftung, alle 6 sehr krank.
wenn das cafe weber erwähnt wird, sollte das cafe steiner auch erwähnt werden. dies war die erste bäckerei mit kaffee. es gab nicht nur süsses, nein, auch damals moderne canapees, heute ist es die apotheke.
Vielen Dank für den Hinweis, liebe Barbara, der uns natürlich Befehl war: Adrian hat die 26. Zolliker Wirtschaft sofort geliefert, und wir haben sie express online gestellt!
Eine phantastische Zeitreise in die Gastronomie von Zollikon – haben Sie vielen Dank für den einmal mehr hervorragend recherchierten Artikel.