«Masken tragen, solange das Gümmeli hält»

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11. Dezember 2023 – Am Donnerstag stellte sich Christoph Berger den Fragen von Barbara Lukesch im «Talk am Puls». Der Zolliker «Impfpapst» zog nach zwei Jahren Corona eine eindrückliche Bilanz: «99 Prozent der Bevölkerung hatten Kontakt mit dem Virus, und das ist gut so.»

«Erwachsene und Kinder können mit dem Virus umgehen», bilanzierte Berger, «fast alle haben sich mit dem Virus auseinandergesetzt, sei es durch eine oder mehrere Infektionen, sei es durch die Impfung.» Mittlerweile könne das Virus keine Pandemie mehr auslösen, nur noch eine Infektionswelle. Natürlich werde es weiterhin Todesfälle geben, gerade bei Ungeimpften und älteren Menschen mit Vorerkrankungen, aber das sei bei der Grippe genauso der Fall.

Die Maske bleibt ein Thema

Derzeit seien sehr viele Menschen gesundheitlich angeschlagen, sagte Barbara Lukesch, welche Vorsichtsmassnahmen er denn selber ergreife? Wenn er erkältet sei, ziehe er zum Schutz der Menschen in seinem Umfeld eine Maske an und verzichte in jedem Fall auf einen Besuch bei einer betagten Person, antwortete Berger. Wer krank sei, solle zuhause bleiben.

Covid-Impfung, Grippe-Impfung, Gürtelrose-Impfung, Tetanus-Impfung, Zecken-Impfung, das sei doch reichlich viel und sicherlich nicht gesund: welches «Package» er ihr denn empfehlen würde, wollte die Moderatorin wissen. Mit seiner Antwort löste Berger im Publikum Heiterkeit aus. «Sie können an einem einzigen Tag so viele Impfungen machen, wie Sie wollen, das wird Ihnen gewiss nicht schaden.» Im Gegensatz zu früheren Impfungen, als man beispielsweise mit lebenden Viren die Pocken bekämpft habe, seien die modernen Impfstoffe viel verträglicher. Es seien Hunderte von Millionen Dosen der Covid-Impfstoffe verabreicht worden, und die negativen Folgen seien mehr als überblickbar, es hätten aber Millionen Menschen gerettet werden können, die sonst gestorben wären.

Praktisch keine neuen Fälle von Long Covid

Schon, entgegnete Barbara Lukesch, aber man könne die Augen auch nicht vor den negativen Begleiterscheinungen der Impfungen verschliessen. Berger räumte ein, dass es gerade bei jüngeren Männern zu Herzmuskel- und Herzbeutel-Entzündungen gekommen sei. Die zweite Dosis von Moderna sei im Rückblick gesehen zu hoch gewesen. Aber die meisten Betroffenen hätten sich gut erholt. Und Long Covid? Da gebe es leider «schlimme Einzelfälle». Heute hätten wir aber «viel weniger neue Long Covid-Diagnosen als damals bei den Ungeimpften».

Im Rückblick auf die Pandemie stellte Berger der Schweiz im internationalen Vergleich ein gutes Zeugnis aus. Die Schulen seien weniger lang geschlossen gewesen, die Maskenpflicht deutlich kürzer als beispielsweise in Deutschland, auch die Einschränken hätten sich in engeren Grenzen gehalten. Entscheidend in solchen Krisensituationen sei die Glaubwürdigkeit der politischen Führung und ihre Bereitschaft, sich von Experten beraten zu lassen. Man dürfe den Menschen nicht zu viele Verbote zumuten, denn dann würden sie nicht mehr befolgt. Die Schweiz habe einen guten Mittelweg gefunden.

Die Impfstoffe: «ein Segen»

Als zu Beginn der Pandemie so viele alte Leute starben, die Intensivstationen der Spitäler überfüllt waren und der Lockdown die Menschen enorm eingeschränkt habe, habe er sich grosse Sorgen um die Zukunft gemacht. Es sei ein Segen gewesen, dass die Impfstoffe viel früher als erwartet entwickelt worden seien. Sie hätten alle Erwartungen übertroffen. «Aber alles in allem», resümierte Berger, «waren die Corona-Jahre ein langer Weg des Lernens».

Als bei der abschliessenden Diskussionsrunde jemand aus dem Publikum das Thema auf den Umgang mit den ImpfgegnerInnen lenkte, reagierte Berger prägnant. Er höre zu, versuche zu verstehen und bemühe sich, die medizinischen Argumente vorzubringen. Wenn er dann aber Sätze höre wie «Was mich nicht umbringt, das macht mich stärker», müsse er kapitulieren: «Wer macht diese Aussage? Nur jene, die nicht an Covid gestorben sind.»

Schliesslich hatte er noch einen praktischen Hinweis. Masken, die das Ablaufdatum überschritten haben, könne man problemlos weiterhin tragen: «Entscheidend ist, ob das Gümmeli noch hält.»

Neue Herausforderung

Christoph Berger wird sein Amt als Präsident der Eidgenössische Kommission für Impffragen nach 9 Jahren demnächst abgeben. «Es war eine ausserordentliche Herausforderung und sehr bestimmend für meinen Alltag – jetzt können andere kommen», sagte er.

Allerdings wartet schon die nächste Herausforderung: der Umzug ins neue Kinderspital: «Das wird ein wunderbares Spital, hell, schön, mit gemütlichen Zimmern für unsere kleinen Patienten.» Logistisch gesehen komme «eine Riesenübung» auf ihn zu, «aber darauf freue ich mich sehr». (rs)  

Der nächste «Talk am Puls» findet am Donnerstag, 18. Januar statt. Zu Gast ist Antoine F. Goetschel, der «Mann für alle Felle». Goetschel hat sich als Tieranwalt international einen Namen gemacht.

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