Moderner «T-Rex» frisst Zolliker Haus

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19. Januar 2022 – Am Mittwoch ist das Haus Zollikerstrasse 127 bei der Bushaltestelle Beugi abgerissen worden. Eine 70 Tonnen schwere Hightech-Maschine mit einer Reichweite von fast 30 Metern machte mit dem Bauwerk kurzen Prozess, wie unsere Bilder zeigen.

Um 7.30 Uhr zieht ein Pneukran einen riesigen Vorhang hoch, um zu verhindern, dass Trümmerteile auf die Zollikerstrasse fallen, auf der die Busse und Autos den ganzen Tag über ohne Einschränkung verkehren. Um 8 Uhr beginnt der moderne, schallgedämpfte «T-Rex» der Aargauer Firma Birchmeier seine Arbeit.

Der massige Komatsu «High Reach»-Abbruchausleger hat Ketten wie ein Panzer und wird von einem 6-Zylinder-Motor mit 370 PS angetrieben; der Tank fasst 650 Liter Diesel. Oben am 3350 Kilogramm schweren Ausleger ist eine Kamera angebracht, die Bilder auf das Display in der Kabine überträgt.

Dort sitzt Damian Dapra, geschützt von einem Metallgitter und Sicherheitsglas. Er dirigiert das Ungetüm seit bald drei Jahren. Weil sich die Führerkabine kippen lässt, muss er sich den Hals bei der Arbeit nicht verrenken; er steuert den Greifarm in einer bequemen, halb liegenden Position.

Eindrückliche Technik

Seine Strategie erklärt er ganz einfach: «Wir arbeiten von oben nach unten und von vorne nach hinten, zuerst das Dach, dann die Mauern und Böden. Entscheidend ist, dass man sorgfältig vorgeht und Risiken vermeidet.» Dapras Technik ist eindrücklich: Manchmal greift er mit seinem Arbeitsgerät so fein wie mit einer Pinzette zu, um eine Wand sorgfältig herauszulösen. Dann wieder zieht er mit voller Kraft am Gebälk, um ganze Dachteile herunterzureissen.

Einmal packt er eine Badewanne im zweiten Stock, drückt sie nur geringfügig zusammen und lässt sie auf den immer grösseren Metallhaufen neben dem Haus fallen. Einen grauen Spannteppich löst er sorgsam vom Untergrund und deponiert ihn gleich in einem bereitstehenden Container. Dapra reisst nicht nur ab, er sortiert die Materialien mit seiner riesigen Maschine gleichzeitig, so gut es geht.

Rund 80 Lastwagenfahrten sind nötig, um die 300 m3 Beton, 400 m3 Holz, 400 m3 Mischabbruch und 50 m3 Ziegel abzutransportieren, sagt Bauführer Patrik Stäheli. Inklusive Entsorgung koste ein solcher Abbruch rund 180’000 Franken. Wenn aufgeräumt ist, wird Stäheli mit seinen Leuten dafür sorgen, dass auf dem Areal bis im Sommer 2023 acht Eigentumswohnungen entstehen.

Als Beobachter erinnert man sich an Videos aus amerikanischen Städten, in denen man alte Häuser mit schweren Abrissbirnen richtiggehend zusammenschlug. Der moderne «T-Rex» ist humaner: Er frisst sich bedächtig, fast rücksichtsvoll durch die Gemäuer, in denen sich über Jahrzehnte Menschen zuhause fühlten. Ein bisschen Wehmut bleibt an diesem Tag zurück, der mit dem Haus Zollikerstrasse 127 begann und ohne es endete. (rs)

Was vor dem Abbruch war: Ein attraktiver Freiraum verschwindet.

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