Reminiszenzen aus der «Welpenschule»

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9. Dezember 2022 – Das Café am Puls war gestern bis auf den letzten Platz besetzt. Barbara Lukesch («ZollikerNews») unterhielt sich mit der Religionslehrerin, Laienschauspielerin und Pfarrfrau Brigitt Gebs über ihren Werdegang, ihre Leidenschaften und ihre Tricks und Kniffe als Lehrerin. (1 Kommentar)

9. Dezember 2022 – Das Café am Puls war gestern bis auf den letzten Platz besetzt. Barbara Lukesch («ZollikerNews») unterhielt sich mit der Religionslehrerin, Laienschauspielerin und Pfarrfrau Brigitt Gebs über ihren Werdegang, ihre Leidenschaften und ihre Tricks und Kniffe als Lehrerin.

Das Bonmot des Abends steuerte in der Fragerunde ganz am Schluss der Veranstaltung der ehemalige Primarlehrer Adrian Michael bei. Er habe keine Frage, sagte er, sondern wolle eine kleine Reminiszenz erzählen: «Meine Schüler sagten nie, ‹jetzt haben wir Religion›; sie sagten immer, ‹jetzt haben wir Frau Gebs›.» Als sie sich einmal krank gemeldet habe, sei er in ihr Zimmer gegangen, um es der Klasse zu sagen. Da habe ein Mädchen gefragt: «Haben wir heute bei Ihnen ‹Frau Gebs›?»

Kinder «eintopfen»

Da mischten sich Zuneigung und Respekt vor einer Lehrerin, die sich selber als «lustig und streng» bezeichnet. Mit den Kindern, ihrer «Welpenschule», habe sie ein Art Beziehungsvertrag: «Ich gebe ihnen grosse Freiheiten, bin aber auch konsequent und topfe sie so ein, dass es sechs Jahre hält.»

Das Publikum erfuhr, dass sie das offizielle Lehrmittel das Kantons Zürich für das Fach Religion mitentwickelt habe – «Mensch, was habe ich da gestritten!» Sie habe sich dafür eingesetzt, dass die Kinder im Unterricht «all die archaischen Geschichten aus dem Alten Testament hören, von Abraham und  Moses, von Mord und Totschlag». Sie rechne es dem Kanton hoch an, dass «Religion und Kultur» als obligatorisches Fach so definiert worden sei, «dass Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen kulturellen, religiösen und weltanschaulichen Hintergründen daran teilnehmen können». 

All diese biblischen Stoffe habe sie nach so langen Jahren als Lehrerin präsent, mehr als 10 Minuten koste sie die Vorbereitung einer Lektion nicht mehr, denn: «Moses ist immer schon durch das Rote Meer gezogen, diese Konserve kann ich jedes Jahr verkaufen.»

Darüber hinaus möge sie es, mit den Kindern alltäglichen Themen auf den Grund zu gehen: «Woher kommt der Adventskranz, der Nikolaus, der Osterhase, und woher kommt Halloween?» Sie achte darauf, solche Stoffe wenn immer möglich mit aktuellen Ereignissen zu verknüpfen, um das Interesse der Kinder zu wecken und einen Aha-Effekt bei ihnen auszulösen – «idealerweise gehen sie dann mit dem Gefühl nach Hause, dass sie gescheiter sind als vor der Stunde.»

Expats als Chance

Ob es für Lehrpersonen nicht schwierig sei, dass es in den Klassen mittlerweile so viele Kinder von Expats gebe?, fragte Barbara Lukesch. «Ganz im Gegenteil», antwortete Brigitt Gebs. Deutsche Kinder seien Vorbilder im Sprachunterricht. «Wenn eines sagt, es sei ‹bass erstaunt›, was kürzlich vorgekommen ist, dann freue ich mich, dass es diese alte Redewendung noch kennt – und die Schweizer Kinder profitieren.» Dass so viele Religionen vertreten seien, ermögliche ihr direkten Anschauungsunterricht.

Klar erkennbar für das Publikum wurde auch ihr feministisches Engagement. Sie erlaube es den Mädchen beispielsweise nicht, für die Buben aufzuräumen. Sie interveniere, wenn einem Buben ein Farbstift zu Boden falle und er wie ein Pascha darauf warte, dass ein Mädchen ihn aufhebt. Sie hole die Mädchen wenn immer möglich aus ihrer «herzig-braven Komfortzone heraus» und ermutige sie, ihren eigenen Interessen nachzugehen, statt dauernd die Umgebung fürsorglich abzuscannen: «Bleib bei Deinem!»

Weihnachten kann sie als Pfarrfrau viel abgewinnen. Für die Kinder habe der Advent nach wie vor eine grosse Bedeutung, auch wenn zuweilen Verwirrung herrsche, weil der Weihnachtsmann der deutschen Kinder der Samichlaus der schweizerischen sei. Gerade gestern sei es im Schulhaus Oescher besonders schön gewesen, als sich Kinder aus mehreren Klassen zusammenfanden. In den Worten von Brigitt Gebs tönt das dann so: «Alle kamen aus ihren Löchern und haben schön miteinander gesungen.» (rs)

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