Spannende Diskussion um 6,5 Mio-Provisorium
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10. Januar 2025 – Dass sich nur 45 Interessierte in der Turnhalle Rüterwis einfanden, war enttäuschend – je ein Drittel PolitikerInnen, Betreuungspersonal und Eltern. Die Diskussion war trotzdem engagiert. Wichtige Fragen zur Urnenabstimmung vom 9. Februar konnten geklärt werden.
VON RENE STAUBLI
Schulpräsidentin Claudia Irniger und Liegenschaften-Vorsteher Patrick Dümmler moderierten die Veranstaltung gemeinsam. In einem kurzen Video führten sie dem Publikum die unhaltbaren Zustände am Betreuungshaus Rüterwis vor Augen: viel zu wenig Toiletten für die 274 Kinder im Kindergarten- bis Mittelstufenalter, die sich vor dem Mittagessen nicht einmal die Hände waschen können; zu kleine Spiel- und Essräume, zu enge Treppenhäuser, eine völlig veraltete Küchen-Infrastruktur, Verzettelung auf inzwischen vier Standorte auf dem Schulareal.
Der Bau des Provisoriums sei dringend nötig, sagte Irniger. Es ermögliche, alle Kinder unter einem Dach zu betreuen und die unzumutbaren Arbeitsbedingungen des Personals zu verbessern.
84 Module auf 2 Etagen
Abgestimmt wird über einen Projektkredit von 6,5 Millionen Franken für einen Modulbau, der auf den Sandplatz neben der Turnhalle zu stehen kommen soll (siehe Visualisierungen). Jedes der beiden Geschosse besteht aus 42 Modulen von 2.5 x7.5 Metern. Je nach Raumeinteilung können Zwischenwände eingezogen werden. Die Küche im Erdgeschoss besteht aus 6 Modulen (ca. 105 m2 Fläche) ein Spiel- oder Speisezimmer aus 4 Modulen (ca. 72 m2). Das Ganze steht auf einem Betonsockel.
Sämtliche Zolliker Parteien unterstützen das Vorhaben, machen aber auch Fragezeichen (siehe Artikel «Ein einhelliges Ja – mit einigen Vorbehalten» vom 11. Oktober). Man müsse den «Brand» im «Sinne einer Feuerwehrübung löschen», sagte F5W-Präsident Jürgen Schütt. SVP-Präsident Stephan Geiger betonte die «Notwendigkeit, in die Bildung unserer Kinder zu investieren». Allerdings müsse sichergestellt werden, dass das Projekt im Rahmen des Budgets bleibe.
Die Kosten stehen im Zentrum
Spätestens beim Auftritt von Viktor Sauter, Präsident der Rechnungs- und Geschäftsprüfungs-Kommission, wurde klar, dass die hohen Kosten von 6.5 Millionen Franken bis zur Abstimmung im Zentrum der öffentlichen Diskussion stehen werden. Die RGPK räumt die Platzprobleme im Betreuungshaus zwar ein, hält es aber nicht für angemessen, dass eine Zwischenlösung fast so viel kosten soll wie die nach wie vor geplante Langzeitlösung.
Die engagierte Diskussion führte schliesslich zu folgenden Erkenntnissen:
- Wenn der Bau des Provisoriums am 9. Februar von der Stimmbevölkerung abgelehnt wird, steht die Schule vor fast unlösbaren Problemen. Unter Umständen müssten Kinder abgewiesen werden, es droht ein Exodus des Personals.
- Bei einem Ja wäre der Modulbau innert einem Jahr bezugsbereit, also in der Mitte des Schuljahres 2025/26, das im August beginnt.
- Die Planung des definitiven Betreuungshauses, das auch die Bedürfnisse einer erweiterten Tagesbetreuung abdecken soll, wird unmittelbar nach der Abstimmung beginnen – unabhängig von deren Ausgang. Patrick Dümmler: «Wir wollen vorwärts machen und in fünf bis sechs Jahren am Ziel sein.»
- Dass das neue Betreuungshaus bis dahin bezugsbereit sein wird, bezweifeln Sachkundige allerdings, auch der anwesende FDP-Ortsparteipräsident Felix Heer. Bei solchen Projekten müsse man immer mit Einsprachen und Verzögerungen rechnen. Umso wichtiger sei der Bau des Provisoriums, um Druck aus der Planung zu nehmen.
- Der Kanton hat den Standort des Provisoriums zunächst für fünf Jahre bewilligt. Falls es bei der Projektierung und dem Bau des neuen Betreuungshauses zu Verzögerungen kommen sollte, könnte die Gemeinde eine Verlängerung um jeweils fünf Jahre beantragen – und dürfte mit einer Bewilligung rechnen.
- Ab dem Bezug des neuen Betreuungshauses könnten die Module demontiert und im Dorf neu aufgebaut werden, um dort bei Umbau- oder Erweiterungsprojekten temporär Kinder aufzunehmen. Eine zweite Variante wäre der Verkauf.
- Die Lebensdauer moderner Modulbauten beträgt laut Expertenmeinung 30 Jahre und mehr, was bei Anschaffungskosten von 6.5 Millionen Franken (+/-20%) zu einem jährlichen Abschreibungsbedarf von rund 200’000 bis 260’000 Franken führt.
- Was mit dem sanierungsbedürftigen alten Betreuungshaus Rüterwis geschieht, ist noch nicht entschieden und hängt ebenfalls von der Abstimmung ab.
Der Abend zeigte exemplarisch, welche Bedeutung der Kommunikation in einem solchen Geschäft zukommt. Ein Elternvertreter forderte die Schule und die Parteien auf, grössere Anstrengungen zu unternehmen, um die Stimmbevölkerung vom Nutzen des Projekts zu überzeugen.
Pierfrancesco Zanella überraschend gestorben
Die Veranstaltung begann mit einer traurigen Nachricht. Patrick Dümmler musste berichten, dass Pierfrancesco Zanella, der Leiter der Zolliker Liegenschaftenabteilung, in der vergangenen Nacht überraschend gestorben sei. Er habe sich 16 Jahre lang sehr verdient gemacht um die Gemeinde und hinterlasse auch menschlich eine grosse Lücke. Auf einem Stehtischchen wurden Kerzen entzündet, die während der ganzen Veranstaltung brannten.