Spannende Fragen, intensiver Austausch

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13. April 2022 – Das Wahlpodium im Gemeindesaal zog rund 80 Interessierte an. Die acht Kandidierenden redeten über Themen wie Umweltschutz, Wohnungssituation und Digitalisierung. Das Beugi-Areal gab Anlass zu Fragen aus dem Publikum. «ZollikerNews»–Redaktor René Staubli moderierte die Veranstaltung mit Übersicht und spannenden Fragen.

Wahlpodium Dorf
Acht KandidatInnen für den Gemeinderat standen Red und Antwort (Foto: bl)

Ein Wahlpodium mit acht Kandidierenden braucht klare Regeln, sonst dominieren die alten Hasen und Vielredner, und die Neulinge drohen ins Hintertreffen zu geraten. So war der gestrige Anlass im Gemeindesaal, zu dem der Gewerbeverein eingeladen hatte, denn auch straff strukturiert. «ZollikerNews»-Redaktor René Staubli, der die Diskussion leitete, pochte auf Voten, die nicht länger als eine Minute waren. Wer drüber war, wurde mit einem Glöckchen, das Gewerbevereins-Präsident Roman Ribi bediente, zum Schweigen gebracht.

Inhaltlich war der Abend in sieben Themenschwerpunkte unterteilt, zu denen jeweils alle acht Kandidaten und Kandidatinnen in einer klar definierten Reihenfolge ein Statement abgeben konnten. Auch bei der Sitzordnung wurde nichts dem Zufall überlassen. Auf dem Podium standen vier Zweiertische, an denen gut durchschmischte Teams ihren Platz fanden: aus Sicht des Publikums links aussen Patrick Dümmler (FDP) und Thomas Gugler (SVP), Mitte links Sylvie Sieger (FDP) und Dorian Selz (GLP), Mitte rechts Claudia Irniger (FDP) und Sascha Ullmann (GLP) und rechts aussen Sandra Fischer (Forum 5W) und André Müller-Bosch (FDP).

Den Auftakt bildete die Frage, ob die aktuelle parteipolitische Zusammensetzung des Gemeinderats gut für Zollikon sei. Das erste Wort hatte Patrick Dümmler von der FDP, der Partei, die seit zehn Jahren die absolute Mehrheit im Gemeinderat stellt. Mit Verweis auf den Leistungsausweis des Gremiums bejahte er die Frage: Schliesslich belege Zollikon Platz 5 in einem Rating der «Handelszeitung» zur Attraktivität aller Gemeinden der Schweiz. Seine Nachredner trafen sich in der diplomatischen Aussage, dass die Team- und Konsensfähigkeit, dazu das Engagement der Exekutivmitglieder genauso wichtig seien wie die Parteizugehörigkeit.

Persönliche Geständnisse

Thema Nummer Zwei drehte sich um die Kandidierenden als Menschen. René Staubli bat alle, von sich und ihren Vorlieben zu erzählen. Für einmal sollte die Politik auf der Seite bleiben. Die Antworten fielen frisch und munter aus. Thomas Gugler von der SVP gestand beispielsweise, dass sein ausnehmend roter Kopf die Folge einer Skitour sei, bei der die Sonnencrème vergessen habe, und nicht etwa Ausdruck seiner Aufregung. Sandra Fischer vom Forum 5W erzählte, dass ihre Kinder das Beste in ihrem Leben seien, und dass sie schon als Mädchen gern «zuvorderst» gestanden und die Führung übernommen habe.

Beim Thema Digitalisierung wurde es konkret und sehr praxisbezogen. Die Kandidierenden entwickelten Ideen, was innerhalb der Verwaltung digitalisiert werden müsse, um der Bevölkerung einen echten Nutzen zu bringen. Sylvie Sieger verspricht sich viel vom papierlosen Büro, Gemeindepräsident Sascha Ullmann sieht einen «riesigen Handlungsbedarf beim Optimieren der Kundenkontakte.» So sei die aktuelle Homepage der Gemeinde eine «Katastrophe» und müsse dringend «benützerfreundlicher werden».

Chancenlose Seeanlage

Dann stellte René Staubli die Vision einer schönen Zolliker Seeanlage zur Diskussion. Die Reaktionen fielen – zurückhaltend formuliert – verhalten aus. Claudia Irniger vom Zollikerberg erlebt den See «als weit weg». Sie möchte sich lieber auf die «Entwicklung der Zentren von Dorf und Berg konzentrieren». Ihr Parteikollege André Müller-Bosch hält das Projekt immerhin für «interessant» und findet es schade, dass die Zolliker Seeuferzone brachliegt. Mehr Enthusiasmus für den See war gestern Abend nicht zu haben. Dafür spürte man gut, dass der Wunsch, die Zentren in Dorf und Berg zu entwickeln, gross ist.

Im Jahr 2022 darf das Thema Klima und Umweltschutz nicht fehlen. Darin stimmten die fünf Männer und drei Frauen überein und versprachen Solarpanels auf gemeindeeigenen Gebäuden. GLP-Kandidat Dorian Selz plädierte mit viel Herzblut für eine Vorwärtsstrategie in Sachen Umweltschutz: «Zugunsten unserer Kinder und Kindeskinder.»

Gefragt, was sie angesichts der steigenden Mietzinse unternehmen werden, damit auch Familien und Menschen mit kleinem Portemonnaie weiterhin in unserer Gemeinde leben können, fielen die Statements eher vage aus. Da war von «guter Durchmischung» die Rede, die nötig sei (Fischer); Gugler und Dümmler betonten, dass man auf dem Zollikerberg klar günstiger wohnen könne als im Dorf. Sieger konstatierte, der genossenschaftliche Wohnungsbau sei sehr wichtig und müsse gefördert werden.

Bonus für die Gewerbler

Last but not least wurde zum Thema, wie die Kandidierenden als Gemeinderäte mit dem hiesigen Gewerbe umgehen würden, ob es auch einen Lokalbonus gebe oder ob der Thurgauer Maler, der tiefere Preise anbieten könne, die Aufträge bekomme. Die drei Frauen betonten, dass sie bereits heute das lokale Gewerbe berücksichtigten, und Selz, selber Chef eines 60 Personen-Betriebs, meinte, es herrsche in der freien Marktwirtschaft nun einmal Wettbewerb, aber er finde schon, dass die lokalen Gewerbler einen Bonus haben sollten.

Im Anschluss daran kamen noch einige Fragen aus dem Publikum. Zu reden gaben insbesondere die Zukunft des Beugi-Areals und der Steuerfuss. Die Diskussion, die jetzt weniger strukturiert verlief, geriet schnell in das altbekannte Fahrwasser: ein paar Männer taten ihre Meinung kund, und man spürte gut, dass es auf 21.30 Uhr zuging. Mit der in der Gemeinde weitherum bekannten Regula Vogt hatte eine Frau das letzte Wort. Sie warnte davor, alle bestehenden Grünflächen zu verbauen. (bl)

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