Und wieder brodelt es in der Schule
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5. März 2024 – Zahlreiche Abgänge zwingen die Schulverwaltung zum Einsatz von Springerinnen, die teurer sind und unberechenbar wegen der kurzen Kündigungsfristen. Die Gemeinde beantwortet Fragen der «ZollikerNews» ausweichend, lückenhaft und verwedelnd. Warum nur?
Im achtseitigen Kommunikationskonzept der Gemeinde ist für uns Journalisten ein Grundsatz besonders wichtig: «Die Gemeinde Zollikon informiert die Medien auch bei heiklen und konfliktbeladenen Themen proaktiv.» Tut sie das im Bereich der Schule tatsächlich?
Als es an der Schule Rüterwis im Zollikerberg drunter und drüber ging, konnte von «proaktiver Information» keine Rede sein, ganz im Gegenteil. Die Verantwortlichen um Präsidentin Claudia Irniger und den Leiter Bildung Urs Rechsteiner mauerten, was das Zeug hielt. «Agieren statt reagieren?», wie es das Kommunikationskonzept vorgibt? Fehlanzeige. Angesagt waren Floskeln statt Informationen, Verschleierung statt Transparenz, Schönfärberei statt Fakten, Schuldzuweisungen statt Einsicht.
Keine Besserung im zweiten Anlauf
Nachdem sich die Lage im Rüterwis mit dem Abgang des Schulleiters beruhigt hatte, kam es zu einer Aussprache zwischen VertreterInnen von Schulpflege und Parteien, einer Art «Chropfleerete». ParteienvertreterInnen stellten der Schulpflege unter anderem auch Fragen zur personellen Situation in der Schulverwaltung und verlangten mehr Transparenz. Vergeblich: 6 von 9 Fragen blieben mit dem Verweis auf »personalrechtliche Gründe» unbeantwortet; ausserdem beschloss die Schulpflege, die Öffentlichkeit nicht zu informieren.
Die Frage nach der Personalfluktuation in der Schulverwaltung ist bedeutsam, weil es sich um eine wichtige Abteilung der Schule und der Gemeinde unter der Leitung der Schulpräsidentin Claudia Irniger handelt. Die Chefin der Schulverwaltung hat Einsitz sowohl in der Geschäftsleitung der Schule wie auch in jener der Gemeinde und ist mit ihrem Team für eine Vielzahl von Aufgaben zuständig: Beratung und Unterstützung der Schulpflege, Erstellen des gesamten Budgets für die Schule, Klärung rechtlicher Fragen, aber auch Schülerbelange, die Anstellung aller Lehrpersonen oder die Fachstelle Sonderpädagogik.
Dürftige Antworten
Als wir hörten, dass es innerhalb der Schulverwaltung «rumore», das Arbeitsklima schlecht sei und ein ziemliches Durcheinander herrsche, begannen wir zu recherchieren. Schliesslich schickten wir dem Leiter Bildung eine Reihe von Fragen – und erhielten von der Gemeinde mehr als dürftige Antworten. Mit Blick auf das Kommunikationskonzept hatten wir etwas Anderes erwartet. Dort heisst es: «Oberstes Ziel der Kommunikation ist die möglichst umfassende Information der verschiedenen Ansprechpartner und Anspruchsgruppen der Gemeinde Zollikon.»
Unsere erste Frage lautete: «Im letzten Jahr ist es zu einem beachtlichen Personalwechsel innerhalb der Schulverwaltung gekommen. Wo liegen die Gründe?»
Antwort: «Wir stellen keine ausserordentlich hohe Fluktuation in der Schulverwaltung fest. Wir hatten im ersten Halbjahr 2023 zwei Abgänge, welche seither durch Springerinnen abgedeckt werden.»
Unsere Recherchen hatten zu einem anderen Ergebnis geführt: auf den Jahreswechsel 2022/23 hatten mehrere hochqualifizierte und weitherum anerkannte Kräfte – auch Kaderleute – gekündigt und Interimslösungen (die auch wieder ihren Platz räumten) nötig gemacht. Im Verlauf des Jahres kündigten zudem verschiedene Springerinnen, teilweise innert kürzester Zeit. Eine bereits pensionierte Arbeitskraft musste deshalb wieder zurückgeholt werden. Allein in diesem Jahr mussten wieder zwei Springerinnen eingestellt werden, dazu kündigte eine der wenigen noch verbliebenen langjährigen Fachkräfte – das Personalkarussell dreht sich also munter weiter.
Verlust an Knowhow, hohe Kosten
Damit verbunden ist ein fortgesetzter Verlust an Knowhow und Insiderwissen, das die temporären Springerinnen beim besten Willen nicht kompensieren können. Ausserdem kostet die Beschäftigung dieser Aushilfskräfte bis zu eineinhalb mal so viel wie jene von Festangestellten, weil unter anderem auch der Arbeitsweg extra bezahlt werden muss. Kommt dazu, dass ihre Kündigungsfrist in der Regel nicht mehr als eine Woche beträgt, was für zusätzliche Reibungsverluste und Unruhe sorgt.
Man fragt sich natürlich, warum die Antwort auf eine so einfache, wenn auch zentrale Frage wie jener nach der personellen Fluktuation in der Schulverwaltung derart lückenhaft, ja, verwedelnd formuliert wird. Wer «Vertrauen in die Arbeit von Behörden» entwickeln und «Verständnis und den Dialog fördern» will, wie es das Kommunikationskonzept vorgibt, muss das anders machen, besser. Denn Lückentexte und Nebelschwaden wecken vor allem eines: Misstrauen. (bl)