Vier junge Turmfalken und ein Feldhase

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30. Dezember 2024 – Felix Wirz*, Biobauer und Präsident der Zolliker EVP, bewirtschaftet in Steinmaur ein Stück Land, das ihm – auch wegen der Tiere – wie ein Paradies vorkommt. Dazu ein fotografisch festgehaltener Moment des Glücks von unserem Kollegen Reto Schlatter **.

30. Dezember 2024 – Felix Wirz*, Biobauer und Präsident der Zolliker EVP, bewirtschaftet in Steinmaur ein Stück Land, das ihm – auch wegen der Tiere – wie ein Paradies vorkommt.

Als Pächter eines Landwirtschaftsbetriebs mit 800 Apfel- und Birnbäumen bin ich ständig draussen in der freien Natur. In der Hochsaison von August bis Ende Oktober, wenn auch die Ernte ansteht, arbeite ich Woche für Woche sieben Tage lang, bis es jeweils dunkel wird. Das kann dann auch 21.30 Uhr werden. Dieses Jahr hatte ich mit 240 Tonnen Obst, 190 Tonnen Äpfel und 50 Tonnen Birnen eine richtige Grossernte. In anderen Jahren ist es dann wieder deutlich weniger. Diese Schwankungen gehören zu Hochstammkulturen, wie ich sie habe, dazu. Damit lebt man, auch wenn es nicht ganz einfach ist, auf diesem Weg ein sicheres Einkommen zu erwirtschaften.

Dass ich meinen Beruf trotzdem liebe, hat mit der grossen Nähe zur Natur zu tun, die mir immer wieder schöne Momente beschert. Ich erlebe die Jahreszeiten hautnah, die Witterung von Sonne über Regen und Kälte bis zum Hagelzug, und an meinen Bäumen nehme ich täglich für andere kaum sichtbare Veränderungen wahr.

In meinem ursprünglichen Beruf als Automechaniker verlief mein Alltag viel berechenbarer: Entweder fuhr ein Wagen oder er fuhr nicht. Das lag in meiner Hand. Als Landwirt bin ich der Natur ausgeliefert. Im Frühling weiss kein Mensch, wie der Sommer wird. Ich muss mich mit dem arrangieren, was ist, und immer wieder neue Lösungswege suchen. Das erlebe ich als anspruchsvoll, aber auch als äusserst reizvoll.

Ausserdem entspricht es mir, dass ich viel allein unterwegs bin. Das geht gar nicht anders auf einem Kleinbetrieb wie meinem. Oft bin ich der einzige Mensch auf weiter Flur, aber nicht das einzige Lebewesen.

Viele Tiere, vor allem Vögel, finden auf meinem Land mit all den Bäumen ideale Bedingungen zum Brüten. Das können natürliche Nisthöhlen sein, die zum Beispiel der Gartenrotschwanz, ein stark bedrohter Vogel, bis vor kurzem genutzt hat; andererseits aber auch Nistkästen, von denen wir über 100 haben. Darunter einen, der für die Turmfalken reserviert ist, die dann auch wirklich Junge ausbrüten. Dieses Jahr hatte ich das grosse Glück, vier Junge aufziehen zu können. Darüber hinaus ist der Rotmilan bei uns allgegenwärtig.

Das Highlight unter den Tieren bildet ein Feldhase, der sehr schüchtern ist und sich meistens versteckt. Wenn ich aber mit dem Mäher komme, scheuche ich ihn auf, und er wechselt sein Versteck. Dann sehe ich das Tier, das deutlich grösser ist als jedes Kaninchen. Als ich kürzlich an einer Veranstaltung des Naturschutzbundes war, erzählte der Vortragsredner, dass der letzte Feldhase in unserer Region vor 15 Jahren gesichtet worden sei. Von wegen! Da habe ich mich doppelt über «meinen» Hasen gefreut.

Ich bin mir der Gegenwart der Tiere auf meinem Land sehr bewusst. Mit unseren kleinräumigen Strukturen bilden wir ein regelrechtes Paradies für sie, eine Art Insel in der sie umgebenden Agrarwüste mit den riesigen Bewirtschaftungseinheiten. Wenn ich auf meinem Land unterwegs bin, fühle ich mich der Natur sehr verbunden, ja, im Grunde wie ein Teil von ihr.» (Aufgezeichnet von Barbara Lukesch)

*Felix Wirz, 41, ist seit 2020 Pächter eines landwirtschaftlichen Biobetriebs in Steinmaur im Zürcher Unterland. Dazu ist er mit einem 25 Prozent-Pensum als Verkehrsexperte beim Zürcher Strassenverkehrsamt angestellt. In seiner Freizeit widmet er sich der Lokalpolitik und präsidiert die EVP Zollikon. Er wohnt mit seiner Partnerin im Zollikerberg.

27. Juni 2024: fotografisch festgehaltener Moment des Glücks von Reto Schlatter
27. Juni 2024: fotografisch festgehaltener Moment des Glücks von Reto Schlatter

«Glückshormone durchströmten die Spieler der Junioren A des FC Unterstrass nach dem Gewinn des Regional-Cupfinals gegen den FC Red Star Zürich.»

** Reto Schlatter hat uns für diese Serie acht Schwarz-Weiss-Bilder zur Verfügung gestellt, die er mit «Glück» in Verbindung bringt. Als Fotograf bewegt er sich seit über 30 Jahren zwischen journalistischen, kommerziellen und freien Arbeiten. Der Antrieb liege «im Reiz der Begegnungen mit Leuten aus verschiedenen Lebenswelten und dem Spiel mit Licht und den kompositorischen Möglichkeiten der Fotografie». Eine Auswahl seiner Bilder finden Sie auf seiner Website.

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