Virtuelle Realität im Operationssaal
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5. Dezember 2023 – VR steht für den Begriff «Virtuelle Realität» und beschreibt eine computergenerierte, interaktive Umgebung. VR kommt auf vielen Gebieten zum Einsatz, beispielsweise bei der Schulung von Fachfrauen/-männern Operationstechnik im Spital.
VON JÜRG SCHMID
Bei VR handelt sich also um eine künstlich erzeugte, digitale Welt. Wer diese Welt einmal erleben möchte, braucht dafür lediglich eine VR-Brille, die schon ab 300 Franken zu haben ist, und ein Wi-Fi Netzwerk. Mit dieser Brille wird die physische Realität völlig ausgeblendet. Man taucht umgehend in eine andere Welt ein. Dieses Eintauchen nennt man «Immersion».
Die Anwendung der VR-Technologie ist weltweit schon seit vielen Jahren auf dem Vormarsch. Denken wir nur an die vielen Jugendlichen, die VR-Brillen schon seit langem beim Gaming einsetzen. Auch in der Forschung, der Produktentwicklung oder beim Militär ist VR nicht mehr wegzudenken. Laut einer aktuellen Prognose von Goldman-Sachs werden die VR-Erlöse bis zum Jahr 2025 den TV-Markt überholen. Im Bereich der Ausbildung ist die VR-Technologie ganz besonders wertvoll, da man umgehend in den Genuss einer neuartigen, multisensorischen und interaktiven Lernerfahrung kommt.
Der Schweizerische Berufsverband SBV TOA, der auch für die Ausbildungen im Bereich Operationstechnik zuständig ist, hat die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt. So hat Franziska Bähler, Vorstandsmitglied und Bildungsverantwortliche des Verbandes, das Lernmodul VR bei einem Pilot-Projekt mit aufgenommen.
Alle digitalen Lernmodule werden in Zusammenarbeit mit der spezialisierten Agentur Pixelmolkerei aus Chur aufgebaut und zeitlich adaptiv immer weiterentwickelt. Durch die interaktiven VR-Trainings-Sequenzen werden beispielsweise die Fachpersonen Operationstechnik effizient und wirksam auf Operationsabläufe im Spital vorbereitet.
In einer vom Imperial College London durchgeführten Praxisstudie haben nach sechs Wochen Trainingszeit 83 Prozent der VR-geschulten Fachkräfte den Praxistest bestanden. Von den konventionell geschulten Fachkräften, die über dieselbe Zeitdauer mit Lehrbüchern, Videos und Visiten bei echten Operationen geschult wurden, war niemand dem Praxistest gewachsen. Mit anderen Worten: VR-Studierende lernen um ein Vielfaches schneller und mit Abstand nachhaltiger. Sie profitieren insbesondere davon, dass die Lerninhalte in Handlungen eingebettet sind.
In vielen Ländern wird die VR-Technologie auch schon an öffentlichen Schulen gezielt eingesetzt. Die Vorteile gegenüber der «Wandtafel und Kreide-Didaktik» liegen für mich als ausgebildeter Sekundarlehrer kristallklar auf der Hand.
Vergleicht man weitere positive Kriterien wie etwa die sehr hohe Skalierbarkeit der Technologie, die Möglichkeit zur raschen Aktualisierung der Inhalte und zur Übersetzung in weitere Sprachen, die flexiblen 24/7-Trainingszeiten für die Fachkräfte, das wegfallende, teure Trainingsmaterial, den Minderbedarf an Trainingsräumen, die eingesparte Zeit und wegfallenden Wege für die Studierenden, die Null-Kosten für Bücher und Papiere, dazu die internationalen Synergien, dann ist der Fall ziemlich klar: Die VR-Technologie wird sich in Verbindung mit KI rasant schnell in sehr vielen Bereichen weiterentwickeln.
Und hier mein Tipp: falls Sie noch nie eine VR-Brille aufgesetzt haben – tun Sie es und lassen Sie sich von dieser neuen Welt überraschen. Sie werden es nicht bereuen.
Studien zum Thema VR in Spitälern
2019 VR-Training für Auszubildende bei Hüftoperationen
2020 VR mit Simulationslehrplan für Hüftoperationen
2021 VR für OP-Schwestern bei Knieoperationen
2023 VR-Teamtraining für komplexe offene Operationen
2023 VR in der Ausbildung für orthopädische Eingriffe
Künstliche Intellligenz an der Schule: Es geht um die Zukunft unserer Kinder
Unser KI-Kolumnist Jürg Schmid (61) war zunächst Lehrer und wechselte dann in die Privatwirtschaft, um zu verstehen, welche Ansprüche Unternehmen gegenüber den Schulen haben. Er leitete diverse Ausbildungsabteilungen für weltweit tätige, börsenkotierte Konzerne. Nach seiner Frühpensionierung betätigte er sich als Vikar und Co-Schulleiter. Er ist Referent und Sparringpartner zum Thema «Quo Vadis – Ausbildung & Digitalisierung».