«Wie ein Blitz aus heiterem Himmel»
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10. April 2024 – Der Kanton plant im Naherholungsgebiet Brunnenwisen auf dem Zollikerberg den Bau einer riesigen Abfalldeponie. Der Gemeinderat will sich «mit allen Mitteln zur Wehr setzen», und der betroffene Bauer Michael Rüegg fürchtet um die Existenz seines Betriebs. (2 Kommentare)
10. April 2024 – Der Kanton plant im Naherholungsgebiet Brunnenwisen auf dem Zollikerberg den Bau einer riesigen Abfalldeponie. Der Gemeinderat will sich «mit allen Mitteln zur Wehr setzen», und der betroffene Bauer Michael Rüegg fürchtet um die Existenz seines Betriebs.
Der Regierungsrat hat am Freitag nach einer breiten Evaluation 23 Standorte vorgestellt, die für ihn als neue Abfalldeponien in Frage kommen. Unter den Kandidaten befindet sich auch Zollikon. Im Gebiet Brunnenwisen zwischen Zollikerberg und Binz sollen in den nächsten Jahrzehnten auf einer Fläche von 14 Hektaren rund 1,6 Millionen m3 Abfälle der Kategorie B entsorgt werden. Dabei handelt es sich um Aushub- und Abbruchmaterial von Baustellen. In Frage kämen laut Kanton aber auch Abfälle der giftigen Kategorien C, D und E, die eine Schutzhülle gegen Wassereinbrüche und einen abgedichteten Boden erfordern.
Für den Gemeinderat sei diese Information «wie ein Blitz aus heiterem Himmel» gekommen, sagt Gemeindepräsident Sascha Ullmann; der Kanton habe die Gemeinde im Vorfeld nicht über diesen konkreten Plan in Kenntnis gesetzt. Man werde sich «mit allen Mitteln gegen den möglichen Deponiestandort im Zollikerberg zur Wehr setzen». Der Bau komme insbesondere aus folgenden Gründen nicht in Frage:
- Das Gebiet Brunnenwisen liege mitten im Naherholungsgebiet und befinde sich im Quellgebiet des Wehrenbachtobels, das jüngst unter Schutz gestellt wurde.
- Es sei inakzeptabel, den Zollikerberg über Jahrzehnte mit noch mehr Verkehr zu belasten; mit den Bahnschranken und der geplanten höheren Frequenz der Forchbahn spitze sich das Problem schon jetzt weiter zu.
Regierungsrat Martin Neukom (Grüne) hatte anlässlich der Medienorientierung vom letzten Freitag gesagt, man habe im Kanton fast 400 Standorte «sauber evaluiert». Umso erstaunlicher mutet der Entscheid für den Zollikerberg an, denn Abfälle des Typus B sollten nicht in der Nähe von Grundwasservorkommen entsorgt werden. Wie der Flurname «Brunnenwisen» sagt, ist Feuchtigkeit ein zentrales Element dieser Landschaftskammer.
Der Kanton benennt von sich aus weitere mögliche Konfliktpunkte: Weil die Deponie vom nur 100 Meter entfernten Weiler Sennhof her eingesehen werden könne (wo demnächst direkt an der Strasse Wohnhäuser gebaut werden), seien Sichtschutzmassnahmen zu prüfen. Der Standort weise mit 1,6 Millionen m3 «ein sehr grosses Deponievolumen» auf und führe zum Verlust von Fruchtfolgeflächen während der Deponiedauer. Kommt dazu, dass der Kanton zwischen dem Zollikerberg und Binz mit einem mehr als fünf Millionen Franken teuren Veloweg die Sicherheit für Velofahrende erhöhen will, während er sie gleichzeitig mit dem zusätzlichen Schwerverkehr gefährdet.
Bäuerliche Existenz bedroht
Das Land in den Brunnenwisen gehört mehreren Privateigentümern, auch die Gemeinde besitzt zwei kleinere Parzellen. Die landwirtschaftliche Nutzfläche der geplanten Deponie wird durch Michael Rüegg vom Zollikerberg und Michael Bachofen aus Maur bewirtschaftet.
Anfang 2024 hat Rüegg mit seiner Frau Marlis den Betrieb im Zollikerberg von Thomas Friedli übernommen und auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Die beiden bewirtschaften bis zum Jahresende parallel auch noch einen Pachtbetrieb in Schmidrüti im Zürcher Oberland. Im Sommer zieht die fünfköpfige Familie dann in Rüeggs Elternhaus in der Oberhueb, wo auch ein neuer Stall für 40 Mutterkühe entsteht. Wie lassen sich die landwirtschaftlichen Pläne der Familie mit einer derart grossflächigen Deponie vereinbaren?
«Nehmen Sie einem Betrieb 20 Prozent seines Umsatzes weg – was hat das für Auswirkungen auf den Betrieb?», fragt Rüegg am Telefon. Die vom Kanton für die Deponie über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte beanspruchten Fruchtflächen tragen rund ein Fünftel zum Einkommen der Bauernfamilie bei. Natürlich würde er vom Deponiebetreiber eine Entschädigung erhalten, sagt Rüegg, «aber mit Geld können wir nichts produzieren» und Landersatz sei im Zollikerberg nicht zu haben. Er hoffe auf den Kanton und dessen Versprechen, dass Deponien nicht gegen den Willen der Landbesitzer und Landbewirtschafter errichtet werden sollen.
Dem steht allerdings das Zitat von Regierungsrat Neukom gegenüber, der am Freitag vor den Medien sagte: «Es wäre das falsche Signal, dass jene belohnt werden, die Widerstand leisten» – womit er Gemeinden wie Gossau und Rümlang meinte, die gegen geplante Deponien bis vor Bundesgericht ziehen. Bis eine Deponie in Betrieb gehen kann, dauert es auch ohne Rekurse im Schnitt fünf bis zehn Jahre. (René Staubli)
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Es braucht Deponien, um die Abfälle unserer Wegwerfgesellschaft zu „versorgen“. Diesen Standort finde ich auch nicht toll. Ein grosser Teil der betroffenen Zone gehört unserer Familie/Verwandtschaft. Wenn alle Gemeinden immer nur „aber bei uns nicht“ rufen, löst dies das Problem nicht.
Was ich nicht verstehe: Weshalb werden nicht menschengemachte „Löcher“ aufgefüllt, anstatt neue Löcher zu buddeln? Ein Beispiel wäre das ehemaliges Quarzsandwerk oberhalb von Benken ZH, und solche Orte gibt es sicher noch mehrere im Kanton Zürich. (Steinbrüche, etc.)
Das darf auf keinen Fall passieren! Die Gemeinde Zollikon muss sich dagegen wehren, im schlimmsten Fall auch bis vor Bundesgericht.