Wie Linkshänder die US-Wahlen beeinflussen

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Balz Spörri: «In wenigen Tagen, am 5. November, wählen die USA eine Präsidentin beziehungsweise einen neuen Präsidenten. Es gibt wohl kaum ein politisches Ereignis, das so gut erforscht ist wie diese Wahl. Dennoch fördert die Wissenschaft immer wieder Erstaunliches zu Tage.»

VON BALZ SPÖRRI

In wenigen Tagen, am 5. November, wählen die USA eine Präsidentin beziehungsweise einen neuen Präsidenten. Es gibt wohl kaum ein politisches Ereignis, das so gut erforscht ist wie diese Wahl. Dennoch fördert die Wissenschaft immer wieder Erstaunliches zu Tage.

Der kanadische Psychologieprofessor Stewart McCann untersuchte kürzlich die US-Präsidentschaftswahlen von 1964 bis 2016. Und kam zu einem verblüffenden Ergebnis: Je höher in einem Bundesstaat der Anteil der Linkshänder war, desto eher wählte dieser Staat einen Demokraten zum Präsidenten. Dies galt mit Ausnahme von 1976 für jede einzelne Wahl.

Doch warum sollte ausgerechnet die Linkshändigkeit die Präsidentschaftswahlen entscheiden? Zwar waren in letzter Zeit auffallend viele US-Präsidenten Linkshänder, nämlich Ronald Reagan, George H. W. Bush, Bill Clinton und Barack Obama. Doch der Anteil der Linkshänder an der Bevölkerung beträgt nur etwa 10 Prozent.

Handelt es sich vielleicht bloss um eine Scheinkorrelation, einen Zufall? Stewart McCann weist in seiner Studie nach, dass der Anteil von Linkshändern bei allen Wahlen seit 1964 im Durchschnitt zu rund 40 Prozent erklären kann, ob in einem Bundesstaat ein Republikaner oder ein Demokrat gewählt wird.

Der Zusammenhang scheint also robust zu sein. Doch warum sollten Linkshänder eher linke Politiker wählen? Stewart McCann hat folgende Hypothese: Linkshändigkeit ist Ausdruck einer genetischen Disposition, die mit einer eher liberalen, offenen Einstellung einhergeht. Diese Disposition äussert sich nur in relativ wenigen Fällen dadurch, dass jemand Linkshänder wird. Auch Rechtshänder können über die gleiche genetische Anlage verfügen. Bei ihnen ist die Linkshändigkeit aber nur «latent» vorhanden, so McCann.

Entscheidend ist: Diese genetische Anlage wird vererbt. Wenn McCanns Theorie stimmt, würden unsere politischen Einstellungen also fast zur Hälfte vererbt.

Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht? Wenn ich mir die jüngsten Wahlen in Europa anschaue, bin ich mir da nicht so sicher.

PS: Donald Trump und Kamala Harris sind beide Rechtshänder

Hier geht es zur Studie

Balz Spörri (geb. 1959) lebt als Journalist und Autor in Zürich.

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