«Wir hoffen sehr, dass alles gut kommt!»
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12. Februar 2025 – Am Montag erlitt eine 53jährige Frau schwere Verletzungen, als sie die Rüterwiesstrasse überqueren wollte und von einem Kehrichtwagen mitgeschleift wurde. Betroffen sind nicht nur das Opfer und seine Angehörigen, sondern auch die Entsorgungs-Firma und ihre Mitarbeitenden.

VON RENE STAUBLI
Als Anwohner der Langwattstrasse im Zollikerberg haben wir über den Jahreswechsel aus nächster Nähe mitverfolgen können, wie die Kehrichtwagen der Firma Obrist jene der Firma Grimm ablösten. Die orangen Fahrzeuge kamen zu Beginn deutlich später bei uns vorbei als die grünen. Offensichtlich benötigten die Chauffeure und Belader eine gewisse Einarbeitungszeit, um mit den neuen Routen zurechtzukommen, die teilweise sehr anspruchsvoll sind: die Lastwagen müssen oft rückwärts in die schmalen, ansteigenden Quartierstrassen gefahren werden. Ein gewisser Anfangsstress war nicht zu übersehen. Doch dann spielten sich die Abläufe spürbar ein.
Könnte es trotzdem sein, dass der schwere Unfall auch eine Folge des Zeitdrucks und der noch ungewohnten Verhältnisse war?

Es ist nicht selbstverständlich, dass der Geschäftsleiter einer betroffenen Firma in einer solchen Situation Stellung nimmt. Thomas Benz tut es und sagt, es seien nun mehrere Wochen vergangen, die Teams hätten die Touren in Zollikon und auf dem Zollikerberg bereits oft abgefahren – «insofern besteht diesbezüglich keine aussergewöhnliche Situation mehr». Die Chauffeure seien es sich gewohnt, im hektischen Verkehrsalltag unterwegs zu sein, «und wir sind uns leider auch bewusst, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen kann – verteilt auf all unsere Gemeinden fahren wir jährlich 1 Million Kilometer in Quartieren ab».
Es liegt auf der Hand, dass die betroffene Equipe nach dem Unfall schockiert war. Was unternimmt eine Geschäftsleitung in einer solchen Situation? Wie wurden die eigenen Leute am Tag des Unfalls betreut, der sich kurz nach 15 Uhr ereignete? Und wie geht man mit dem Personal an den übrigen Standorten um? Ein solcher Unfall gibt intern sicherlich extrem viel zu reden, und man kann die Leute kaum damit alleinlassen.
«Der Schock sitzt bei uns sehr tief», bestätigt Thomas Benz. Zunächst habe man ein anderes Team aufgeboten, das die Tour im Zollikerberg fertig fuhr. Mit den unmittelbar Betroffenen vom Unglücksfahrzeug habe man nach den Einvernahmen durch die Polizei das weitere Vorgehen besprochen und nach bestmöglichen individuellen Lösungen gesucht. «Gleichzeitig informierten wir alle unsere Mitarbeitenden und unterstützen diese da, wo es Hilfe braucht.» Man pflege in der Firma einen offenen Austausch. Aber auch nach einem solchen Unfall müsse der Betrieb weiterlaufen: «Wir müssen / dürfen in allen Gemeinden wie gehabt unsere Entsorgungstouren durchführen.»
Führt ein solcher Unfall dazu, dass das Personal zusätzliche Instruktionen erhält? Eine schnelle Reaktion scheint nicht ganz einfach, denn die Spurenauswertung der Kantonspolizei und des forensischen Instituts erfordert Zeit – wie lange das dauert, kann Mediensprecher Kenneth Jones auf Anfrage nicht sagen: «Das ist bei jeder Untersuchung anders.» Thomas Benz bestätigt das: «Wir haben weder zum Zustand der verletzten Frau noch zum Unfallhergang gesicherte Informationen. Die Polizei ist daran, sämtliche Befragungen durchzuführen und Abklärungen zu machen.»
«Natürlich werden wir die Teams vollständig unterrichten und alle gewonnenen Erkenntnisse weitergeben, sobald wir entsprechende Informationen der Polizei haben», sagt Thomas Benz. Ob und wie dieser Unfall hätte verhindert werden können, wisse man leider noch nicht: «Wir erhoffen uns Antworten aus den laufenden Untersuchungen.»
Die Sicherheit stehe in der Firma stets an erster Stelle: «Wir machen in diesem Bereich bereits seit Jahren viel.» Einerseits gebe es regelmässige Weiterbildungen für die Chauffeure und Belader, «anderseits präsentieren wir unsere Fahrzeuge immer wieder an Schulen, um die Funktion eines Kehrichtfahrzeuges zu erklären und vor allem auf den gefährlichen ‹toten Winkel› aufmerksam zu machen».
Für eine Firma, die mit einem so schweren Unfall konfrontiert ist, stellt sich auch die Frage, wie sie mit dem Unfallopfer und seinen Angehörigen umgehen soll. «Können und wollen Sie da etwas tun?», fragten wir Thomas Benz.
«Aktuell wünschen wir der verletzten Frau einfach nur eine rasche und vollständige Genesung. Wir hoffen sehr, dass alles gut kommt! In einem nächsten Schritt werden wir uns auf jeden Fall bei ihr melden. Je nachdem kann ein Gespräch ja helfen, um diese schwierige Situation zu verarbeiten – sofern dies dannzumal gewünscht ist.»
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