«Wir sind wieder da»

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7. März 2023 – Die Althus-Wohngemeinschaft hat eine lange Corona-Pause hinter sich. Doch diesen Freitag öffnet sie wieder ihre Türen und lädt alle Interessierten zu einer szenischen Lesung nach dem Roman-Zyklus «Menschliche Regungen» des Bestseller-Autors Tim Krohn ein.

Markus Tischer vom Althus
Markus Tischer, Mitbegründer der Althus-WG (Fotos: bl)

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Althus an der Alten Landstrasse 45 melden sich nach einer gut dreijährigen Pause mit einem neuen Kulturprogramm zurück. Nachdem Corona sie gezwungen hatte, auf ihre von bis zu 100 Leuten besuchten Veranstaltungen zu verzichten, warten sie jetzt wieder mit einer Einladung auf: Am Freitag, 10. März, werden Irina Schönen und Gian Rupf, die beim «Kulturplatz» des Schweizer Fernsehens als Sprecherin und Sprecher arbeiten, eine szenische Lesung durchführen.

In «Erich und Gerda» verkörpern die beiden ein über 80-jähriges Ehepaar aus dem Zürcher Kreis 5 und präsentieren Dialoge aus Tim Krohns Roman-Zyklus «Menschliche Regungen». Dazu stellen sie existenzielle Fragen: Wie wollen wir alt werden? Wie gehen wir in unseren Partnerschaften miteinander um? Wie wird es sein, wenn wir hochbetagt und im besten Fall so lebendig wie Erich und Gerda sind?

Gerstensuppe und Kollekte

Markus Tischer, Mitbegründer der Althus-Wohngemeinschaft und Kulturredaktor bei SRF, zeichnet für diesen Abend verantwortlich. Er freue sich, sagt er im sonnenbeschienenen Garten des Hauses, dass Irina Schönen und Gian Rupf den Auftakt zum neuen Kulturprogramm bildeten. Die beiden seien schon öfters bei ihnen zu Gast gewesen und hätten das Publikum jeweils begeistert.

Ab 19 Uhr seien die Türen geöffnet, und man könne einen Teller Gerstensuppe essen. Um 20 Uhr beginne die Veranstaltung. Der Eintritt sei – wie gehabt – frei; die Kollekte diene dazu, den Kunstschaffenden ihren Aufwand ein Stück weit zu entgelten.

Die Wandlung des Althus

Das Althus ist in seiner langen Geschichte immer wieder ein Ort der Begegnungen und des Austauschs für grosse Teile der Bevölkerung gewesen. Viele Jahre diente es als Pfarrhaus, dann wurde es zum Café und Restaurant Althus, in dem auch Altennachmittage und die Mütterberatung ihren Platz fanden.

2009 schrieb die Gemeinde das Haus mit seinen grosszügigen Räumen zum Erwerb im Baurecht aus. Eine Gruppe von Männern und Frauen, darunter Kulturschaffende und Umwelt-Naturwissenschafter erkannte, dass dies genau das Objekt war, in dem sie ihre Idee des gemeinschaftlichen Wohnens in einer grossen Wohngemeinschaft umsetzen konnte.

Sie bekam dann auch wirklich den Zuschlag, renovierte das Haus mit Rücksicht auf seine alte, schützenswerte Bausubstanz und kündigte schon damals an, dass man in der ehemaligen Gaststube, aber auch einmal im Dachstock oder im Sommer im Garten öffentliche Kulturveranstaltungen organisieren werde: Lesungen, kleine Konzerte oder Diskussionen.

Konzertveranstaltung im Althus
Konzertveranstaltung im Althus (Foto: zvg)

Bereits 2011, als die Baugespanne noch standen, legte das Althus-Team unter dem Motto «Kultur auf der Baustelle» los und zeigte den Film «Zusammen», in dem es um gemeinschaftliches Wohnen ging.

Nahe an den Menschen

Den Bewohnenden – zur Zeit sind es acht Erwachsene und drei Kinder im Alter von 8 bis 55 Jahren – war es von Anfang an wichtig, mit dieser Initiative der Öffentlichkeit immer wieder Gelegenheit zu bieten, das geschichtsträchtige Haus, das fast 500 Jahre alt ist, zu besuchen. Bei der Auswahl ihrer kulturellen Events setzen sie auf ein breites Spektrum an Themen, Formen und Kunstschaffende. Dazu sollen die einzelnen Anlässe einen Bezug zum Althus haben: «Sei es, dass wir befreundete Kunstschaffende einladen, sei es dass wir Themen aufgreifen, die uns besonders am Herzen liegen.»

So zeigten sie den Dokumentarfilm «Die Salzmänner von Tibet» der bekannten Schweizer Regisseurin Ulrike Koch, einer ehemaligen Nachbarin. Zweimal organisierten sie Begegnungen der Zolliker Bevölkerung mit Asylsuchenden und versuchten, die Sprachbarrieren mit Hilfe von Übersetzerinnen und Übersetzern zu überwinden.

Ein Abend, erzählt Markus Tischer, sei ihm ganz besonders in Erinnerung geblieben: «Schwarze Beduinen». Da hätten Saada und ihr Vater Yasser Elabad, der vielen bekannt ist als Busfahrer, über ihre Herkunft aus der Negev-Wüste berichtet. Dazu habe man den Film «Entwurzelt» gezeigt, den die Tochter realisiert habe, und es habe Leckereien aus der palästinensischen Küche gegeben: «Eine Begegnung», so Tischer, «dank der viele Besucher bei uns erstmals realisiert haben, wer sich hinter dem Busfahrer verbirgt, der seit Jahren hier arbeitet.»

Häppchen aus der Ukraine

Für den Mai 2023 haben sie ein ukrainisches Künstlerpaar verpflichten können, er Jazzpianist, sie Sängerin, die einzelnen Hausbewohnern bei einem Auftritt des Duos in der Helferei beim Grossmünster in Zürich aufgefallen sei. Sie hätten bereits die Zusage verschiedener Mitglieder der ukrainischen Community in Zürich, dass sie an jenem Abend in Zollikon Häppchen aus ihrer Heimat zubereiten würden.

Für den Rest des Jahres sind die Veranstaltungspläne noch vage. Lukas Schmocker, einer ihrer Bewohner, habe eine Silent-Disco vorgeschlagen, bei der alle Gäste Musik über Kopfhörer hören und dazu tanzen würden: «Akustisch abgeschottet also», fasst Markus Tischer zusammen, «aber trotzdem gemeinsam in einem Raum.» Im Herbst soll es dann wieder etwas konventioneller zu- und hergehen, wenn eine Band, auf deren Zusage man noch warte, ein Konzert gibt. (bl)

Anmeldung willkommen, aber nicht notwendig unter althuszollikon@gmx.ch

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